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Reisegeschichten im Gelenkbus

Lit-Eifel „auf Tour“: Schriftsteller Oliver Lück las im Gelenkbus aus seinem Buch „Neues vom Nachbarn“ – Fahrt von Heimbach aus durch Eifel-Herbstlandschaft – Journalist und Autor war zwanzig Monate mit Hündin „Locke“ im VW-Bulli unterwegs – 26 Geschichten entstanden auf der Reise durch 26 Länder

Während einer Fahrt im Gelenkbus ab Heimbach durch die Eifel-Herbstlandschaft las Oliver Lück im Rahmen der Lit.Eifel aus seinem Buch „Neues vom Nachbarn“. Foto: Claudia Hoffmann/pp/Agentur ProfiPress

Heimbach – „Die Fahrkarten, bitte! Diesen Satz wollte ich immer schon mal sagen“, lachte Schriftsteller Oliver Lück und hatte damit anschließend alle Hände voll zu tun. Denn das Konzept der „Lit.Eifel“-Organisatoren, Literatur im Rahmen des neuen Festivals auch an außergewöhnlichen Leseorten zu präsentieren, ging ganz wunderbar auf. Zahlreiche Bücherfreunde hatten es sich in den Polstern des großen Gelenkbusses am Heimbacher Bahnhof gemütlich gemacht. Ehe es dann auf eine kurzweilige Tour quer durch eine traumhaft schöne Eifel-Herbstlandschaft ging, brachte Fahrer Roland Schultheis die Heizung auf wohlige Betriebstemperatur und „Chef-Caterer“ Joachim Starke richtete Knabberzeug nebst Getränken an. Unterdessen begrüßte der zweite Protagonist des Tages, die schwarz-braune Hovawart-Hündin „Locke“ freundlich schnuppernd alle anwesenden Gäste, um sich sogleich entspannt zu einem Nickerchen niederzulassen.

Kein Wunder – kannte sie doch die Geschichten, die folgen sollten. „Locke“ hat sie nicht nur selbst miterlebt, sondern war von immer wieder auch buchstäblich richtungsweisend. Denn nicht selten hatte sie, so berichtete Lück, an einer Kreuzung – sei es durch „dezentes Schwanzwedeln oder vermeintliches Augenzwinkern“ – den Weg vorgegeben, den der blaue Bulli Jahrgang 1991 auf seiner Fahrt durch ganz Europa nehmen würde. Die Ziele standen ohnehin auf keiner Karte.

Es sollte eine Reise zu den Menschen und ihren Geschichten werden. 20 Monate waren Oliver Lück und „Locke“ unterwegs: 26 Länder haben sie durchquert und dabei vielen spannenden Menschen getroffen. 26 Geschichten sind daraus entstanden, die Lück in seinem Buch „Neues vom Nachbarn“ gesammelt hat. Zu Beginn der Reise war Locke ein Welpe, am Ende sollte sie ausgewachsen sein und der junge Journalist aus Schleswig-Holstein um viele nachhaltige Erlebnisse reicher.

Schlüssel für die zum Teil sehr intensiven Begegnungen war die Zeit, die sich Lück für Gespräche nehmen konnte. Für ihn, so sagt er, waren es bewegende und keineswegs selbstverständliche Momente, dabei sein zu dürfen, etwa am Mittags- oder Abendbrottisch, wenn das Vertrauen so gewachsen war, dass ihm die Menschen von sich erzählten. Auch Locke sollte sich so manches Mal als „Türöffner“ erweisen. Meistens waren es aber  zufällige Begegnungen, die Lück mit aufrüttelnden Schicksalen in Berührung brachten. Erst zum Schluss, als „klar war, dass daraus ein Buch werden würde“, machte er sich gezielt auf die Suche nach ungewöhnlichen Lebenswegen, damit es eine „gute Mischung“ werden würde.

Gebannt lauschten die Heimbacher „Fahr“-Gäste über zweieinhalb Stunden den Geschichten von der insgesamt 50.000 Kilometer langen literarischen Reise mit drei Blechschäden und einer Reifenpanne. Sie erlebten so stürmische Überfahrten mit Fähren, bei denen sich das „All you can eat“-Buffet als echtes „Festival der Geschmacksverstärker“ erwies und schmunzelten über witzige Anhalter-Anekdoten. Auch erhielten sie faszinierende Einblicke in den gefährlichen Alltag eines galizischen Entenmuschelfischers, begegneten einem echten Pionier der tschechischen Ballonfahrt, einer lettischen Flaschenpost-Sammlerin, einer mutigen Sizilianerin, einem finnischen Goldsucher und dem einzigen farbigen Flößer Deutschlands. In Ermangelung eines Navis, so berichtete Lück vergnügt, sei auch der zweieinhalb Kilo schwere ADAC-Atlas zum „unverzichtbaren Begleiter“ geworden, den man notfalls auch „zur Selbstverteidigung oder als Wegfahrsperre hätte einsetzen können“.

Wer mochte, konnte auf der zweieinhalbstündigen Expedition entlang gewundener Eifel-Pfade überdies ein „Tässchen“ Wodka probieren, der ja für das Nacherleben der abenteuerlichen Erlebnisse in Osteuropa gewissermaßen irgendwie auch unabdingbar war. Am Ende stand dann ein ebenso einfacher wie symbolträchtig-schöner Satz, den Lück, wie so viele andere, dem Danziger Kneipenphilosophen Marek verdankt, der einst meinte: „Ein gutes Buch ist nie zu Ende“. Denn es lebt im Leser weiter.

pp/Agentur ProfiPress