„Tierwanderung“ im Schlachthof
Der in Bürvenich und Shanghai lebende Künstler Rolf A. Kluenter, der seit vielen Jahren eng mit dem Heilpädagogischen Zentrum „Haus Lebenshilfe“ in Bürvenich zusammenarbeitet, hat nach der viel beachteten PULS-Ausstellung mit behinderten Akteuren im Stadtmuseum Euskirchen erneut eine Kunstaktion in der Kreisstadt gestartet – Bildband und Wandmalereien mit dem ladhakischen Künstler Kunzang Rangdol bereiten den „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag, 9. September, vor – Oliver Knuths „Eugebau“ und Bürgermeister Dr. Uwe Friedl arbeiten Hand in Hand
Euskirchen/Zülpich-Bürvenich – Der Künstler Rolf A. Kluenter, der erst vor wenigen Monaten das Film-Projekt „PULS – Stadt, da pocht ein Herz“ in Zusammenarbeit mit dem Heilpädagogischen Zentrum Haus Lebenshilfe Bürvenich im Stadtmuseum Euskirchen präsentiert hatte, hat jetzt einen Bildband über den Schlachthof Euskirchen erstellt.
Die Publikation trägt den Namen „SCHLACHT.MEISTER“ und wird in einer auf nur 168 Exemplare limitierten Auflage herausgegeben. Die gemeinnützige Baugesellschaft Eugebau, seit 2017 Eigentümerin des denkmalgeschützten Gebäudes, hatte Rolf A. Kluenter beauftragt, das Gebäude und seine Einrichtung fotografisch festzuhalten.
Dabei sind ungewöhnliche kunstvolle Momentaufnahmen entstanden, die in dem Bildband zusammengefasst wurden. Das Buch ist damit zugleich ein zeitgeschichtliches Dokument für die Stadt- und Baugeschichte.
Am Tag des offenen Denkmals, Sonntag, 9. September, können die Bildbände im Schlachthof, der in diesem Jahr erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, gegen eine Spende in Höhe von mindestens 20 Euro oder mehr erworben werden. Alle Bücher sind vergangene Woche im Schlachthof vom Künstler persönlich nummeriert und signiert worden.
Flucht in höheren Seinszustand
Die ersten Exemplare überreichte der aus Bürvenich stammende Bauernsohn und heutige Foto- und Videoinstallationskünstler und Kunstprofessor unter anderem in Katmandu und Shanghai im Schlachthof an den Euskirchener Bürgermeister Dr. Uwe Friedl sowie an Stadtarchivarin Dr. Gabriele Rünger, Corinna Relles (Untere Denkmalbehörde) und „Eugebau“-Geschäftsführer Oliver Knuth. Den Erlös aus den Spenden will die „Eugebau“ der Stadt Euskirchen zur Verfügung stellen, um die in die Jahre gekommene Beschilderung historischer Bauwerke zu erneuern.
Kluenter war vom stillgelegten Schlachthof so fasziniert, dass ihm spontan die Idee zu einer weiteren Kunstaktion kam. Gemeinsam mit dem indisch-ladakhischen Künstler Kunzang Rangdol hat er vergangene Woche eine geflieste Wand im Schlachthof im Rahmen eines Ein-Tages-Malerei-Marathons mit 168 Tiermotiven versehen. Das Bild vereint zeitgenössische und buddhistisch-traditionelle Motive. Beendet wurde das Happening erst am späten Abend, als die Malerei für beide Künstler zufriedenstellend vollendet war.
Die Wandmalerei mit dem Titel „Tierwanderung/ANIMAL MIGRATION“ hat einen engen Bezug zum Schlachthof. Sie zeigt zum einen dort gefangene Tiere, jedoch auch solche, die sich auf den Weg gemacht haben, diese Tiere zu befreien.
Ein dritter Bestandteil des Bildes sind die befreiten Tiere. Sie werden dargestellt durch eine Herde von Rehen und Hirschen, die in paradiesischer Umgebung leben. Ihre Körpersprache zeugt von einem höheren Seinszustand. Das Bild wird der Öffentlichkeit ebenfalls im Rahmen des Tages des offenen Denkmals zugänglich gemacht und soll für ein besonderes Highlight an diesem Tag sorgen.
„Eine große Ehre für die Stadt“
Silke Winter, die Pressesprecherin der Stadt Euskirchen, schreibt: „Dass zwei international tätige und anerkannte Künstler ein solches Projekt in Euskirchen durchgeführt und dabei ein beeindruckendes Werk geschaffen haben, ist eine große Ehre für die Stadt.“ Die „Eugebau“ wolle versuchen, das Werk langfristig zu erhalten.
Seit 2016 arbeitete Rolf A. Kluenter bereits in der Kreisstadt Euskirchen an dem Kunstprojekt „PULS – Stadt, da pocht ein Herz!”. Das Projekt begleitete die Eröffnung der Autismus-Ambulanz und Betreutes Wohnen der Lebenshilfe (HPZ). Diese hat im Neubau der EUGEBAU in der „City Süd“ hinter dem Bahnhof eine neue Heimat gefunden.
Rolf A. Kluenter filmte Szenen und Interviews mit Menschen mit und ohne Handicap, Schauspielern, Künstlern und Sängern. Dreh- und Angelpunkt des Filmprojekts war der Bahnhof Euskirchen; er fungierte als Bühne für die verschiedenen Erzählebenen. Menschen, die von der Lebenshilfe HPZ betreut werden, spielten die Hauptrollen des Films.
Kunzang Rangdol wurde 1978 in Leh, Ladakh, Indien, geboren und wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Schon sein Großvater und Vater Nawang Dorjey wurden in den buddhistischen Kommunen der Himalaya-Region als traditionelle Künstler respektiert.
Von 1985 bis 1997 studierte der junge talentierte Kunzang Rangdol unter der persönlichen Anweisung des buddhistischen Meditationsmeisters H.E. Shoktshe Rinpoche (Abt des Klosters Tashi Choling) in der privaten Kunstschule für buddhistisch traditionelle Kunst in Sikkim. Von 1997 bis 2004 arbeitete er als künstlerischer Assistent unter mehreren Meistern der tibetisch traditionellen Kunst in verschiedenen Projekten in Nepal und Indien. Seit 2005 ist Kunzang Rangdol als unabhängiger und freischaffend-traditioneller Künstler tätig.
pp/Agentur ProfiPress