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Zehn Jahre Konversion Vogelsang

Verantwortliche trafen sich zur Zwischenbilanz – Nationalparkzentrum, NS-Dokumentationsstätte und Lernort – Aktuell rund 200.000 Besucher jährlich, künftig bis zu 400.000 erwartet

 

Trafen sich nach zehn Jahren Konversion Vogelsang zu einer Zwischenbilanz: Dr. Hans-Jürgen Wichardt (v.l.n.r.), Christoph Lorbach, Udo Meister, Victor Neels, Manfred Poth, Thomas Wondra, Thomas Fischer-Reinbach, Johannes Bortlisz-Dickhoff, Michael Deitmer, Günter Rosenke, Albert Moritz Foto: Roman Hövel/vogelsang ip/pp/Agentur ProfiPress

Nationalpark Eifel – Der Nationalpark Eifel – eines der touristischen Leuchtturmprojekte in der Eifel uind somit wichtiger Faktor im entsprechenden Handlungsfeld der Zukunftsinitiative Eifel, wurde nur möglich durch die Konversion des ehemaligen Truppenübungsplatzes Vogelsang in der Nähe von Schleiden im Kreis Euskirchen. Zehn Jahre ist es am 17. April 2012 her, dass offiziell die Konversion des ehemaligen „Camp Vogelsang“ begann. Die belgische Regierung hatte zuvor verkündet, Vogelsang 2005 zu verlassen. Die Bundesrepublik erhielt damit eine anspruchsvolle Immobilie zurück. Die Teilnehmer der Konversionskonferenz und heute Verantwortliche trafen sich anlässlich des Jubiläums zu einer Zwischenbilanz.

Damalige Konferenzergebnisse sind bis heute die Richtschnur

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang GmbH Manfred Poth brachte es auf den Punkt: „Der damals erhoffte öffentliche Invest ist gesichert. Jetzt geht es darum, privaten Invest folgen zu lassen.“ Hans-Jürgen Wichardt, damals stellvertretender Leiter der Oberfinanzdirektion Köln und Michael Deitmer vom NRW-Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr, damals und heute Konversionsbeauftragter des Landes, sind sich einig: „Die Voraussetzungen waren schwierig.“ Eine Fläche von 100 Hektar und mit NS-Geschichte belastet ging auf den Bund über. „Da meinte mancher: Sprengt Vogelsang!“, erzählte Wichardt. „Wir haben für den Bund die Verantwortung für das Gelände übernommen. Bis zu 6 Millionen Euro haben wir bereitgestellt, um die Infrastruktur in Vogelsang für privaten Invest auf Vordermann zu bringen“, betonte Thomas Wondra von der Bundesanstalt für Immobilien, heute Eigentümer des Geländes. Mit der Vermarktung sollten keine Gewinne erzielt werden, sondern vielmehr die Refinanzierung der Infrastruktur erfolgen. Die Ergebnisse der Konferenz seien heute noch Grundlage für ihr Agieren.

Auch 100 Quadratkilometer Truppenübungsplatz um Vogelsang wurden frei. Michael Deitmer sah für das Land damals eine Chance: „Wir wussten, dass hier der erste Nationalpark in NRW mit einem Zentrum in Vogelsang entstehen könnte.“ Ein weiteres Thema der Konferenz sei Vogelsang als Erinnerungs- und Lernort zur Geschichte des Nationalsozialismus gewesen. Landrat Günter Rosenke und der ehemalige Bürgermeister der Stadt Schleiden Christoph Lorbach sind sich heute einig: „Wir wussten nicht, welche Dimensionen auf uns zukommen würden. Aber klar war, die Konversion muss auf den Schultern der gesamten Region ruhen.“ Die war nach kurzer Zeit im Boot: 100 Amts- und Mandatsträger sowie Vertreter aus Verbänden und Institutionen der Region nahmen an der Konferenz 2002 teil.

