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„Nie wieder ein Kriegstoter vom Bleiberg“

Unprätentiöse und ergreifende Feier zum Volkstrauertag in Mechernich – Eifeldekan Pühringer bittet jeden, seine Talente für die Gemeinschaft in Pfarre und Stadt einzusetzen – Neue Gedenktafeln aus rostigem Eisen an Stelle der gestohlenen wertvollen Bronzetafeln eingesegnet

Mechernich – Mit einer bewegenden, weil unprätentiösen Feier beging Mechernich am Sonntag den Volkstrauertag. Mit dazu beigetragen haben mochte der Diebstahl der 70.000 Euro wertvollen Bronzetafeln mit den Namen Hunderter Gefallener und im Krieg umgekommener Ziviltoten im Vorfeld.

Der Eifeldekan, Mechernichs Pfarrer Erik Pühringer, segnete die neuen wiederhergestellten Gedenktafeln an 523 Mechernicher Weltkriegstote und die zu ihren Ehren und ihrem Andenken niedergelegten Kränze. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die neuen Tafeln aus verrostetem Eisen wurden während der Feier erstmals von Pfarrer Erik Pühringer eingesegnet. Die Genealogin Petra Greis und der Lokalhistoriker Peter-Lorenz Könen hatten zur Rekonstruktion die Namen auf den gestohlenen Tafeln und weitere Namen Mechernicher Bomben- und Naziterroropfer beigesteuert beziehungsweise neu recherchiert. Die Hosteler Metallbaufirma Müller hatte die neuen Gedenkplatten mit viel Fingerspitzengefühl gestaltet.

Mit gesenkten Fahnen ehrten die Mechernicher Vereine und Organisationen am Volkstrauertag die Menschen vom Bleiberg, die im Krieg und unter dem Nazi- und Bombenterror zwischen 1939 und 1945 ihr Leben geben mussten, in der Mitte Dr. Peter Schweikert-Wehner, der in diesem Jahr die Festansprache hielt. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

In der Heiligen Messe in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist, während der Fahnenabordnungen der Mechernicher Vereine und Organisationen wie der Kolpingfamilie, Rotem Kreuz, TuS und Karnevalsvereinen im Chorraum Ehrenspalier standen, appellierte Pfarrer und Eifeldekan Erik Pühringer an den Zusammenhalt der Menschen am Bleiberg.

Uli Poth und „seine“ Bergkapelle intonierten das Lied vom „Guten Kameraden“, eine über hundertköpfige Gemeinde nahm an der Gedenkfeier für die Weltkriegstoten teil. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Was vor 70 Jahren zum Betrieb einer „Notkirche“ für das im Krieg zerbombte Gotteshaus und zum Neubau der heutigen modernen Johanneskirche führte, müsse auch heute wieder zum Schulterschluss und zur Solidarisierung der Menschen am Bleiberg führen, so Dekan Pühringer. Wobei der Begriff „Notkirche“ heute eher inhaltlich als räumlich gedeutet werden müsse.

Neue „Notkirche“ vonnöten

In Anlehnung an das Tagesevangelium von den Talenten wünschte sich das Pfarroberhaupt, dass jeder seine egal wie reichlich, aber doch individuell zweifelsohne vorhandenen Fähigkeiten und Möglichkeiten für die Gemeinschaft einbringe. Zusammenhalt und gegenseitiges Helfen seien nicht von gestern, sondern nötiger denn je.

Zum „Lied der Deutschen“ grüßten Bundeswehr-Depotkommandeur Oberstleutnant Lars Rauhut und seine Männer militärisch, Vize-Bürgermeister Wolfgang Weilerswist und Pfarrer Erik Pühringer (von links) und auch Mechernichs Erster Bürger Dr. Hans-Peter Schick und Erster Beigeordneter Thomas Hambach (4. und 3. Von rechts) sangen mit. In der Messe vor der Feierstunde hatte Pfarrer Pühringer „Einigkeit“, „Zusammenhalt“ und „gegenseitige Hilfe“ für Mechernich angemahnt. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Vor einer über hundertköpfigen Festgemeinde, den Vereinsdelegationen, der Bergkapelle um Uli Poth, dem Männergesangverein unter Gerhard Half, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, seinem Stellvertreter Wolfgang Weilerswist, den Pfarrern Dr. Innocent Dim und Erik Pühringer, Bundeswehr-Depotkommandeur Oberstleutnant Lars Rauhut und seinen Soldaten, dem Ersten Beigeordneten Thomas Hambach und Vereinskartellchef Marcel Hembach hielt Dr. Peter Schweikert-Wehner, der Vorsitzende der Turn- und Sportvereinigung Mechernich und der Arbeiterwohlfahrt, eine nahegehende Ansprache.

Soldaten des Bundeswehrdepots West Mechernich legten einen Kranz nieder. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Darin erinnerte er unspektakulär an das Schicksal eines Onkels seiner Frau, der noch jung und erst spät als „Kanonenfutter“ in die Rückzugsgefechte im Baltikum geriet und umkam. Bei seinem letzten Heimaturlaub in Kommern hatte dieser Onkel Karl seine Schwester, Schweikerts heutige Schwiegermutter, angefleht, ihn die Treppe herunterzustoßen oder ihm sonst wie etwas anzutun, damit er nicht zurück an die Front müsse. Denn, wenn er gehe, dass hatte Karl geahnt, werde er die Heimat nicht mehr wiedersehen.

Wie immer war die äußerst aktive Mechernicher Rotkreuz-Bereitschaft am Volkstrauertag im Einsatz. Nicht nur mit dieser Fahnenabordnung, Sascha Suijkerland und seine Leute stellten auch den Sanitätsdienst und sicherten den Gendenkmarsch von der neuen zur alten Pfarrkirche mit ihren Quads. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Er behielt Recht mit seiner Ahnung und fiel bei Riga. Schweikert schloss seine freie Ansprache mit den Worten: „Lasset uns bitten, dass nie wieder eine Familie in Mechernich um einen Angehörigen trauern muss, der im Krieg zu Tode kommt.“

Seit 147 Jahren ist die Bergkapelle, hier beim Anmarsch zum Volkstrauertag am Johannesberg, nicht aus Mechernichs Kultur- und Gemeinschaftsleben wegzudenken. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

pp/Agentur ProfiPress

Am Schluss der Feier intonierte die Bergkapelle „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Vereinskartellvorsitzender Marcel Hembach gab bekannt, dass das Kartell vor der Auflösung steht und sich im kommenden Jahr andere der Organisation des Volkstrauertages annehmen müssen.