Calli „kallte“ in Kall
Sympathischer Fußballexperte Reiner Calmund gab im Möbelhaus Brucker tiefe Einblicke in sein bewegtes Leben – Moderator Manfred „Manni“ Lang fühlte dem prominenten Gast auf den Zahn – Als Hungerhaken im Heim für Unterernährte in Iversheim gewohnt – Ritterschlag des Gourmets für das Restaurant und den Schoko-Sahnekuchen
Kall – „Ich heiße Calli, das ist mein Spitzname; mein richtiger Name ist Reinhold“ – Der prominente Gast, der am Samstag das Möbelhaus Brucker in Kall besuchte, war kein Geringerer als der Fußballexperte, Buchhautor und Gourmet Reiner „Calli“ Calmund. Seit zwei Jahren ist der Ex-Manager von Bayer-04-Leverkusen und fleischgewordener Liga- und UEFA-Kompetenzträger auch das Werbegesicht des Kaller Möbelhauses Brucker, in dem er auch seit vielen Jahren treuer Kunde ist.
Calmund, bekanntlich ein Freund leckerer Lebensmittel, hielt sich fast vier Stunden im Foyer des Möbelhauses an der Hüttenstraße auf. Mit den Kunden und Besuchern kam der in der „Kolonie“ in Brühl geborene Fußballexperte beim „Meet & Greet“ ins Gespräch. Moderator des Treffens mit „Calli“ war der Journalist und Buchautor Manfred „Manni“ Lang, der über den prominenten Gast bestens informiert war.
Wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag, den er am 23. November feiert, stellte der redselige Fußballexperte („Calmund kütt ja von kalle“) in Kall eindrucksvoll unter Beweis, dass er in Talkrunden ein exzellenter Unterhalter ist und dem fragenden Publikum keine Antwort schuldig bleibt.
Er verriet auch, wie und mit wem er seinen 70. Geburtstag feiert. Im Saarland, wo er jetzt wohne, werde er mit der Familie, seinen Kumpels, seinen Nachbarn und „meinen Ärzten“ feiern. Die große Fete, zu der er leider „nur“ 270 Gäste einladen könne, finde im Brühler Phantasialand statt. „Mehr passen da nicht rein“, bedauert Calmund.
Unter der Devise „Kinderlächeln statt Geschenke“ habe er seine Gäste gebeten, ihm keine Geschenke zu machen und stattdessen für das Jugendhilfswerk oder für die Toni-Kroos-Stiftung für Kinderhospize zu spenden.
Calli ließ sich von Moderator Manni Lang viele Geschichten aus seinem Privatleben entlocken, so dass das Publikum erstaunliche Einblicke in das Familienleben und die Gefühlswelt des erfolgreichen Ex-Managers bekam. Er erzählte von seiner glücklichen Kindheit und einer schweren Jugend in Brühl, wo er geboren wurde und nach dem Umzug nach Frechen mit den Widernissen des nahe gelegenen Braunkohletagebaus aufwuchs und als 18-Jähriger seine angestrebte viel versprechende Fußballer-Karriere 1966 wegen eines Knochenabrisses im Sprunggelenk aufgeben musste.
Allroundtalent
Sein damaliges Pech sei auch sein Glück gewesen: Calli erzählte von seiner Studentenzeit, in der er sein erstes Geld als Möbelverkäufer verdiente oder als Sportreporter bei der Kölnischen Rundschau. Als er 1976 nach seinem Betriebswirtschaftsstudium bei Bayer Leverkusen eingestiegen sei, habe er damals als Betriebswirt und Nachwuchs-Scout bis zu 4500 Mark verdient. Calli: „Wer hatte das damals schon?“ Im ersten Jahr bei Bayer sei er auch Stadionsprecher gewesen. Das sei allerdings nicht extra bezahlt worden.
Auch dass seine Familien seit vielen Jahren Kunde im Möbelhaus Brucker ist, wusste Calmund zu berichten. Zur Eifel hin habe er von Kind an eine enge Verbindung und komme immer wieder gern dahin. Als Kind habe er einen fantastischen Stiefvater – Callis Vater starb als Fremdenlegionär im Vietnamkrieg – und einen fußballverrückten Stiefopa bekommen, der am Wochenende viel mit ihm unternommen habe.
„Wenn sonntags kein Fußball war oder ich nicht im Kino Western mit »Fuzzy« geschaut habe, bin ich mit dem Opa, ich hatte den besten Opa der Welt, in die Eifel, der damaligen »Toskana für Arme« gefahren“.
Heimbach, der Rursee bei Schwammenauel, Blankenheim, Kall und Bad Münstereifel seien damals meist die Ziele gewesen. Für ihn seien die Touren immer wie Reisen in einen anderen Erdteil gewesen. Ebenso der Zwangs-Umzug der Familie von Brühl nach Frechen, „obwohl dat nur zwölf Kilometer waren“, so Calmund.
Strenges Regiment
Auch an Iversheim hat das heutige Schwergewicht noch viele Erinnerungen, allerdings weniger gute. Dort sei er damals – im ersten Schuljahr als Schmälster in der Klasse – als kleiner „Hungerhaken“ in einem Kinderheim für Unterernährte eingewiesen worden. Der Ex-Manager: „Dat war nix, da waren die Fräuleins mit den glatten Haaren, dat Essen hät mir net jeschmeckt, und immer Händchen halten, marschieren und Lieder singen“. „Rheinbraun“ und „RWE“ hätten die Kinder aus dem Braunkohlerevier in dieser Zeit nach Iversheim zur Erholung und zum Aufpäppeln geschickt.
