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Mechernich trauert um Rudolph Greuel

Jahrzehntelanger Rundschau-Lokalchef im Kreis Euskirchen und vielfältig engagierter Journalist (77) starb völlig unerwartet und hinterlässt Ehefrau Helene und Sohn Andreas mit seiner Partnerin Lisa Wantzen

Mechernich – Rudolph Greuel ist tot. Der jahrzehntelange Redaktionsleiter der Euskirchener Lokalredaktion der Kölnischen Rundschau und vielfältig engagierte Journalist starb am Montagnachmittag im Kreiskrankenhaus Mechernich, nachdem er vergangenen Freitag vor seinem Wohnhaus in Firmenich kollabiert war.

Der gebürtige Kaller, der mit seiner Frau Helene, einer gebürtigen Firmenicherin, seit Jahrzehnten in der Stadt Mechernich lebte, leitete die Euskirchener Lokalredaktion seit Anfang der 1980er Jahre – und war bereits vorher gleichberechtigter stellvertretender Redaktionsleiter von Matthias Wildenburg.

„rg“, so sein Autorenkürzel, war jahrzehntelang „das“ Gesicht der Tageszeitung Kölnische Rundschau im Kreis Euskirchen. Bei seiner Verabschiedung im Juni 2008, auf der unser Bild entstand, sagte er: „Ungeliebt sein, das gehört zum Beruf des Journalisten“. Privat war Rudolph Greuel ein uneigennütziger Familienmensch. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress

Rudolph Greuel hinterlässt seine geliebte Frau Helene und seinen erwachsenen Sohn Andreas, der beruflich als RTL-Redakteur und Recherchier-Experte mit eigenem Team in die Fußstapfen des Vaters getreten ist, und dessen Partnerin Lisa Wantzen. „rg“, so sein Autorenkürzel, war privat ein ausgeprägter Familienmensch.    

Seine journalistischen Kinderschuhe hatte der studierte Pädagoge in der Gemünder Lokalredaktion der Rundschau ausgetreten. Dort arbeiteten zeitweise mit Jürgen Gräper, Peter Felten und Rudolph Greuel drei junge, ausgesprochen tatkräftige und jeder auf seine Art eigenwillige Journalisten zusammen, die es alle drei zu Redaktionsleitern bringen sollten.

Betroffenheit

Die Journalistenkollegen im Kreis Euskirchen zeigen sich sehr betroffen vom plötzlichen Tod Rudolph Greuels, vor allem die Kollegen aus Greuels früherer Mannschaft bei der Kölnischen Rundschau, die mittlerweile mit den Kollegen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft verbunden sind.

Zwei Söhne erschossener deutscher Geiseln recherchierten gemeinsam: Rudolph Greuel und Reinhold Westerhof (l.). Dessen Vater Julius Westerhof hatte laut Bericht des Ortspfarrers von Coussay Edwin Just, den Jüngsten (17), in seinen Armen gehalten und sein Gesicht an sich gedrückt, damit er nicht in die Gewehrläufe gucken musste. Archivfoto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Deren Redaktionsleiter Christoph Heup war in den 80er Jahren als Redaktionsvolontär von Rudolph Greuel und dessen Stellvertreter Manfred Lang ausgebildet worden. Heup, seit 2001 Redaktionsleiter in Gemünd, wurde 2008 Greuels Nachfolger und übernahm die Leitung beider Redaktionen.

Er nannte Rudolph Greuel im Gespräch mit der Agentur ProfiPress sein „journalistisches Vorbild und einen Lehrmeister mit Ecken und Kanten“. Heup: „Viele der Journalisten, die heute im Kreis Euskirchen und in der Region arbeiten, haben ihr Handwerk bei ihm gelernt.“ Greuel habe es verstanden, viele Tugenden in seiner journalistischen Tätigkeit zu vereinen: seine Heimatverbundenheit, seine Liebe zum Sport, aber auch seine Geselligkeit und seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Er sei in der Region verwurzelt gewesen. Dass der Kreis Euskirchen und die Eifel seine Heimat waren, habe aber nie die kritische Distanz des Journalisten beeinflusst. Er habe sein Umfeld stets mit den geschärften Augen betrachtet, die Journalisten entwickeln müssen, wenn sie ihren Beruf gut machen. Und er habe sein Ohr nahe an den Menschen gehabt. „Er wusste, was sie bedrückte, was ihnen Sorge bereitete. Er scheute niemals davor zurück, Missstände beim Namen zu nennen. Das wussten die Menschen. Sie kannten ihn. Sie sprachen ihn an. Und sie wussten ihre Anliegen bei ihm in guten Händen.“

Nachrichtenbörse im Stehcafé

Heup weiter: „Wenn er morgens von seinem obligatorischen Besuch in einem Euskirchener Stehcafé zurück in die Redaktion kam, dann wussten wir Redakteure, dass er Nachrichten, neue Themen und für uns Arbeit mitbrachte.“ Greuel habe deutliche Spuren als kritischer Begleiter von Politik und Wirtschaft hinterlassen. Insbesondere seine Berichterstattung über das seinerzeit noch sehr vielfältige Bankenwesen im Kreis Euskirchen habe große Anerkennung genossen.

Der Wirtschaftskorrespondent: Rudolph Greuel im Interview für die Agentur ProfiPress mit Friederich-Wilhelm Weber, dem Leiter der Unternehmensberatung der Handwerkskammer Aachen. Archivfoto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Heup: „Ich habe viel von ihm und bei ihm gelernt. Wir Kollegen sind sehr traurig und betroffen über den Tod unseres langjährigen Chefs, Kollegen und Freunds, mitfühlend mit seinen engsten Angehörigen, aber auch stolz, mit ihm zusammen gearbeitet zu haben!“

„Rudolph Greuel war der Prototyp des Rechercheurs – und ein Minimalist, was seinen Notizblockverbrauch betraf“, sagte Rudolph Greuels früherer Stellvertreter Manfred Lang, der auf Wunsch der Familie die Trauerrede halten und die Urne in seiner Eigenschaft als Ständiger Diakon im Familiengrab auf dem Firmenicher Friedhof beisetzen soll.

Anerkannter Journalist, engagierter Mitbürger

„Wenn Rudolph einmal auf der Spur war, war er nicht mehr davon abzubringen“, so Lang, der heute die Redaktion der Agentur ProfiPress leitet: „Und was an Fakten endscheidend war, hat er messerscharf und blitzschnell analysiert und behalten.“ Wenn Greuel kommentiert habe, dann hab das meistens „gesessen“.

Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick nannte den Verstorbenen einen über die Stadtgrenzen hinaus bekannten und anerkannten Journalisten und Redaktionsleiter. Greuel sei ein kritischer, aber auch engagierter Mitbürger gewesen, an dem man sich reiben, auf den man sich aber auch verlassen konnte.

Rudolph Greuel als Junge mit Mutter Lena in Kall. Er wuchs bei ihr als Halbwaise behütet, geliebt und mit traditionell christlichen Werten auf. Dass sein Vater im Krieg „gefallen“ sei, reichte dem zum Journalisten und Redaktionsleiter avancierten Sohn nicht mehr als Auskunft, als er und Ehefrau Helene ihrerseits einen Sohn bekamen und ihn Andreas tauften. Repro: Rudolph Greuel/Privat/Archiv ProfiPress

Rudolph Greuel kannte den Kreis Euskirchen wie seine Westentasche, er hat die Berichterstattung in den Jahrzehnten bis zu seiner Zur-Ruhesetzung 2008 und auch danach noch einige Jahre als Mitarbeiter der Agentur ProfiPress nachhaltig beeinflusst. Neben dem Lokalen hat sich der Firmenicher zeitweise auch dem Sport journalistisch gewidmet – und sich wie Ehefrau Helene im SSC Firmenich selbst sportlich und administrativ engagiert.

Der „Rundschau“-Redakteur schrieb eine ganze Reihe überörtlicher Reportagen und Auslandsreportagen, unter anderem von einem Erdbeben mit Tausenden Toten in der Türkei. Originell und witzig war auch eine Reportage über die Landwirtschaft in Berlin, die Greuel von einer seiner Journalistenreisen in die damals noch geteilte Stadt mitten im Staatsgebiet der DDR mit zurück an den Rhein brachte.

International auf sich aufmerksam machte Rudolph Greuel vor einigen Jahren, als er die Geschichte seines Vaters Andreas Greuel recherchierte und darüber publizierte. Andreas Greuel sen. war 1944 in Coussay-les-Bois, einem französischen Dorf im Département Viennef, von der französischen Resistance bei einer völkerrechtswidrigen Massenexekution deutscher Soldaten erschossen worden.

Greuel, der als Halbwaise von seiner Mutter Lena in Kall erzogen wurde, bekam immer nur zu hören, sein Vater sei im Krieg „gefallen“. Das wollte der Sohn genauer wissen, als er und Helene selbst Eltern wurden und ihren Spross wie den Großvater Andreas nannten.       

Greuels Story in der „Times“

Eigentlich hatte Greuel nur ein privates Buch für Andreas jun. geplant, aber die Recherchen brachten dann ein dunkles Kapitel französischen Nationalstolzes und einer höchst unterschiedlichen Behandlung von Kriegsverbrechen ans Tageslicht, von dem neben deutschen und französischen Tageszeitungen auch die renommierte britische „Times“ Kenntnis nahm.

