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Religion und Brauereiwesen

Ortsportrait Lückerath erschien anlässlich des 50. Jahrestages der Kommunalen Neugliederung in Mechernich – Kinderkirmes, Schulfest, Traktortreffen, Klappern, Martinszug und eine Turnhalle als Dorfgemeinschaftshaus

Mechernich-Lückerath – „Auf der einen Seite befindet sich die wuchtige unter Denkmalschutz stehende Backsteinfassade, etwas oberhalb das eher zierlich wirkende, schlanke weiße Gebäude mit einem Turm. Nicht nur äußerlich, sondern auch nach der Zweckbestimmung scheinen die ehemalige Bierbrauerei Pünder und die katholische Kapelle St. Luzia aus dem Jahre 1718 im Dorf Lückerath einen Gegensatz zu bilden“: So eröffnet der Autor Michael Nielen ein Ortsportrait über Lückerath anlässlich des 50. Jahrestages der Kommunalen Neugliederung in Mechernich.

Damals fusionierten in zwei Schritten (1969 und 1972) insgesamt 44 Dörfer und Weiler zunächst zu den Gemeinden Mechernich und Veytal und dann zu einer einzigen Kommune am Bleiberg, der 1975 die Stadtrechte verliehen wurden.

Karklappern mit der Kapelle St. Luzia im Hintergrund: Religiöses und weltliches Brauchtum gehen im günstigsten Fall Hand in Hand. Und Glaube und Spiritualität sind keine gestelzte Frömmelei, sondern existenzielles Bedürfnis. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich feierte aus diesem Anlass zum dritten Mal nach 2015 (Verleihung der Stadtrechte) und 2017 (Jubiläum Städtepartnerschaft Mechernich-Nyons) ein Stadtfest, zu dem ein Sonderheft des Weiss-Druck-Verlages mit Ortsportraits herauskam, die die Agentur ProfiPress an dieser Stelle nach und nach in erweiterter Form noch einmal herausbringt.

Glaube ist existentiell wichtig

Den eingangs von WochenSpiegel-Redakteur Michael Nielen konstruierten Gegensatz zwischen der in Lückerath direkt neben der ehemaligen Bierbrauerei Pünder stehenden Luzia-Kapelle teilt sein Gesprächs- und Interviewpartner Manni Lang aus Lückerath nicht. „Das kann man so sehen“, sagte der Buchautor, Diakon, Redakteur und Mundart-Sprecher im Interview, „muss man aber nicht.“ Denn für ihn persönlich gehören Frohsinn, Lebenslust und auch das Bedürfnis, einmal über die Stränge zu schlagen, ebenso zum Dasein wie der Glaube und Spiritualität.

Zwei Gebäude als Synonym für eine Lebenseinstellung: Manni Lang, die ehemalige Brauerei und das Kapellchen. Foto: Michael Nielen/WoSpie/pp/Agentur ProfiPress

„Man muss auch mal einen draufmachen, auch ich bin keineswegs ein Kind von Traurigkeit“, schmunzelt Lang, der aus dem 1000 Meter entfernten Bleibuir stammt und seit 30 Jahren in Lückerath lebt – und zwar auf genau dem Bauernhof in der Schoßbachstraße, auf dem seine Mutter Gertrud Schmitz 1920 geboren wurde.

Religion ist für Lang etwas Existenzielles, „lebenswichtig und unverzichtbar“, allerdings auch etwas „völlig Normales, Unspektakuläres, Unprätentiöses“: „Der Glaube, Beten, das Leben entlang den Gepflogenheiten des Kirchenjahres waren und sind bei uns so normal wie morgens aufstehen, frühstücken, arbeiten und abends wieder ins Bett gehen.“

Auch das gibt es noch in Lückerath: Weihnachtsbläser ziehen am 4. Advent durch die Straßen und künden von der bevorstehenden Geburt des Erlösers. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Weltliche“ und „geistliche“ Haltung und Handlungen sind für den Lückerather zwei Seiten derselben Medaille – beide gehören „zum sogenannten richtigen Leben“, findet Lang, „Aktion und Kontemplation sind untrennbar verbunden.“ Sie stünden nicht gegeneinander, sondern ergänzten und bedingten sich. „So bin ich erzogen worden, das war bei uns gängige Praxis. Da gehörte das Gebet nicht nur zur Mahlzeit dazu – und das war keine Frömmelei, sondern gelebte Normalität“, so Lang.