Eingangs der ersten Gesprächsrunde hatte Calmund den Zuhörern erklärt, dass sie ihm auch „dreckige und fiese Fragen“ stellen könnten. Als Moderator Manni Lang ihm dann auf den Zahn fühlte, weil Calmund angeblich seinem Personal gegenüber ein strenges Regiment führe, konterte Calli scherzhaft und in seiner gewohnt lockeren Art: „Du bis evver ne kleene Drecksack“. Er verlange nicht mehr als Korrektheit und Zuverlässigkeit und habe ein gutes Verhältnis zu seinem Personal, das natürlich auch zu seinem Geburtstag eingeladen sei.
Dass er das Praktische mit dem Nützlichen zu verbinden wisse, erklärte Reiner Calmund in aller Offenheit zu seiner Funktion als Fußballexperte beim Bezahlsender Sky. „Wenn ich nicht im Fernsehstudio von Sky sitzen würde, dann säße ich zu Hause auf der Couch und würde Fußball gucken; so sitze ich im Studio und bekomme das auch noch gut bezahlt“, erwies sich „Calli“ als ehrliche Haut.
„HSV und FC steigen wieder auf“
Auf die Frage eines Besuchers, wann Schalke 04 endlich einmal Deutscher Fußballmeister werde, reagierte Calmund mitleidig: „Ich würde ihnen das mal gönnen“. Und dass der Hamburger SV und der 1. FC Köln wieder in die erste Bundesliga aufsteigen, steht für „Calli“ außer Zweifel.
Ein Besucher wollte von Calmund wissen, welcher Partei er nahestehe. Auch hier wich der fast 70-Jährige nicht aus: „Ich wähle immer Schwarz, Rot, Gold“.
Er habe damals Adenauer („Den hätte ich zum Geburtstag einladen“) verehrt. Und „von den Roten der SPD fand ich Helmut Schmidt gut, ich fand auch den Schröder gut und jetzt bei der CDU auch die Merkel“. Er habe immer die gewählt, die nach seiner Einschätzung „für das Land gut sind“. Er habe auch nichts gegen eine Ampelkoalition oder Jamaika, wenn die gut seien. Calmund: „Ich wähle die Mitte, egal ob schwarz oder rot; und wenn es morgen ein Super-Grüner ist, dann treck ich och et jröne Hemp an“.
Zwischen den Gesprächsrunden schrieb Calli Autogramme, was das Zeug hielt und ließ auch keinen Fotowunsch seiner Fans unerfüllt. Zwischendurch besuchte „Calli“ das Brucker-Restaurant, wo ihn eine besondere Überraschung erwartete. Von der Servicekraft Marion Birkhahn wurde er mit einem großen selbst gebackenen Schoko-Sahne-Kuchen empfangen. Gourmet Calmund war hellauf begeistert von diesem Traum aus Schokolade: Mit Brucker-Junior Maxi teilte er sein großes Stück brüderlich.
„Wie halten Sie Ihr Gewicht?“
„Hmmm lecker“ urteilte Reiner Calmund über die ihm zuvor beim Mittagessen gereichte Käselauchsuppe. Und auch der Kuchen habe grandios geschmeckt. Für die Restaurantchefin Melanie Frey, den Koch Ben Kromb und die Kuchenbäckerin Marion Birkhahn kam das Lob des bekanntlich kritischen Fernseh-Gourmets einem Ritterschlag gleich.
Dazu passte auch die Frage eines Besuchers beim „Meet & Greet“: „Calli, wie schaffst Du es, Dein Gewicht zu halten?“ „Du bis evver je janz schöne Drecksack“ musste Calli selbst lachen, womit er großes Gelächter bei den Zuhöreren auslöste. Er habe vor Jahren ein halbes Jahr mit Joe Kelly Sport gemacht und 30 Kilo abgenommen. Heute frage er sich, „warum hast Du das nicht weiter gemacht?“ Es sei ein Fluch und ein Segen, er esse nun mal gern.
Dazu komme noch, dass jeder ihm was Gutes tun wolle, wie er gerade im Brucker-Restaurant wieder erfahren habe: „Die Käselauchsuppe hat so gut geschmeckt, und dann kütt die Frau Brucker (Melanie Frey) und bringt mir ganz locker und unverschämt einen ganz fantastischen Schoko-Sahnekuchen“. Calmund: „Die haben den extra für mich gebacken und den muss ich doch wenigstens probieren, sonst sagen die, wat is dat dann für ene komische Vogel?“ Also habe er den Kuchen probiert.
Leckereien und Wintergetränke zum Nulltarif gab es beim Calli-Gastspiel auch für die Besucher des Möbelhauses. Viele revanchierten sich, indem sie Geld in zwei Spendendosen warfen, die zugunsten der Hilfsgruppe Eifel für ,leukämie- und tumorkranke Kinder aufgestellt waren. Als Erlös der Aktion konnte das Möbelhaus am Abend 320 Euro an die Kaller Kinderkrebshilfe übergeben.
Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress