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Stadt Mechernich wappnet sich gegen Starkregen

Forschungsprojekt, groß dimensionierte Regenrückhaltebecken in Neubaugebieten, Hochleistungskanäle: Risikomanagement in Sachen Hochwasser

Mechernich – Der Hochwasserschutz genießt im Stadtgebiet Mechernich seit den beiden Starkregen-Ereignissen im vergangenen Jahr besondere Priorität. Dabei setzen die bei der Stadt Mechernich zuständigen Mitarbeiter, Helmut Schmitz und Jörg Nußbaum, in Zusammenarbeit mit dem Erftverband beim Hochwasserrisikomanagement auf natürlichen Hochwasserrückhalt, technische Maßnahmen und Vorsorge. Der Rat der Stadt Mechernich wurde von Jörg Nußbaum in seiner Sitzung am 17. Oktober über zahlreiche Maßnahmen, die bereits erledigt sind, sich in der Planung befinden und mittelfristig angegangen werden sollen, informiert.

Um weitere Rückschlüsse über das Fließverhalten zu erhalten und auf dieser Basis weitere Konzepte zur Frühwarnung zu erarbeiten, beteiligt sich die Stadt an einem Forschungsprojekt der Bezirksregierung. Dieses Projekt ist gerade angelaufen und wird voraussichtlich zwei Jahre dauern.

Helmut Schmitz (l.) und Jörg Nußbaum informieren über den Hochwasserschutz im Stadtgebiet Mechernich. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

„Seit dem Hochwasser im vergangenen Jahr haben wir an die 500.000 Euro in die Beseitigung der Schäden sowie in Verbesserungsmaßnahmen investiert – Großprojekte wie etwa die neuen Rohrleitungen in Breitenbenden sind da gar nicht miteingerechnet“, berichtet Helmut Schmitz.

In Kürze rechnet die Stadt mit den Ergebnissen einer Niederschlag-Abfluss-Modellberechnung (N-A-Modell), die der Erftverband im Auftrag der Stadt Mechernich anstellt. Diese Simulation soll Aufschluss darüber geben, welche Maßnahmen speziell für Kommern ergriffen werden können. Nach ersten Erkenntnissen könnte es erforderlich sein, zwei Brücken in Kommern zwecks Optimierung des Abflusses zu erweitern: Sowohl die Brücke in der Ackergasse als auch die Fußgängerbrücke in der Rehgasse gelten als hydraulisch überlastet.

Ob es Sinn macht, den Mühlensee für den Hochwasserschutz zu nutzen und den Wasserspiegel um einen Meter abzusenken, soll die Niederschlagsberechnung ebenfalls ergeben, ebenso, ob zusätzliche Hochwasserrückhaltbecken entlang des Bleibaches gebaut werden müssen. Sechs mögliche Standorte oberhalb des Sees kämen dafür in Frage, nämlich am Krematorium, unterhalb von Roggendorf, in Deponienähe sowie in Richtung Kalenberg.

Die Brücke in der Ackergasse in Kommern muss erweitert werden. Foto: Jörg Nußbaum/pp/Agentur ProfiPress

Aktuell dient der zirka vier Meter tiefe Mühlensee als Sedimentationsbecken zum Rückhalt von bleihaltigen Schlämmen. „Im Falle einer Änderung zum Hochwasserrückhaltebecken wären zahlreiche Behörden und Naturschutzverbände am Genehmigungsverfahren beteiligt. Das wäre keine Maßnahme, die schnell umgesetzt werden könnte“, so Schmitz. Gegebenenfalls könnte eine Wasserspiegelabsenkung zu einer zusätzlichen Speicherkapazität von 20.000 m3 des Mühlensees führen und die Überflutungshäufigkeit um 40 bis 50 Jahre reduzieren.

Während der Mühlensee in den Zuständigkeitsbereich der Stadt fällt, ist in der Ortslage Kommern der Erftverband verantwortlich für die Unterhaltung des Bleibaches.

In Weyer wurde zwischenzeitlich ein Durchlass in der Straße „Im Tal“ gebaut. Derzeit untersucht der Erftverband hier ebenfalls im Auftrag der Stadt anhand des N-A-Modells, ob oberhalb von Weyer ein Hochwasser- oder Regenrückhaltebecken gebaut werden kann. „Eine Förderfähigkeit ist hier laut Bezirksregierung aber nicht gegeben, da es sich um Oberflächenwasser aus Außengebieten und nicht um Hochwasser aus einem Gewässer handelt“, so Nußbaum.

