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„So wie jetzt, kann es nicht bleiben“

Die Ergebnisse der Mechernicher Katholiken-Vollversammlung stoßen beim Bistum in Aachen auf positives Echo – Pfarrer Erik Pühringer sieht die Zukunft in einer Ermöglichungspastoral, die von Klerikern, Ehrenamtlichen und anderen Gläubigen aktiv gestaltet wird

Mechernich – „Die Ergebnisse und Ideen können sich sehen lassen“, sagt ein stolzer Pfarrer Erik Pühringer. 28 seiner „Schäfchen“ hatten sich im Dezember 2021 in einer Vollversammlung der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) St. Barbara am Meinungsbildungsprozess des „Heute-bei-Dir“-Prozesses des Bistums Aachen beteiligt, wo jeder eingeladen ist, mitzureden, wie die Zukunft und Struktur der Kirche im Bistum Aachen aussehen könnte.

In diversen Workshops und Kleingruppen wurden Modelle sowie deren Chancen und Risiken offen und konstruktiv aber auch kontrovers diskutiert. Das Ergebnis zu dem die Mechernicher Katholiken kamen, liest sich eindeutig und unmissverständlich: „So wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben.“ Das wurde auch dem Bistum Aachen signalisiert.  

Aber wie könnte es aussehen? Bei den vorab diskutierten Modellen gibt es drei Stoßrichtungen. Im Modell 1 würden die bisherigen Pfarreien bleiben und die GdG größer. Mit Modell 2 tritt anstelle der GdG eine neue Pfarrei mit bis zu 55.000 Katholiken. Die Gründung von acht neuen Pfarreien im ganzen Bistum sieht dagegen Modell 3 vor. Modell eins sei besonders nah an den jetzigen Formen und am vertrautesten – „eine zunächst sympathischste Lösung“, so Pühringer: „Bei Modell zwei und drei äußerten viele Teilnehmer ihre Skepsis gegenüber den großen Strukturen.“

Welche Variante schlussendlich vom Synodalkreis des Bistums gewählt wird, müsse man abwarten. Er selber will sich heute noch nicht festlegen, welches Modell er bevorzugt. „Alle Szenarien beschreiben letztlich nur einen Bilderrahmen. Viel wichtiger ist, dass bei der gewählten Variante innerhalb der Strukturen ausreichend Platz und Möglichkeit gegeben sind, innendrin mit bunten Farben zu gestalten – und zwar von allen Beteiligten gemeinsam“, betont Pühringer.

„So wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben“, lautet das Fazit der GdG-Vollversammlung, die Pfarrer Erik Pühringer zum „Heute-bei-Dir“-Prozesses an das Bistum Aachen weitergeben konnte und dort auf positives Echo gestoßen ist. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

„Das, was wir brauchen!“

Bis zum höchsten Gremium des „Heute-bei-Dir“-Prozesses sind mittlerweile die Ausarbeitungen und Ergebnisse der Mechernicher Katholiken vorgedrungen – und auf ein überaus positives Echo gestoßen. „Genau das, was wir brauchen!“, so der Tenor aus Aachen. Gefallen hat vor allem, dass Probleme von den GdG-Gläubigen offen angesprochen wurden und damit Kritik direkt von der Basis kommt.

Auch, wenn es wehtue, sagt Pühringer, man müsse ran, gegebenenfalls sich auf dem Weg und im Prozess der Neufindung von Liebgewonnenen und Vertrautem verabschieden und im Zweifel auch die Grundsatzfrage aller Fragen zulassen, nämlich: „Müssen wir das alles so wie bisher überhaupt noch aufrechterhalten?“ Die sinkende Zahl von Priestern und Ehrenamtlern in der Kirche tue sein Übriges und erhöhe den Druck.

Erik Pühringer ist überzeugt, dass sich das Bild des Bistums wandeln muss. Er sieht den Pfarrer nicht mehr in einer priesterzentrierten Pastoral, sondern in einer sogenannten Ermöglichungspastoral, in der man gemeinsam Kirche sein und Glauben gestalten darf: „Wo es auch darum geht, die Lebendigkeit der Menschen und ihre Ideen, die sie haben, und das was sie ausprobieren wollen, zuzulassen, zu wecken, zu hegen, zu pflegen, um eine ganz individuelle, bunte Blumenwiese zu erhalten.“ Von deren Gedeihen wiederum die Glaubens-Gemeinschaft profitiere.

Pfarrer Erik Pühringer hatte im Dezember 2021 erstmals zu einer Vollversammlung der Gemeinschaft der Gemeinden St. Barbara in die Mechernicher Pfarrkirche St. Johannes Baptist eingeladen. 28 Katholiken kamen und beteiligten sich wie hier in Workshops am Meinungsbildungsprozess, wie die Zukunft der Kirche von Aachen aussehen könnte. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Andocken

Andocken dürfen, mit Freude mitmachen, eigene Qualitäten einbringen, lautet das Credo Pühringers. Zu wenige Ehrenamtler und Priester, trügen heute viel zu viele Lasten. Das müsse sich auf mehr Schultern verteilen. „Sonst schreckt das nur ab und ein Burnout ist programmiert“, so Pühringer.

Der Priester fungiert in diesem modernen Bild der Kirche Pühringers mehr wieder wie ein Wanderseelsorger: „Der dazukommt, inspiriert, unterstützt oder einfach nur mitmacht oder beiwohnt.“ Das Prinzip funktioniere aber nur mit Ehrenamtlichen – egal ob kleine oder große Räume.

Die Mechernicher GdG-Versammlung sieht der Pfarrer als Startschuss.  Ergebnisse des „Heute-bei-Dir“-Prozesses erwartet Pühringer frühestens 2023.

Die französische Kirche nimmt er als segensreiches Vorbild, die gerne nach dem Prinzip verfahre, erstmal auszuprobieren und die Erkenntnisse später erst in ein Konzept einfließen zu lassen. Seine Hoffnung daher: „Man braucht nicht alles direkt in Stein zu meißeln, man darf auch erste Schritte einfach wagen.“

pp/Agentur ProfiPress