Konversionsprozess war Neuland für alle

Die Konferenz war Startschuss für einen Lenkungskreis unter der Leitung von Landrat Günter Rosenke. Ein europaweites Verfahren für eine Machbarkeitsstudie wurde auf den Weg gebracht. Bund, Land und Region sagten ihr finanzielles Engagement in Vogelsang zu. Rosenke: „Wir leiteten damals den Konversionsprozess, der auch für uns Neuland war. Der Kreis Euskirchen stürzte sich da mit Elan rein. Heute sind wir stolz, dass wir gemeinsam geschafft haben, was wir vor 10 Jahren vorhatten.“ 170 zivile Arbeitsplätze seien mit dem Verlassen der Belgier damals weggefallen. Lorbach: „Die Frage der Altlasten hatte uns umgetrieben.“ Udo Meister sprach als stellvertretender Bürgermeister der Stadt Schleiden in der Gegenwart: „Wir sind sehr zuversichtlich und versprechen uns neben den 60 neu entstandenen Arbeitsplätzen am Standort Vogelsang und jenen in der Region noch mehr für die Zukunft. Das grenzüberschreitende Leuchtturmprojekt Vogelsang mit seinen Grundlagen aus dem Flächennutzungsplan 2007 birgt einmalige Entwicklungschancen, über die wir sehr glücklich sind.“

Victor Neels, ehemaliger Kommandant des ‚Camp Vogelsang‘: „Natürlich hatten wir damals Angst, als wir Belgier den Ort den Deutschen überließen. Wir sind nun aber froh mit in der Geschichte und der Überführung Vogelsangs zu einem demokratischen Ort dabei gewesen zu sein und sie auch maßgeblich begleitet zu haben. Vogelsang ist heute der Beweis für ein anderes Deutschland.“ „Dem Statement von Neels müssen wir am Standort gerecht werden“, ergänzte Manfred Poth. Besonders das Engagement der Region mit unter anderem der Präsenz des Schwimm- und Sportvereins mit rund 2.000 Mitgliedern und des vogelsang ip-Personals sei es zu verdanken, dass ein Ziel in besonders greifbarer Nähe ist, das neue Forum Vogelsang mit einer NS-Dokumentation, einer Nationalparkausstellung und die Einrichtung eines Besucherzentrums mit einem SchauFenster-Eifel. „Den ersten Auftragsvergaben habe ich zugestimmt. Anfang Mai rollen hier die Bagger an und der Umbau kann endlich losgehen.“ Das Land und die EU sowie die Gesellschafter finanzieren 35 Millionen Euro für Umbau und Sanierung der Kernnutzung Forum Vogelsang.

Vogelsang kein Anziehungspunkt für Neonazis

Von Anfang an sollte Vogelsang als Anziehungspunkt für Neo-Nazis verhindert werden. Der Landschaftsverband Rheinland als Hauptgesellschafter mit Herrn Johannes Bortlisz-Dickhoff erachtet den Erhalt des Ortes für die außerschulische Jugendbildungs- und Friedensarbeit als besonders wertvoll: „Orte wie dieser sind wichtig, um die Dramatik und die Dimensionen des Nationalsozialismus für die Nachwelt erlebbar und begreifbar zu machen.“

Die Grundlagen für den Lernort lieferte die Standortentwicklungsgesellschaft (SEV) bereits 2005. Der Geschäftsführer Thomas Fischer Reinbach schaut in die Zukunft: „Hier entstehen demnächst eine Astronomiewerkstatt mit einem Darksky-Reservat, ein Hochseilklettergarten, ein Baumwipfelpfad, ein Outdoorzentrum, sowie das DJH.“ Auch ein standortgerechtes Hotel soll her. Geplant ist darüber hinaus die Fläche des historisch geplanten Haus des Wissens als „Open Space“, d. h. als zentrale Aufenthalts- und Veranstaltungsfläche zu gestalten. „Das sind wahre Zukunftsperspektiven!“

Mit der geplanten Vermarktung des Standortes mit privaten Investoren stellte sich seinerzeit auch die Frage „Was hier machbar ist“. Auf eine Zeitungsannonce mit dieser Frage hin antwortete damals der heutige Geschäftsführer der vogelsang ip gemeinnützige GmbH Albert Moritz mit seiner Machbarkeitsstudie.

Heute würde sich bereits mit der bildungspolitischen Ausrichtung das Optimum dessen abzeichnen, was aus dem Standort gemacht werden könne. Moritz: „Vogelsang ist mit 200.000 jährlich bereits eine starke Adresse in der Eifel. Erwartet werden zukünftig und mit weiteren Nutzungen sogar 400.000. Lassen Sie uns in zehn bis fünfzehn Jahren noch einmal zur Bilanz treffen. Wir werden dann auf einer neuen Qualitätsstufe angekommen sein.“

pp/Agentur ProfiPress