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Großer Andrang bei Filmvorführung

Kommunales Integrationszentrum und Gemeinde Kall zeigten Flüchtlingsdrama „Meine Heimat“ im Kulturraum der Ene – Übersetzung von den Bufdis Ahmad Almohamad aus Kall und Mohamad Hasan Dakkak aus Euskirchen

Kall – Das Bild des dreijährigen Aylan, des syrischen Flüchtlingsjungen, der im Herbst 2015 am Strand der türkischen Stadt Bodrum tot gefunden wurde, ging um die Welt. Aylan war mit anderen Flüchtlingen auf dem Weg von der Türkei auf eine griechische Insel und fand den Tod.

Den gleichen Weg „wählen“ auch die zehn Erwachsenen und das Baby, die die von der Türkei eigentlich nur wenige Kilometer lange Route bis nach Kos bewältigen müssen. Doch statt der vom Schlepper angepriesenen „Fünf-Sterne-Überfahrt“ erwartet die elf Syrer ein rotes Gummiboot ohne Bootsführer und ein fast leerer Tank. Mit der dramatischen Überfahrt beginnt eine Odyssee, die nur die wenigsten der elf Syrer überleben.

Rund 140 Zuschauer kamen zur Filmvorführung in den Kulturraum der Ene in Kall. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Davon handelt der Spielfilm „Meine Heimat“, der in Syrien als dreiteilige Mini-Serie im Fernsehen lief und nun in Kall aufgeführt wurde. 140 Menschen waren auf Einladung des Kommunalen Integrationszentrums und der Gemeinde Kall in den zum Bersten gefüllten Kulturraum der Energie Nordeifel gekommen, um sich das Drama anzuschauen.

„Der Film zeigt die Strapazen einer Flucht“, erzählt Mohamad Hasan Dakkak, der seinen Bundesfreiwilligendienst im Integration Point des Jobcenters Euskirchen verrichtet. Gemeinsam mit dem Kaller Ahmad Almohamad, Bundesfreiwilligendienstler im Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (Kobiz) des Kreises Euskirchen, hatte er die syrische Mini-Serie in monatelanger Arbeit übersetzt, Cosima Wernecke vom Kobiz fungierte als Lektorin.

Mohamad Hasan Dakkak (v.l.) und Ahmad Almohamad haben den Film übersetzt und untertitelt, Alice Gempfer (Gemeinde Kall) und Roland Kuhlen (Kreis Euskirchen) begrüßten die Gäste. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

„Die Bilder waren beeindruckend“, sagte Michael Heller, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters in Kall. „Man hat immer viel gehört von den Flüchtlingsdramen, aber es ist etwas anderes, wenn man sie wie hier in einer Geschichte gezeigt bekommt.“ Roland Kuhlen vom Kommunalen Integrationszentrum hat den Film, der auf Arabisch mit den von Dakkak und Almohamad erstellten deutschen Untertiteln gezeigt wurde, schon dreimal gesehen und ist jedes Mal ergriffen.

Für 3735 Syrer, die auf der Flucht umgekommen sind, wurden von den Zuschauern Kerzen angezündet. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Allerdings gibt er auch zu: „Man muss sich auf die orientalische Erzählweise, die den meisten hier nicht geläufig ist, einlassen.“ Denn bei aller Tragik gibt es bei „Meine Heimat“ auch viel Theatralik und Pathos. Selbst eine eigentlich undenkbare Liebesgeschichte ist vorhanden.

Die interkulturelle Band Kalimba  musizierte. Sie spielten nicht nur den Titelsong des Films, „Mawtini“, sondern auch „We Are the World“. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Dennoch hat die Aufführung wie schon bei der Deutschlandpremiere vor ein paar Wochen in Euskirchen die Zuschauer mitgerissen. Nach den 100 Minuten erhoben sie sich zur Schweigeminute, anschließend wurden Kerzen für 3735 Syrer angezündet, die bei der Flucht ums Leben gekommen sind. Mit den Liedern „Mawtini“, dem Titellied des Films, und der Michael-Jackson/Lionel-Richie-Komposition „We Are the World“ präsentierte die interkulturelle Kaller Band Kalimba um Reiner Klein, die regelmäßig an den Begegnungscafés der Kaller Flüchtlingshilfe teilnimmt, noch einen musikalischen Abschluss.

Ein Kerzenmeer für 3735 Syrer, die auf der Flucht gestorben sind. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Außerdem hatten Zuschauer die Möglichkeit, sich zu äußern – von Entschuldigungen über die Abschiebepolitik bis zum Dank an Bundeskanzlerin Angela Merkel reichte das Spektrum. Der Schleidener Hassan Deldjouye Shahir, der aus Persien stammt und schon seit Jahrzehnten in Deutschland lebt, machte noch einmal deutlich, dass die Flüchtlinge alles gegeben und zurückgelassen haben. Doch in Deutschland fühlt er sich wohl: „Ich bin so stolz auf meine neue Heimat“, sagte er.

pp/Agentur ProfiPress