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„Ein Funke genügt nicht“

Mehr als 400 Besucher hörten Schweizer Autor Peter Stamm (55) beim Eifel-Literaturfestival in Prüm – Festivalmacher Dr. Josef Zierden stellte den „Menschen Stamm“ vor und der Schriftsteller sein neuestes Werk „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“

Prüm/Eifel – 400 Besucher wollten etwas über „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“ erfahren, so der Titel des neuesten Buches von Peter Stamm. Der Schweizer Autor las am Freitag beim Eifel-Literaturfestival in der Aula der früheren Hauptschule Prüm.

Der „Shootingstar der Schweizer Gegenwartsliteratur“, so der Trierer Journalist Rolf Lorig in einer an die Medien versendeten Rezension der Festivalleitung, habe einen gleichermaßen unterhaltsamen wie informativen Abend ohne jegliche Längen abgeliefert.

Der „Shootingstar der Schweizer Gegenwartsliteratur“, so der Trierer Journalist Rolf Lorig über den Schriftsteller Peter Stamm, habe bei seinem Auftritt in Prüm einen gleichermaßen unterhaltsamen wie informativen Abend ohne jegliche Längen abgeliefert. Foto: Harald Tittel/ Eifel-Literatur-Festival/pp/Agentur ProfiPress

Sein scheinbarer Debütroman „Agnes – er war in Wahrheit sein vierter, für die ersten drei hatte sich nur kein Verlag interessiert – katapultierte den bis dahin unbekannten Schriftsteller 1998 mit einem Schlag in die Bestellerlisten.

Buch im Buch

Das Buch erzählt die scheiternde Liebesgeschichte zwischen einem etwa vierzigjährigen Schweizer Sachbuchautor und Agnes, einer fünfundzwanzigjährigen amerikanischen Doktorandin der Physik. Zurzeit setzen sich in Baden-Württemberg Abiturienten im Zentralabitur mit dem Text auseinander.

Festivalmacher Dr. Josef Zierden ging in seiner Moderation der Frage nach den Ursachen von Stamms Erfolg nach. Die Einfachheit seines Schreibstils sei es jedenfalls nicht allein, der sich gleichwohl durch eine warme Sprache, kurze Hauptsätze und eine verknappte Erzählung auszeichne.

Vor allem aber stelle der Autor das Wesentliche in den Fokus, so Zierden, der das Eifel-Literaturfestival 1994 aus der Taufe hob und seither leitet: „Stamms Romane neigen nicht dazu, auszuufern.“

400 Besucher wollten etwas über „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“ erfahren, so der Titel des neuesten Buches von Peter Stamm. Der Schweizer Autor las am Freitag beim Eifel-Literaturfestival in der Aula der früheren Hauptschule Prüm. Foto: Harald Tittel/ Eifel-Literatur-Festival/pp/Agentur ProfiPress

Den Beweis für die Richtigkeit dieser Einschätzung lieferte der Autor selbst bei der Rezitation aus seiner neuesten Novelle „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“. Stamms Stammleser werden sich an „Agnes“ erinnert haben.

Er habe sich lange mit der Idee herumgetragen, ein „Buch im Buch zu schreiben, in dem die Handlungsfiguren auf ihre literarischen Doppelgänger stoßen“, verriet der Autor. Schüler hätten ihm den letzten Anstoß gegeben, diesen Plot auch schriftstellerisch umzusetzen.

Rolf Lorig schreibt: „Wie das passiert und zu welchen Begegnungen, Aussagen und Geständnissen es dabei kommt, trug der Schweizer Autor in knapp 40 Minuten an einem alten, leise knarrenden Schulpult sitzend und gelegentlich am Glas Rotwein nippend, mit angenehm tiefer, leicht kratzig klingender Stimme, vor.“

Das Cover von Peter Stamms neuem Buch, das in der Rezension des Eifel-Literaturfestivals einerseits als Novelle, andererseits als Roman charakterisiert wird. Repro: Harald Tittel/ Eifel-Literatur-Festival/pp/Agentur ProfiPress

Danach stellte Josef Zierden den Menschen Peter Stamm in den Mittelpunkt der zweiten Hälfte der Veranstaltung. „Wann ist man ein Schriftsteller?“, fragte er den 1963 geborenen Schweizer: „Kollegen haben mir gesagt, dazu müsse man sieben Bücher geschrieben haben“. „Wie nähert man sich seinem Ziel an?“ Stamm: „Vergleichbar mit den zahlreichen Windungen, die auf einen Berg führen.“ „Was denkt ein Autor, wenn sich Schüler mit seinem Werk auseinandersetzen?“: „Ein guter Weg, Autoren sollten ihre Bücher nicht auch noch interpretieren.“

Seiltänzer ohne Netz

Ähnlich wie ein Seiltänzer ohne Netz brauche er beim Schreiben den Druck des Risikos zum guten Gelingen. Seine Figuren entwickelten Eigenleben und neigten – besonders die Männer – zu Unschlüssigkeit, Nachdenklichkeit und nicht gerade spontanem Verhalten. Stamm: „Tatmenschen sind für die Literatur weniger geeignet . . .“

Ähnlich wie ein Seiltänzer ohne Netz brauche er beim Schreiben den Druck des Risikos zum guten Gelingen, so der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm in Prüm. Seine Figuren entwickelten Eigenleben und neigten – besonders die Männer – zu Unschlüssigkeit, Nachdenklichkeit und nicht gerade spontanem Verhalten. Stamm: „Tatmenschen sind für die Literatur weniger geeignet . . .“ Foto: Harald Tittel/ Eifel-Literatur-Festival/pp/Agentur ProfiPress

Im Dialog mit Josef Zierden äußerte sich Peter Stamm immer wieder nachdenklich. Beispielsweise, wenn es um das Thema Schönheit ging: „Da sind oft die Fragen spannender als die Antworten.“  Doch wie steht es um die Liebe – insbesondere um die Liebe auf den ersten Blick, so Zierden? Das sieht Stamm doch eher pragmatisch: „Ein Mythos? Vielleicht. Doch vermutlich hat das eher mit Kommunikation zu tun. Denn ein Funke allein genügt nicht für ein ganzes Leben.“

pp/Agentur ProfiPress