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Zuerst Papierkram, dann Kamelle

Seit fünf Jahren ist Karlheinz Haseleu Zugleiter der „Löstige Bröder“ in Kall – Tulpensonntagszug startet am 11. Februar um 14 Uhr – Ein Blick hinter die Kulissen der Vorbereitungen

Kall – Kamelle kaufen, bunt kostümieren und Spaß haben. So ungefähr stellen sich Laien die Teilnahme an einem Karnevalszug vor. Wenn alles gut organisiert ist, ist man auch gar nicht weit weg von der Wahrheit, obwohl natürlich die privaten Wagenbauer schon einige Wochen vor dem Termin fleißig sind.

Doch hinter den Kulissen gibt es einiges zu tun. Seit fünf Jahren ist Karlheinz Haseleu Zugleiter der KG „Löstige Bröder“ in Kall, derzeit organisiert er seinen sechsten Zug, der sich am Sonntag, 11. Februar, um 14 Uhr zum dritten Mal in Folge ab der Gemünder Straße in Bewegung setzt. Mit dem Jahreswechsel beginnt für ihn der Papierkram. „Ich versende einen Neujahrsgruß an die Gruppen und frage gleichzeitig auch, ob sie wieder mitgehen“, berichtet der Karnevalsprinz von 2011.

Beinahe gleichzeitig muss er in diesem Jahr wegen der kurzen Session auch den Antrag an den Kreis Euskirchen stellen. „Das muss spätestens einen Monat vor dem Zugtermin erledigt sein“, erzählt Haseleu. Der Kreis formuliert eine Anordnung mit Auflagen und Bedingungen, die der Zugleiter und die beteiligten Helfer umzusetzen haben.

Seit fünf Jahren ist Karlheinz Haseleu Zugleiter bei den „Löstige Bröder“. Der Zug am Sonntag, 11. Februar, ab 14 Uhr, ist sein sechster in verantwortlicher Position. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

So müssen während des Zuges bestimmte Straßen gesperrt werden, damit sich der närrische Lindwurm und der normale Verkehr nicht in die Quere kommen. Die Sperrungen werden sogar in „Echtzeit“ vorgenommen oder aufgehoben. Passiert der Zug eine bestimmte Stelle, werden andere Zufahrtsstraßen von den vier Zugbegleitern gesperrt oder freigegeben. Nur so ist ein reibungsloses Miteinander zwischen Frohsinn und dem Straßenverkehr gewährleistet. Auch Schilder, die im Weg sind, werden abmontiert, stellenweise von Haseleu persönlich.

Es gibt aber noch weitere Bedingungen, die die teilnehmenden Karnevalisten beherzigen sollten. So gibt es in Kall ein generelles Konfetti-Verbot. Besonders die vor ein paar Jahren aufgekommene Plastikvariante ist für den Bauhof der Gemeinde, der nach dem Zug für das Großreinemachen verantwortlich ist, ein echtes Ärgernis, weil es mit der Kehrmaschine nicht aufgenommen werden kann. Generell soll Müll vermieden werden und nicht mehr, wie noch vor Jahren üblich, einfach aus dem Wagen in den Straßengraben geworfen werden. Grundsätzlich gilt für die Teilnehmer sogar ein Alkoholverbot.

Und natürlich müssen alle, die mit Fahrzeugen Personen befördern, ein Tüv-Gutachten vorlegen, das im Schnitt 50 bis 100 Euro kostet. Wichtig ist auch, dass Haseleu eine Bestätigung der Kfz-Haftpflichtversicherung für den Versicherungsschutz am Karnevalsumzug vorliegt, die von der Versicherung ausgestellt wird. Zusätzlich müssen die Vereine Wagenengel beschaffen. Sechs Stück sollten es für die großen Wagen sein – und die haben alle Hände voll zu tun: „Die Kamelle sammelnden Leute krabbeln mittlerweile sogar unter die Wagen“, hat Haseleu einen besorgniserregenden Trend beobachtet.

Echte Teamarbeit

Wichtig ist Karlheinz Haseleu, dass er kein Einzelkämpfer ist, sondern das Gelingen des Zuges echte Teamarbeit sei. „Unser Webmaster Ingo Keller beispielsweise aktualisiert jedes Jahr die Formulare, die sich die Vereine dann downloaden können“, berichtet Haseleu. Bei Haussammlungen in Kall, Golbach, Straßbüsch und Anstois sammeln Vereinsmitglieder Geld zur Finanzierung des Zuges. Auch Wurfmaterial für jede Gruppe wird davon beschafft.

Dieses Wurfmaterial, bestellt wurden sieben Paletten, die insgesamt ein Gesamtgewicht von rund vier Tonnen haben, muss noch portioniert und verteilt werden. Eine Woche vor dem Kaller Tulpensonntagszug werden auch die beiden Prinzenwagen aufgehübscht. „Es dauert alleine einen Tag, die zu beladen“, weiß Haseleu, der für den Tag des Zuges auf Kaiserwetter hofft.

Für ihn selbst beginnt der Karnevalssonntag um 8 Uhr. Dann stellt er mit seinem Sohn Felix die Fähnchen für die Zugaufstellung auf, nachdem er die Startplätze vermessen hat, und verteilt das Material für die Verkehrssicherung an die Sperrpunkte. Zum dritten Mal in Folge startet der Zug auf der Gemünder Straße. „Das wurde damals wegen der Umbaumaßnahme auf der Kölner Straße eingeführt, doch für uns hat das Vorteile: Die Gemünder Straße ist waagerechter und geschützter, der Zugweg etwas kürzer als die bisherigen drei Kilometer, sodass wir auch noch im Hellen zur After-Zoch-Party in der Bürgerhalle ankommen“, meint Haseleu.

Mit dem Fahrrad fährt Karlheinz Haseleu die rund 500 Meter lange Zugaufstellung ab. „Mit dem Handy versteht man bei dem Krach nichts“, so Haseleu. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Die Zugaufstellung hat er akribisch zusammengestellt. Bei rund 30 Gruppen, die auch dieses Jahr wieder erwartet werden, ist das nicht immer so einfach. „Ich sortiere ein wenig nach Ortschaften, muss aber auch beachten, dass Wagen mit lauter Musik nicht direkt vor einer Musikkapelle fahren“, erzählt der Zugleiter. Ab 13 Uhr treffen die Teilnehmer ein. Dann erhalten sie auch einen Stempel, den Haseleus Schwiegertochter Paulina und sein Vorgänger Franz-Josef Heinen verteilen, und der bei der anschließenden Party im Bürgerhaus den Eintritt ersetzt.

Auch wenn es für den Verein und alle Helfer eine „Wahnsinnsarbeit“ ist, ist Haseleu überzeugt, dass es allen Teilnehmern Spaß macht, etwas auf die Beine zu stellen. Und er glaubt fest daran, dass auch dieses Jahr wieder alles reibungslos funktioniert, denn „wir haben hier eine sehr gute Mannschaft beisammen“.

pp/Agentur ProfiPress