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Feuerwehr als Krimidarsteller

Aus der bewegten Geschichte der Löschgruppe Bleibuir, die am 23. und 24. Juni ihr 100jähriges Bestehen feiert – Dreharbeiten in Sachen Brandstiftung, 1966 das eigene Gerätehaus abgefackelt – Der Quantensprung erfolgte mit dem Wechsel von der Handdruckspritze aufs High-Tech-Tanklöschfahrzeug für damals unvorstellbare 70 000 Mark – Zum Jubiläum gibt es Live-Musik, Tanz, die „Cocktailbar 112“, Kinderspiele, Rundfahrten, Konzert, Schauübung und einen Festkommers mit Ehrungen und Beförderungen

Die aktuelle Mannschaft der Bleibuirer Jubiläumswehr, die am 23. und 24. Juni ganz groß ihr 100jähriges Bestehen feiert. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich-Bleibuir – Im Jahre 1912 wurde die Feuerwehr Bleibuir gegründet. Ihr erster Leiter, Schmiedemeister Johann Büth, wurde damals nicht mit „Brandmeister“ betitelt, sondern hieß „Feuerwehrhauptmann“. 100 Jahre später, am Wochenende 23./24. Juni 2012, feiert die Löschgruppe Jubiläum. Aktueller Löschgruppenführer ist Guido Esser, sein Stellvertreter ist Ulrich Breuer, und der Zugführer des Löschzuges 7/2, dem die Bleibuirer Löschgruppe mit ihren 26 Aktiven (zwei Frauen, 24 Männer) angehört, ist ebenfalls ein Bleibuirer, nämlich der in Lückerath lebende Brandinspektor Gerd Geller, der selbst lange Jahre die Bleibuirer Löschgruppe geleitet hatte.

Ihr 100jähriges Bestehen feiert die Wehr am Samstag, 23. Juni, und Sonntag, 24. Juni, mit einem großen Feuerwehrfest. Während der Samstag ab 20 Uhr eher gesellig verläuft mit Live-Musik der Band „Top Gun“ und coolen Drinks an der „Cocktailbar 112“ im Feuerwehrgerätehaus Bleibuir, ist der Sonntag dem formellen und offiziellen Teil des Jubiläums vorbehalten. Um 10.30 Uhr versammeln sich die Freiwilligen, die sich dem alten Leitsatz „Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr“ verpflichtet fühlen, mit den Angehörigen der örtlichen Pfarrgemeinde St. Agnes zum Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Agnes. Von dort zieht nach Gottesdienstende ein Festzug unter musikalischer Begleitung des Tambourcorps „De Hommele“ Bergbuir zum frisch renovierten Feuerwehrgerätehaus. Dort steht ein kurzer Festkommers mit Ehrungen und Beförderungen auf dem Programm. Ab 12.30 Uhr spielt der Musikverein Bleibuir zum Frühschoppen auf. Es gibt ein großes Spielangebot für Kids mit Hüpfburg, Kettcars, Basteln und Fahrten in Einsatzfahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehr. Für 15 Uhr wird eine Schauübung der Jugendfeuerwehr des Zuges 7/2 durchgeführt. Bleibuir hat im Mai ihre Jugendarbeit reaktiviert. Es haben sich13 Jugendliche (sieben Mädchen und sechs Jungen) unter der Leitung der Jugendfeuerwehrwarte Nicole Josephs (Lückerath) und Jörg Breuer (Bergbuir) zusammengeschlossen.

Ausgestellt und zu Rundfahrten bereitgestellt wird auch der moderne Fuhrpark der 100 Jahre alten Löschgruppe, ein Tanklöschfahrzeug 16/24 TR mit technischer Hilfeleistungsausrüstung, ein Einsatzleitwagen und das Tragkraftspritzenfahrzeug TSF. Es gibt Blaulichtschnitzel und andere leckere Speisen und Getränke, nachmittags ist die Cafeteria reichlich mit Kaffee und Kuchen bestückt.

Die Jubiläumswehr entstand aus mehreren Fusionen ehemals selbständiger Löschgruppen der Pfarrgemeinde St. Agnes, die bis 1969 identisch war mit der Zivilgemeinde Bleibuir. Das waren die ehedem selbständigen Löschgruppen Bleibuir, Bergbuir, Lückerath/Schützendorf und Voißel. Der von Gerd Geller geführte Löschzug 7/2, dem auch die Löschgruppe Bleibuir angehört, setzt sich aus sämtlichen Wehren der Stadt Mechernich zusammen, die bis 1969 zum damaligen Amt Hergarten gehörten. Das sind die Löschgruppen Bleibuir, Glehn und Floisdorf. Zu den beiden letztgenannten Einheiten gehören auch Hostel, Eicks und Berg.