In Weyer wurde ein Durchlass in der Straße „Im Tal“ gebaut. Foto: Jörg Nußbaum/pp/Agentur ProfiPress

In Breitenbenden wird derzeit zum Schutz der St.-Leonhardt-Straße ein Entwässerungskanal zur Ableitung der Außengebietswässer mit einem Durchmesser von 600 mm errichtet.

In Eiserfey, wo regelmäßig bei Starkregen die Kreisstraße 58 unter Wasser steht, hat die Stadt den Kreis Euskirchen hinzugezogen. Man konnte sich hier mit dem Kreis einigen, dass dieser ein Ingenieurbüro mit der Entwässerungsplanung der Kreisstraße beauftragt. Darüber hinaus soll zugleich auch die Entwässerung an den Kreisstraßen 58 und 34 nach Harzheim verbessert werden. Ansonsten hat die Stadt bereits Straßeneinläufe und Brückenzuläufe in Eiserfey optimiert, weitere Maßnahmen sind hier noch vorgesehen.

In Antweiler ist bereits im Frühjahr das neugebaute Hochwasserrückhaltebecken mit einem Rückhaltevolumen von 25.000 Kubikmetern in Betrieb genommen worden. „Hier steht für die Optimierung der Bachverrohrung in der Stiftstraße die Förderzusage aus. Vermutlich kann im Frühjahr 2018 mit der Ertüchtigung der Bachverrohrung begonnen werden“, kündigt Schmitz an. Gleichzeitig soll in der Stiftsstraße sowie in der Baptiststraße, der Graf-Schall-Straße und der Kreuzweingartener Straße der Mischwasserkanal erneuert werden.

In Breitenbenden wird derzeit zum Schutz der St.-Leonhardt-Straße ein Entwässerungskanal mit einem Durchmesser von 600 mm errichtet. Foto: Jörg Nußbaum/pp/Agentur ProfiPress

„Die Gehlbachverrohrung in Schaven hält nach ersten Sondierungen einem 100-jährigen Hochwasser stand.“ Hier wurde in einem Teilbereich das Ufer mit Gabionen gesichert. Für die geplanten Neubaugebiete „Auf der Donnermaar“ und „Auf der Wacholder II“ in Mechernich-Nord sowie für „Am Großen und Kleinen Bruch“ in Kommern-Süd werden Regenrückhaltenbecken gebaut. „Auch diese sind für die Niederschlagsintensität eines Jahrhunderthochwassers geplant. Vorgeschrieben sind dagegen nur Bemessungen für ein fünf- bis zehnjähriges Ereignis“, erläutert Jörg Nußbaum die Dimensionen der Prävention.

In der Ortslage Schaven muss der Erftverband das Brückenzulaufprofil des Bleibaches an der Straße „Sandberg“ erweitern. In Kallmuth wurden die Bachverrohrung punktuell repariert und Einläufe optimiert. In Lorbach ist die Ableitung von Sturzfluten ebenfalls verbessert worden. Dem Bau eines neuen Regenkanals steht allerdings die vorhandene Bebauung im Weg, sodass ggf. eine Rückhaltung in Betracht kommen könnte bzw. private Grundstücke einbezogen werden müssen, was aber noch mit den Grundstückseigentümern geklärt werden muss.

25.000 Kubikmeter Rückhaltevolumen hat das Hochwasserrückhaltebecken in Antweiler. Foto: Jörg Nußbaum/pp/Agentur ProfiPress

Bei einem Termin mit Landwirten und der Landwirtschaftskammer ging es um die Problematik des Maisanbaus, z.B. in Steillagen und den Vorzügen einer Mulchsaat. Dabei wurde an die Landwirte appelliert, in den betreffenden Problembereichen auf andere Pflanzen auszuweichen, was oftmals auch schon erfolgt ist. „Vorschriften können wir hier keine machen“, so Helmut Schmitz.

Auch künftig will die Stadt noch viel unternehmen, um die Bevölkerung vor Sturzfluten durch Starkregen zu bewahren. Gleichzeitig, so Schmitz und Nußbaum, sei man aber auch auf die Mithilfe der Bürger angewiesen, etwa, wenn es darum geht, durch Grünschnitt verstopfte Durchläufe zu säubern. „Wir können nicht überall gleichzeitig vor Ort sein und sind auf Hinweise angewiesen. Noch besser wäre es natürlich, wenn Grünschnitt gar nicht erst vor die Rechen gelangen würde.“

pp/Agentur ProfiPress