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Nikolaus als Brückenbauer

Pfarrer Dr. Michael Stöhr berichtet für den Bürgerbrief über den Besuch des Heiligen in den Mechernicher Flüchtlingsunterkünften  – Ermutigende Gelegenheiten zum Austausch – Angst ist immer ein schlechter Ratgeber – Unterstützung bei Integration durch das „Roggendorf-Team“ der evangelischen Kirche

Mechernich – Pfarrer Dr. Michael Stöhr war dabei als der Nikolaus die Flüchtlingskinder in Mechernich besuchte. Exklusiv für den Bürgerbrief berichtet er:

Die Kinder heißen Immanuel, Paul, David, Hirity, Jihan, Lailaz, Henry und Immanuel. Sie sind Kinder in Mechernicher Flüchtlingsunterkünften.

Die Kinder leben zum Teil seit drei Jahren in Elisabethhütte, auf der Peterheide oder im Casino in der Heerstraße. Rund 180 Menschen leben in den drei Komplexen, darunter 50 Kinder. Sie stammen aus Nigeria, Syrien, Afghanistan, Iran oder Albanien. Nun wurden sie vom Nikolaus in ihrem neuen „Zuhause“ besucht.

Der Nikolaus besuchte die Flüchtlingskinder in den Mechernicher Unterkünften. Voller Freude wird dem Nikolaus von der Mutter das Kind in den Arm gelegt. Sozialassistent Wolfgang Vanhöfen verteilt aus einem Sack Süßigkeiten. Foto: Dr. Michael Stöhr/pp/Agentur ProfiPress.

Die Glocke läutet und schon springen die Kinder aus den kleinen Zimmern auf den Flur. Es ist für sie eine willkommene Abwechslung in den tristen Quartieren. Erst schauen sie zögerlich auf den rot verkleideten Riesen mit dem dicken Bauch und dem Sack über der Schulter. Aber dann durchschauen einige das lustige Spiel und rennen voll Freude auf den Bartträger zu.

Unter dem Nikolauskostüm steckt „Alex“

„Du bist der Alex“ rufen sie, und springen ihm in den Arm. Unter dem Nikolauskostüm erkennen sie sofort ihren Alex; gemeint ist Alexander Neubauer, der sein Büro für Integration im Mechernicher Casino hat. Alexander Neubauer kennt seine Schäfchen und sie vertrauen ihm. Schon bald ist der Sozialarbeiter von einer Kinderschaar umringt. Nach und nach kommen die Eltern auf den Flur. Es werden Hände geschüttelt und es entsteht ein lebhafter Austausch.

Die Herzlichkeit springt über. Der Nikolaus kommt mit Begleitung. Zu seinem Team gehört das „Roggendorf Team“ der evangelischen Kirchengemeinde. Sie haben einen bunten Korb mit Nüssen und Obst dabei. Sozialassistent Wolfgang Vanhöfen verteilt aus einem Sack Süßigkeiten. Die jungen Eltern, meist die Mütter, schießen ein Selfie.

Es ist das erste Mal, dass der leibhaftige Nikolaus ihnen in ihrem Flüchtlingslager einen Besuch abstattet. Wer besucht schon Migranten oder wer geht in ihre Unterkünfte?

Die Flüchtlingskinder haben den Nikolaus schnell erkannt. Alexander Neubauer, der sein Büro für Integration im Mechernicher Casino hat, kennt seine Schäfchen und sie vertrauen ihm. Zu seinem Team gehört das „Roggendorf Team“ der evangelischen Kirchengemeinde rund um Pfarrer Dr. Michael Stöhr. Foto: Wolfgang Vanhöfen/pp/Agentur ProfiPress

Angst ist aber immer ein schlechter Ratgeber. Das Engagement des Roggendorfer Teams richtet sich in erster Linie auf die Unterstützung bei der Integration. Dazu zählt die Begleitung bei Behördengängen oder zu Arztterminen, Hilfen beim Lernen oder bei der Arbeit. „Im Klima des Vertrauens wird Hilfe gerne angenommen“, so das Credo.

In Team der Ehrenamtlichen ist auch ein syrischer Flüchtling aktiv. Hassan Hasuo wohnt mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Kommern. Der studierte Lehrer ist stets zur Stelle, wenn es gilt, anzupacken. Der Geschichtslehrer kämpft mit der komplizierten deutschen Grammatik und versucht im Berufsleben Fuß zu fassen. Seine beiden Töchter sprechen nach drei Jahren Aufenthalt in Deutschland aktzentfrei unsere Sprache und teilweise sogar kölsch.

Ermutigende Gelegenheiten zum Austausch

Nachdem dem Mechernicher Begegnungscafé im Casino nur mäßiger Erfolg beschieden war, machte sich das Betreuungsteam daran, Momente der Begegnung, positive und ermutigende Gelegenheiten zum Austausch zu kreieren. Dazu gehören kleine Ausstellungen, Poolbillard oder kulturelle Angebote.

Der erfolgreichste Ansatz der Integration erfolgt in den Schulen und in den Arbeitsverhältnissen. Und der Schlüssel dazu ist die Sprache mitsamt ihrer Bildung und Kultur. Nur wer die deutsche Sprache erlernt, ist in der Lage zu hören, zu lernen und zu verstehen. Und nur wer bereit ist, unsere Sprache zu lernen, dem kann man auch zuhören. Ohne Landessprache bleibt ein Mensch ein Fremder und findet keine Heimat.

Genauso wichtig ist es, den Fremden zum Lernen unserer Sprache ein Gegenüber zu bieten. Die Migranten freuen sich, wenn sie die in den Kursen gelernten Deutschkenntnisse anwenden können. Und sie schämen sich, wenn dies nicht auf Anhieb gelingt. Es ist notwendig für die Fremden ein Ohr zu haben, um einander besser zu verstehen. So kann sich unsere Kultur weiter entwickeln und ihre Unsicherheit überwunden werden.

Im freundschaftlichen Miteinander lassen sich meist alle Probleme lösen und gemeinsame Wege finden. Dazu braucht es Mut, gemeinsame Zeit und Offenheit von allen Beteiligten. Der Nikolaus war ein richtiger Brückenbauer.

pp/Agentur ProfiPress