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Sistig rückt zusammen

30 ehrenamtliche Helfer im 750-Seelen-Dorf aktiv – Ansprechbar für Flüchtlinge und andere Menschen in Not – „Neue Nachbarn“ bedanken sich – Professionelle Verstärkung für SV Sistig

Kall-Sistig – „Lichtblick“ heißt der Gemeinschaftsraum an der Sistiger Pfarrkirche Kirche St. Stephanus – beim ersten Begegnungscafé der Flüchtlingshilfe hatte der Name einmal mehr Symbolwert. Deutlich wurde auch: Hier treffen nicht nur Menschen aufeinander, die sich kennenlernen möchten. Vielmehr kannten sich schon viele.

Tina Seynsche (rechts, hier mit der Helferin Klaudia Esser) koordiniert die Flüchtlingshilfe in Sistig. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Tina Seynsche (rechts, hier mit der Helferin Klaudia Esser) koordiniert die Flüchtlingshilfe in Sistig. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Und das kommt nicht von ungefähr, so Ortsvorsteher Karl Vermöhlen: „Wir haben in Sistig 750 Einwohner – 30 von ihnen engagieren sich aktiv in der Flüchtlingshilfe. Das ist schon toll.“ Die momentane Situation erfordere Solidarität, „und Sistig rückt zusammen“. Das betrifft auch das Vereinsleben. Der SV Sistig hat drei neue Spieler, besonders stolz ist er auf Abdula, der in Syrien als Profi gespielt hat. Koordiniert wird die ehrenamtliche Arbeit im Ort, die angebunden ist an die Flüchtlingshilfe Kall, von Tina Seynsche.

Im Gespräch: Caritas-Mitarbeiterin Dorothea Muysers, die ehrenamtliche Koordinatorin der Flüchtlingshilfe Kall, im Gespräch mit jungen Männern aus Syrien. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Im Gespräch: Caritas-Mitarbeiterin Dorothea Muysers, die ehrenamtliche Koordinatorin der Flüchtlingshilfe Kall, im Gespräch mit jungen Männern aus Syrien. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

So erklärt sich auch, warum etwa Familie Khaliqi ganz ungezwungen mitten zwischen Sistigern sitzt, scherzt und sich ganz offensichtlich wohlfühlt. Die Familie wird eng betreut und kennt ihre „neuen Nachbarn“. Wo Worte fehlen, helfen Gesten oder eine Umarmung. Unter anderem haben sie Vertrauen gefasst zu Tina Seynsche und Adriane Fiedlers, Letztgenannte ist speziell für die Familie zuständig. „Sistig gut. Kall gut. Danke“, sagt Großmutter Fatima Khaliqi und nennt noch zahlreiche andere Namen von Sistigern, denen sie danken möchte.

Die Sistiger sind regelmäßig mit ihren „neuen Nachbarn“ im Gespräch und immer ansprechbar. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Die Sistiger sind regelmäßig mit ihren „neuen Nachbarn“ im Gespräch und immer ansprechbar. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Die Khaliqis leben mit drei Generationen im Obergeschoss einer der Sistiger Flüchtlingsunterkünfte, einige Familienmitglieder sind erst seit zwei Wochen da. Daher sind die Sprachkenntnisse noch nicht ausgeprägt, aber sie alle lernen fleißig. „Wir haben einen Ehrenamtler, der im Hintergrund bleiben möchte. Er geht zu den Menschen und lernt ganz unkonventionell Deutsch mit ihnen“, berichtet Tina Seynsche. Dass es mehr als das ist, berichten die Flüchtlinge selbst. Der Mann sei sehr wichtig für sie, immer ansprechbar und unterstütze auch beispielsweise, wenn Post kommt.“

Wie andere Flüchtlinge auch, hat Ahmad Selbstgebackenes mitgebracht. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Wie andere Flüchtlinge auch, hat Ahmad Selbstgebackenes mitgebracht. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Im Untergeschoss lebt auch Hasan mit seiner Frau Mouna. Hasan hat einen Bachelor in Wirtschaft. Er hat in Syrien Folter erleben müssen und ist mit seiner Frau und einem Kleinkind geflohen. Auch er ist dankbar für die Unterstützung der Sistiger. „Tina und die anderen sind immer für uns ansprechbar, wir spüren, dass sie sich wirklich kümmern.“ Das sei das Gegenteil von dem, was er in seinem Land erlebt habe: „Bitte vergessen Sie nicht, bei uns ist Krieg. Unser Leben war in Gefahr.“ Neben der kleinen Familie leben noch sechs alleinstehende Männer in dieser Wohneinheit, darunter auch „Fußballer“ Abdula. Sie alle stammen aus Syrien.

Auch die Syrerin Mouna hat für das Begegnungscafé gebacken. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Auch die Syrerin Mouna hat für das Begegnungscafé gebacken. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Das Ehrenamtsteam hat eine Whatsapp-Gruppe eingerichtet, in der sie sich schnell austauschen und bei Bedarf reagieren können. Auch einen Notfall haben sie bereits erfolgreich – und mit gutem Ausgang – gemanagt. Mouna hat die Helfer informiert, so konnte umgehend ein Rettungswagen gerufen werden. Ärztlichen Rat gibt auch immer wieder der Mediziner Karl Vermöhlen, „Doktor Karl“ nennen die Menschen ihn.

Beim Begegnungscafé tauchen plötzlich neue Gäste auf – eine neue Familie ist eingetroffen. Sie werden in der ehemaligen Lehrerwohnung der „Alten Schule“ untergebracht. Caritas-Mitarbeiterin Dorothea Muysers, die die Flüchtlingshilfe Kall koordiniert und auch beim Begegnungscafé ist, fährt mit der Familie zum Spendenlager in Sötenich. Dort werden sie erst einmal mit dem Lebensnotwendigen, Bettwäsche und Kleidung etwa, versorgt.

„Lichtblick“ heißt der Gemeinschaftsraum an der Sistiger Pfarrkirche Kirche St. Stephanus – beim ersten Begegnungscafé der Flüchtlingshilfe hatte der Name einmal mehr Symbolwert. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
„Lichtblick“ heißt der Gemeinschaftsraum an der Sistiger Pfarrkirche Kirche St. Stephanus – beim ersten Begegnungscafé der Flüchtlingshilfe hatte der Name einmal mehr Symbolwert. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

„Wichtig ist uns auch, dass wir für alle Sistiger da sind, die Hilfe benötigen“, erklärt Helfer Ekkehard Fiebrich beim Begegnungscafé. Für die regelmäßigen Fahrten mit Flüchtlingen zur Tafel in Kall etwa könnten sich gerne auch andere Bezugsberechtigte melden, die mitfahren möchten.

 pp/Agentur ProfiPress