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Vereint gegen rechts und Rassismus

Kaller Gemeinderat stimmt einstimmig für Unterzeichnung der „Euskirchener Erklärung“ – Jährliche Gedenkfeier gegen das Vergessen geplant

Kall – Einstimmig hat der Kaller Gemeinderat in der Sitzung im Februar entschieden, die „Euskirchener Erklärung“ zu unterzeichnen. Den Worten ließen die Lokalpolitiker umgehend Taten folgen und schritten versammelt zum Pult, um das Schriftstück zu signieren.

Einige, darunter auch Bürgermeister Hermann-Josef Esser sowie Ekkehard Fiebrich, Leiter der antragstellenden Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, hatten die „Euskirchener Erklärung“ bereits bei der vom Kreis Euskirchen initiierten Gedenkfeier am 9. November 2018, unterschrieben. Doch auch sie lieferten erneut eine Signatur.

Die Unterzeichner der Erklärung bekennen sich zu folgenden Grundsätzen: Gewalt ist niemals Mittel politischer Auseinandersetzung im Kreis Euskirchen; politische Diskussionen werden im Kreis Euskirchen fair und sachlich geführt; der Kreis Euskirchen ist weltoffen und tolerant; ein mahnender Umgang mit der NS-Vergangenheit bleibt fester Bestandteil der Erinnerungskultur im Kreis Euskirchen.

„Es ist positiv, dass auf Kreisebene diese Initiative gegen rechts und Rassismus aus allen Gruppierungen heraus entstanden ist“, erklärte Ekkehard Fiebrich. Angesichts der Tatsache, wie manche Menschen mit dem Holocaust umgehen, sei die Zeit reif, das Thema Vergessen zu schärfen. „Die Verharmlosung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, meinte Fiebrich, die Stimmung werde immer aggressiver.

Der Kaller Gemeinderat steht vereint zur „Euskirchener Erklärung“: Bürgermeister Hermann-Josef Esser, neben ihm die Fraktionschefs Ekkehard Fiebrich (v.l., Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Manfred Wolter (FDP), Erhard Sohn (SPD) und Peter Schmitz (stellvertretender Fraktionsvorsitzender CDU), unterzeichnet das Schriftstück. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Kall sei ein Vorbild. Es seien keine Menschen zur Unterzeichnung gekommen, die die Ausführungen in der „Euskirchener Erklärung“ missbilligen. Die große Resonanz von Politik und Bevölkerung auf die Gedenkfeier zum Jahrestag der Pogromnacht im vergangenen Herbst zeige die noch bestehende Anteilnahme der Kaller am Schicksal der Juden. Nicht vergessen dürfe man laut Fiebrich aber auch die Auswirkungen der Zwangsarbeit im Kreis Schleiden – unter anderem seien in Sötenich vier Kriegsgefangene im Arbeitslager ermordet worden – sowie die Verfolgung von gleichgeschlechtlichen Paaren und behinderten Menschen während des Nationalsozialismus.

Der Rat beschloss nicht nur die Euskirchener Erklärung, sondern begrüßte auch den Vorschlag von Ekkehard Fiebrich, jedes Jahr eine Gedenkfeier gegen das Vergessen in der Gemeinde Kall zu veranstalten. Ekkehard Fiebrich könnte sich vorstellen, dass in diesem Jahr der Journalist und Buchautor Franz-Albert Heinen aus seinem Buch „Abgang durch Tod“ über die Zwangsarbeit im Kreis Schleiden während des Zweiten Weltkrieges berichtet.

„Eine jährliche Veranstaltung drängt sich auf, das Haus der Begegnung bietet sich an“, meinte Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Als Termin würde sich der 80. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs im September anbieten.

„In der Euskirchener Erklärung ist in treffenden Worten zusammengefasst, was in einer Demokratie gelten sollte“, meinte SPD-Ratsherr Emmanuel Kunz. „So sieht Erinnerungskultur aus, wenn über Parteigrenzen hinweg über Gedenkveranstaltungen entschieden wird“, findet er. Peter Schmitz, stellvertretender Fraktionschef der CDU, sieht in der Euskirchener Erklärung eine „Möglichkeit, den Nationalisten, Populisten und Extremisten, die an Bedeutung gewinnen, die Grundwerte der Demokratie vor Augen zu halten“.

Die „Euskirchener Erklärung“ liegt zurzeit im Bürgerservice des Kaller Rathauses aus, damit jeder Bürger die Chance hat, das Schriftstück zu unterzeichnen.

pp/Agentur ProfiPress