Mehr Bier, weniger Schnaps

Die beiden Gebäude in Lückerath stehen für ihn als Synonym für diese Lebenseinstellung. Auf der einen Seite die ehemalige Brauerei Pünder, in der von 1855 bis 1918 Bier gebraut wurde. „Das Bier“, so Manni Lang, „wollte man zur Blütezeit des Mechernicher Bleibergbaues in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Bergleuten schmackhaft machen, um sie vom Schnapstrinken abzuhalten.“

Die Lückerather Bauern- und Unternehmerfamilie Pünder unterhielt unter anderem auch eine Wassermühle und diese Bierbrauerei (hier beim Treckertreffen 2019). Der Alkohol war am prosperierenden Bleiberg des 19. Jahrhunderts mit bis zu 4500 Beschäftigten ein Problem. Mit preiswertem Bier unter anderem aus Lückerath hofften die Bergwerksbetreiber Kreuser den Schnapskonsum unter den Knappen einzudämmen. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress

Michael Nielen schreibt: „Theo Schoddel, Lückerather Dorfchronist, erzählt gerne die Geschichte, dass der Volksmund im Läuten der Kapellenglocken den Reim »Pönder längt dat Bier – Ponder längt dat Bier!« herausgehört habe. Die kleine Luzia-Kapelle, in der heutzutage noch einmal im Monat Heilige Messe gefeiert wird, verfügt über insgesamt zwei Glocken.  

Beim Weltjugendtag 2005 in Köln gab es an der Grundschule Lückerath ein von der Zeltlagergemeinschaft Camp St. Agnes der GdG St. Barbara Mechernich und Diakon Manni Lang organisiertes internationales deutsch-französisch-chinesisches Jugendlager. Foto: Archiv/pp/Agentur ProfiPress

Mit der Kapelle verbindet Manni Lang eine tiefe Erinnerung – das Foto eines Ehepaares, das auf den Stufen vor der Kapelle in armer Zeit kurz nach dem Kriege abgelichtet wurde. Der Mann in einem schlechtsitzenden Anzug, der offensichtlich zu klein war, die Frau im weißen Hochzeitskleid.

„Das Bild stammt von 1946, die nicht richtig passenden Festtagskleider waren gegen Naturalien vom Bauernhof gehamstert. Es ist das Hochzeitsfoto meiner Eltern“, sagt Manni Lang. Ihm war es daher ein Bedürfnis, nach seiner Weihe zum Ständigen Diakon in dieser Kapelle mit seinen Mitbrüdern und Pfarrer Jaison Thazhathil, dem aus Indien stammenden stellvertretenden Generalsuperior der Communio in Christo, Messe zu feiern.

Offene Ganztagsschule

Lückerath ist neben Mechernich, Kommern und Satzvey einer von vier Grundschulstandorten in der Stadt Mechernich. Die von Sonja Daniels geleitete Offene Ganztagsschule ist integrativ und gilt als überaus sozial engagiert. Das jährliche Schulfest gehört neben der berühmten „Lückerather Kinderkirmes“ am 3. Sonntag im September und dem alle zwei Jahre an Christi Himmelfahrt stattfindenden Traktortreffen zu den gesellschaftlichen Highlights im Jahresablauf.

Die Grundschule Lückerath ist wegen ihres sozialen Engagements, aber auch wegen ihrer fortschrittlichen Lehr- und Lernmethoden bekannt: Hier ein Bild von der Einführung so genannter „Smartboards“ durch die Firma „ComTec“. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Aber auch Martinszug und Martinsfeuer, Silvesterparty im Dorfgemeinschaftshaus „Alte Turnhalle“, Karneval und Stammtisch der Traktorenfreunde gehören zu den Lustbarkeiten der Dorfgemeinschaft.

Michael Nielen/pp/Agentur ProfiPress

Der Fortschritt macht auch vor den Toren der Dörfer des „Wilden Westens“ der Stadt Mechernich nicht Halt: Hier ein Symbolfoto von der Verlegung superschneller HDSL-Glasfaserleitungen mit dem damaligen Lückerather Ortsvorsteher und Ratsherrn Theo Schoddel (v.l.), Volksbanker Heinz-Gerd Züll, dem Kommunalpolitiker Jino Edechelatu, Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, dem Telekom-Manager Gerd Wolter, Gregor Theißen und dem Mechernicher Wirtschaftsförderer Peter Dierichsweiler. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Die „Lückerather Kinderkirmes“ am 3. Sonntag im September ist im ganzen Umland berühmt und lockt jeweils Tausende an. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress