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Schweine, Störche, Spielzeug und Computer

Im Herzen der Stadt Mechernich: Seit 30 Jahren hilft der Förderverein Rheinisches Freilichtmuseum Kommern e.V., wo der Landschaftsverband Rheinland mit seinen Finanzen am Ende ist – Jubiläum mit 300 Gästen und einer vom städtischen Mechernicher Pressebeauftragten Manfred Lang moderierten Talkshow – Geburtstagskind beschenkt Museum mit der Ardenner Kaltblutstute „Belinda“

Freuen sich über das neue Kaltblutpferd „Belinda“, ein Geschenk zum 30. Geburtstag des Fördervereins Rheinisches Freilichtmuseum Kommern e.V: Vorstandsmitglied Ralf Sawatzki (hinten, von links), Ex-Geschäftsführer Dr. Michael H. Faber, Museumsleiter Dr. Josef Mangold, Museumslandwirt Karl-Heinz Hucklenbroich, Vereinssekretärin Inge Ruschin, der amtierende Kommerner Fördervereins-Geschäftsführer und frühere Mechernicher Stadtratsfraktionsvorsitzende Johannes Ley und Vize-Vereinschef Dr. Jürgen Wegner sowie (vorne von links) Museumslandwirtin Antonia Zimmermann und Vereinsmitarbeiterin Elke Förster. Foto: Carsten Vorwig/LVR/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich-Kommern – Ohne Förderverein hätte das Rheinische Freilichtmuseum Kommern in der Stadt Mechernich manches wertvolle Ausstellungsstück nicht ersteigern können – unter anderem die komplette international renommierte Spielzeugsammlung H.G. Klein. Der Förderverein bezahlte aber auch so kuriose Dinge wie Samenspenden zur Erhaltung des Glan-Donnersberger Rindes oder des Deutschen Weideschweins.

Drucker, Fotoapparate und Computerzubehör wurden durch Spenden der heute 1300 Mitglieder und Sponsorengelder ebenso angeschafft wie Petroleums-Stalllaternen oder Dröppelminnas für die Bergische Kaffeetafel. Vier Störche wechselten zur Aufstockung des Kommerner Museumsbestandes mit Fördervereinsmitteln die Besitzer. Man richtete im Museum einen dörflichen Kaufladen ein, organisierte das jährliche Schlachtfest und stieg in die Schweinemast und Vermarktung des „Kommern Schweins“ ein.

Die Aufgaben, die sich der „Förderverein Rheinisches Freilichtmuseums Kommern“ in 30 Jahren zudachte sind vielfältig. Wenn der Landschaftsverband gegen Ende des Jahres klamm wurde, sprangen die Fördervereinsmitglieder auch schon mal mit der Übernahme der Telefonrechnung oder der Beschaffung neuen Viehfutters ein. Und zum Geburtstag ließ sich der Förderverein auch nicht selbst beschenken – er schenkte dem Mechernicher Freilichtmuseum zur Feier des Tages die Ardenner Kaltblutstute „Belinda“.

Klasse Musik mit Familie Siegemund

Das Arbeitspferd wurde vergangenen Samstag bei den Geburtstagsfeierlichkeiten im Pingsdorfer Tanzsaal von Museumslandwirt Karl-Heinz Hucklenbroich am Ende einer Talkrunde hereingeführt. Worauf es für die 300 Geburtstagsgäste kein Halten mehr gab. Die meisten strömten mit Fördervereins-Vizechef Dr. Jürgen Wegner und dem langjährigen Geschäftsführer Johannes Ley ins Freie, um sich die in Luxemburg gezüchtete Kaltblutdame genau anzusehen.

Das war insofern schade, als drinnen im Tanzsaal noch die hervorragende Familien-Combo „Two of us“ aus Weiler am Berge weitere Geburtstagsständchen spielte. Dahinter steckte die musikalische Familie Siegemund mit Vater Frank, dem Pianisten der Big Band der Bundeswehr, der singenden  Mutter Anika Fee, Sohn Fabio (Sax und Keyboard) und Tochter Maike (Sax und Keyboard).

Begonnen hatten die Geburtstagsfeierlichkeiten mit einer Begrüßung durch den Museumsleiter Dr. Josef Mangold. Dann gab Vizevorsitzender Dr. Jürgen Wegner einen Schnelldurchgang durch 30 Jahre Fördervereinsgeschichte. Dabei beleuchtete er auch, wie das Henkel-Handwerkerhaus seinerzeit in der Ära von Museumschef Dr. Dieter Pesch auf den Kahlenbusch kam, und wie der zu diesem Zweck eigens gegründete Henkel-Förderverein später mitsamt seiner 25 Mitglieder komplett im „Förderverein Rheinisches Freilichtmuseum Kommern“ aufging.

Der Verein wurde 1983 mit dem Ziel gegründet, die Aufgaben des Museums ideell und materiell zu unterstützen. 1300 Mitglieder helfen inzwischen mit – und zwar durch ihre Jahresbeiträge und Spenden, aber auch durch aktives ehrenamtliches Engagement. Dabei sind es besonders viele Familienmitgliedschaften, aus denen sich die Einnahmen des gemeinnützigen Museumsvereins speisen.

Freier Eintritt für Fördervereinsmitglieder und Mechernicher

Mütter, Väter und ihre Kinder bilden die typische Klientel der Wiederholungsgäste im familienfreundlichen Freilichtmuseum, und mit ihrer Mitgliedschaft genießen sie freien Eintritt. Einzelmitglieder zahlen im Förderverein 28 Euro Jahresbeitrag, Familien 41 Euro. Wie im Übrigen auch alle Einwohner der Stadt Mechernich freien Eintritt ins LVR-Freilichtmuseum Kommern genießen!

Nach Mangold und Wegener und hervorragend gejazzten und gerockten Intermezzi der musikalischen Familie Siegemund gab der in Mechernich lebende und wirkende Autor und städtische Pressebeauftragte Manfred Lang von der Agentur ProfiPress eine humorvolle Einführung in die rheinische Mundart.

Danach bat Lang als Moderator einer Talkshow die Fördervereinsgeschäftsführer Johannes Ley (1999 bis heute), Reinhard Elzer (Gründung 1983 bis 1991) und Dr. Michael H. Faber (1995 bis 1999) sowie Museumsdirektor Dr. Josef Mangold zu einer kurzweiligen Talkshow auf die Bühne.

In launigen Beiträgen plauderten sich die Diskutanten durch 30 Jahre turbulente Fördervereinsgeschichte. Nur Ingrid Kratz, die Geschäftsführerin von 1991 bis 1995 war leider verhindert. In ihre Ägide fielen eigene Studienreisen, die der Förderverein organisierte.

Gründungs-Geschäftsführer Reinhard Elzer war damals Landesverwaltungsrat und ist heute LVR-Dezernent I.  für Jugend und  Geschäftsführer der Rheinischen Versorgungskassen. Er erzählte, wie er zusammen mit Dr. Dieter Pesch erste große Ankäufe, wie die der Spielzeugsammlung Klein, bewerkstelligte. Damals wurden auch Großsponsoren gewonnen und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für das Museum abgewickelt.

Dr. Michael H. Faber, damals Landesobermuseumsrat und zuständig für die Museumspädagogik, heute Landesmuseumsdirektor und stellvertretender Leiter des LVR-Freilichtmuseum Kommern, schilderte prekäre Haushaltssituationen, in denen der Förderverein unbürokratisch, aber rasch zu helfen wusste. Er wies aber auch darauf hin, dass das nicht der Regelfall, sondern die Ausnahme war: „Der Förderverein fördert außerhalb des Spektrums der Pflichtaufgaben.“ In seine Ära fiel die Unterstützung durch eine große Versicherungsgesellschaft, die damals für eine ganze Spielzeit ein Zirkuszelt für ein hochkarätiges Kleinkunstprogramm zur Verfügung stellte.

Nordrhein-Westfalen-Stiftung hilft

Johannes Ley, damals gerade zwei Jahre im Ruhestand befindlicher Verwaltungsfachmann der Stadt Euskirchen, Mechernicher Stadtratsfraktionsvorsitzender und Kommerner Ortsvorsteher, heute wie damals in vielfältigen Aufgaben bürgerschaftlich engagierter und hoch dekorierter Vollblutdemokrat, berichtete dem Auditorium, wie sich in seiner Amtszeit die ganze Spendenlandschaft veränderte.