Zugführer Gerd Geller erinnerte im Vorfeld des 100jährigen Bestehens der Löschgruppe Bleibuir auch an schwierige Zeiten und bedeutende Wehrführer. So sei explizit dem Brandoberinspektor Gottfried Breuer aus Bergbuir zu verdanken, dass die Bleibuirer Wehr überhaupt noch existiert. Schon bei der ersten Fusion mit der Löschgruppe Bergbuir im Jahre 1983 gab es zähe Verhandlungen und kirchturmspolitische Auseinandersetzungen. Eine ganze Reihe Freiwilliger verließ die Feuerwehr aus Unzufriedenheit über den Zusammenschluss zweier Wehren aus rivalisierenden Dörfern. Breuer musste dann 1992 nochmals sein ganzes diplomatisches Geschick in die Waagschale werfen, um den Zusammenschluss der Löschgruppen Bleibuir/Bergbuir, Lückerath/Schützendorf und Voißel zu managen.

Neben Breuer nannte Geller den früheren Mechernicher Stadtbrandmeister, Bäckermeister und Bleibuirer Ortsvorsteher Jean Schoeller als herausragende Persönlichkeit der Löschgruppe Bleibuir. Vor ihm hatten unter anderem Toni Lang, Josef Brüll, Josef Brammertz, Lehrer Tihon und der genannte Johann Büth die Bleibuirer Feuerwehr geleitet. Zahlreiche Großbrände gingen in die Geschichte der Jubiläumswehr ein, unter anderem auf den Bauernhöfen Lang, Richartz, Schmitz, Ernst und Roggendorf.

Dem weitsichtigen und für damalige Verhältnisse allen Neuerungen und technischen Errungenschaften aufgeschlossenen Hergartener Amtsdirektor Helmut Rosen, dem späteren Gemeinde- und Stadtdirektor von Mechernich, sei es zu verdanken gewesen, dass die Löschgruppe Bleibuir Mitte der 60er Jahre binnen weniger Jahre den Quantensprung von einer Handdruckspritze auf ein modernes Tanklöschfahrzeug 16 und mehrere Tragkraftspritzenfahrzeuge vollführte. Ein Umstand, der manches Feuer in der damaligen Gemeinde Bleibuir im Entstehen erstickte, weil das moderne Mercedes-Benz-TLF über eine Schnellangriffsleitung und 1,6 Kubikmeter Löschwasser im Tank verfügte. Das High-Tech-TLF kostete damals, 1966, bereits 70 000 Mark.

Das Feuerwehrgerätehaus Bleibuir, das heute eher einer kleinstädtischen Feuerwache mit drei Ausfahrtoren gleicht, wurde im Laufe der Jahre mehrfach ausgebaut, erweitert und renoviert. Alleine bei der mehrjährigen Renovierung 1995 bis 1997 investierten die Freiwilligen Floriansjünger 7500 ehrenamtlich und unentgeltlich geleistete Arbeitsstunden. Zur Zeit und noch bis Stunden vor dem Jubiläum läuft eine weitere umfangreiche Renovierungsphase.

Das 100jährige Jubiläum ist nicht das erste große Feuerwehrfest in Bleibuir. 1972 erlebte das Dorf den damals ersten Gemeindefeuerwehrtag der Zivilgemeinde Mechernich. Das gab auch Anlass zur Gründung der Bleibuirer Jugendfeuerwehr, die in anderer Form, nämlich als Jungwehr des Löschzuges 7/2 heute 40 Jahre alt wird. Das größte Feuerwehrfest, das Bleibuir je sah, fand am 14. und 15. Mai 1966 statt. Zum Kreisfeuerwehrverbandstag trafen sich damals mehr als tausend Floriansjünger aus dem damaligen Kreis Schleiden am Zusammenfluss von Quai- und Rotbach. Fackelzug, Feuerwerk und Großer Zapfenstreich auf dem Schulhof sind älteren Bleibuirern noch gut in Erinnerung.

Zu wirklicher Berühmtheit kam die Bleibuirer Feuerwehr in ganz Nordrhein-Westfalen, als der Nordwestdeutsche Rundfunk Anfang der 60er Jahre einen Kurzkrimi zum Thema Brandstiftung im Dorf drehte. Zwar brachte der Sender auch eine Handvoll professioneller Schauspieler mit ans Set, aber den Großteil der Akteure und Statisten stellte die Dorfbevölkerung. Natürlich kam der Freiwilligen Feuerwehr, die 1912 als so genannte „Pflichtfeuerwehr“ gegründet worden war, eine ganz besondere Rolle in dem Streifen zum Thema Brandstiftung zu. Die Freiwilligen um Jean Schoeller waren sowohl bei den Löscharbeiten zu sehen, als auch beim anschließenden Umtrunk im Eifeler Hof.

Noch einmal bewiesen die Bleibuirer Floriansjünger schauspielerische Fähigkeiten, nämlich beim genannten Feuerwehrverbandsfest 1966, als die Wehr ihr eigenes Fachwerk-Feuerwehrhäuschen für eine Schauübung abfackelte. Danach wurde das neue Gerätehaus am heutigen Standort errichtet, das im Laufe der Jahre ganz erheblich erweitert wurde.         

pp/Agentur ProfiPress