Es gelang ihm, den Verein auf die 2600 Beine seiner 1300 Mitglieder zu stellen, aber auch mit Hilfe des Antweiler Geobotanikers Professor Dr. Wolfgang Schumacher neue Quellen, wie die Nordrhein-Westfalen-Stiftung, zu erschließen. Ley war auch der Vater des Gedankens, dass Fördervereinsmitglieder nicht nur ihre Portemonnaies zum Spenden öffnen sollten, sondern selbst mit anpacken.

Er organisierte bei Großveranstaltungen im Museum gemeinsam mit Fördervereins-Sekretärin Inge Ruschin Würstchen- und Bierbuden mitsamt freiwilliger Besatzungen, die fortan zugunsten des Vereins auf dem Kahlenbusch Essen, Trinken und Kasse machten. Leys Verfahren wollen Museumschef Mangold und sein Stellvertreter Faber in Zukunft weiter ausbauen. Ehrenamtliche sollen ausgebildet werden und den fest angestellten Museumskräften bei der Besucherbetreuung, aber auch bei der Gartenarbeit zur Hand gehen.

Bereits 1982 kam es zu Gesprächen zwischen dem damaligen Landesrat Hans Rudolf Hartung und dem damaligen Museumsleiter Dr. Dieter Pesch mit der Intention, an Spenden aus der Wirtschaft zu gelangen. Als erste Spende überreichten der Förderverein um den Vorsitzenden Heinrich Kloten, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland, dem Museum zwei Stalllaternen. Im Januar 1984 konnte der Verein 174 Mitglieder und ein Vermögen von 16 000 D-Mark verbuchen.

Eine Videoanlage, eine Be- und Entfeuchtungsanlage für das Magazin sowie einen Zuschuss zur „Keramiksammlung Niederrhein“ waren erste Anschaffungen, die der Verein ermöglichte. Die Liste der Förderungen ist inzwischen lang – und bunt. Administrative und wissenschaftliche Aufgaben wurden durch Zuschüsse und Ankäufe eines Faxgerätes, von Finanz-Software einschließlich Schulung, Digitaldrucker und PCs für Volontäre unterstützt. Rollstühle und ein Defibrillator stehen ebenso auf der Liste wie der Kauf eines silbernen Schützenvogels aus dem 16. Jahrhundert für 20 000 D-Mark, die Ausstattung des Waldgasthauses sowie die Restaurierung einer wertvollen Tapete.

In den vergangenen Jahren hat der Förderverein vor allem bei der Realisierung von Ausstellungen geholfen. Mit Eigenmitteln, aber auch als Empfänger von Förderzuwendungen, die das Museum in Trägerschaft einer öffentlich-rechtlichen Einrichtung selbst nicht entgegennehmen kann, konnte der Verein Großprojekte wie die damalige Auswandererausstellung „Schöne Neue Welt“, die jetzige Dauerausstellung „WirRheinländer“ oder auch das Ausstellungsprojekt „1914 – Kriegs(er)leben im Rheinland“ überhaupt erst in trockene Tücher bringen.

„Tante-Emma-Dorfladen“ und Schweinemast

Aber auch mit vielfältigen Beschaffungen, die aus dem Museumshaushalt kaum hätten bestritten werden können, hat der Förderverein seinem „Paten“ dazu verholfen, zeitgemäß, attraktiv und in vieler Hinsicht auch richtungsweisend zu bleiben: mit audiovisuellen Medien für die Museumspädagogik, mit Ruhebänken für das Museumsgelände oder mit der Erstausstattung der Akteure der „Gespielten Geschichte“ mit allen erforderlichen Requisiten.

Der „Förderverein Rheinisches Freilichtmuseum Kommern e.V.“ zeigt sich aber auch im Museum präsent: Auf Bollerwagen und Rollstühlen, die Museumsgäste ausleihen können, weist der Schriftzug des Vereins auf den Beschaffer hin, der Förderverein betreibt mit der dörflichen „Handlung“ auf dem Museumsgelände einen „Tante-Emma-Laden“ und bietet dort Wurst vom im Museum rückgezüchteten „Deutschen Weideschwein“ an, um dessen Vermarktung er sich auch kümmert.

Die immer umfangreicheren Kursangebote des Fördervereins – vom Obstbaumschnitt bis zum Stuhlflechten und Mähen mit der Sense – finden große Resonanz.

pp/Agentur ProfiPress