„The french village, that wants to forget“, titelte die britische „Times“ über die aufsehenerregenden Recherchen Rudolph Greuels und die noch abenteuerlicheren Reaktionen dortiger Kommunalpolitiker. Im Mittelpunkt der Geschichte um dieses französische Dorf, das vergessen will, stand Greuels Vater Andreas. Der Lückerather wurde am 9. September 1944 zusammen mit 21 anderen Deutschen im 900-Seelen-Dorf Coussay-les-Bois von der Resistance völkerrechtswidrig exekutiert. Repro: Rudolph Greuel/Privat/Archiv ProfiPress

„The french village, that wants to forget“, titelte das Blatt. Im Mittelpunkt der Geschichte um das französische Dorf, das vergessen will, stand ein deutscher Soldat aus der Stadt Mechernich. Sein Name war Andreas Greuel. Der Lückerather wurde am 9. September 1944 zusammen mit 21 anderen Deutschen im 900-Seelen-Dorf Coussay-les-Bois von der Resistance völkerrechtswidrig exekutiert.

Greuel fand noch die Einschusslöcher in der Schulhofmauer vor, als er Coussay erstmals besuchte. Vor Ort stieß er auf eisige Ablehnung, als er wegen einer Erinnerungstafel verhandelte. Als er selbst etwas errichtete, wurde es entfernt. Die Löcher an der Schulhofmauer wurden verschmiert, schließlich wurde die Mauer ganz abgerissen.

Dabei hatte Rudolph Greuel nur mit dem spitzen Stift des Journalisten und Autors dafür gekämpft, dass man Verbrechen an Menschen im Krieg immer Kriegsverbrechen nennen darf, egal wer sie begangen hat – und dafür plädiert, dass man um die Ermordeten jeder Nation trauern darf, ja muss…

Der Bericht der Agentur ProfiPress über Rudolph Greuels Verabschiedung als „Rundschau“-Redaktionsleiter 2008 war mit den Worten überschrieben: „Ungeliebt sein, das gehört zum Beruf des Journalisten“. Das wusste Greuel und sagte es auch bei seiner eigenen Verabschiedung als Redaktionsleiter.

Der Firmenicher nahm es in Kauf, wenn er sich als unbequemer Fragensteller und Kommentator bei den Mächtigen im Kreis unbeliebt machte. Er hatte allerdings auch einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit – und lebte in dem Ruf, hart, aber gerecht zu kommentieren, so sein Nachfolger Christoph Heup: „Rudolph Greuel war ja auch Sportler mit einem Gespür für Fairness…“

Freundschaft mit Adi Kappes

Der in Mechernich geborene, in Kall aufgewachsene und seit Jahrzehnten in Mechernich-Firmenich lebende Rudolph Greuel hat seine journalistische Laufbahn – wie sein Nachfolger Christoph Heup – in der Redaktion Gemünd bei Redaktionsleiter Jürgen Gräper begonnen. Gräper hat viele Talente entdeckt und ausgebildet.

Von den ersten Anfängen 1966 in Gemünd führte die journalistische Karriere Rudolph Greuel schnell nach Köln, von dort zu diversen In- und Auslandseinsätzen unter anderem mit seinem Freund Adi Kappes, der später in die Politik ging und Erftstädter Bürgermeister wurde.

Schließlich landete Greuel wieder in der Heimat an der Seite von Matthias Wildenburg, dessen gleichberechtigter Mit-Redaktionsleiter Greuel bald wurde, um ihn schließlich als alleiniger Lokalchef zu beerben, als Wildenburg als freigestellter „Rundschau“-Betriebsrat nach Köln ging.

In der Zeit davor wurde Greuel zum Sprecher des Landschaftsverbandes Rheinland gewählt, doch Ehefrau Helene und der damalige Herausgeber Dr. Heinrich Heinen hielten ihn zurück. „Ich habe es nie bereut“, sagte der scheidende „Rundschau“-Lokalchef 2008 bei seinem Abschiedsempfang im Euskirchener Parkhotel.

Zu einem Empfang mit 250 Gästen hatte Rundschau-Herausgeber Helmut Heinen die gesamte Verlags- und Redaktionsspitze aus Köln mit nach Euskirchen gebracht und begrüßte dort namhafte Frauen und Männer aus Politik, Kirche und Gesellschaft. „Heute geht eine Institution des Kreises und der Stadt Euskirchen“, würdigte er Rudolph Greuel. Archivfoto: pp/Agentur ProfiPress

Zu diesem Empfang mit 250 Gästen hatte Rundschau-Herausgeber Helmut Heinen die gesamte Verlags- und Redaktionsspitze aus Köln mit nach Euskirchen gebracht und begrüßte dort namhafte Frauen und Männer aus Politik, Kirche und Gesellschaft. „Heute geht eine Institution des Kreises und der Stadt Euskirchen“, würdigte er Rudolph Greuel.

Der Firmenicher habe sich nicht nur als pointiert kommentierender und furchtloser Zeitungsmann Verdienste erworben, sondern auch als Erfinder und Motor der lokalen Sportlerwahl sowie als Organisator zahlreicher Benefizveranstaltungen, unter anderem für die Rundschau-Altenhilfe „Die gute Tat“ einen Namen gemacht.

„Der Beruf des Journalisten ist einer der schönsten der Welt, denn wir arbeiten mit Menschen“, sagte Greuel in der Festversammlung. Er habe „mit Mördern und Kirchenfürsten gesprochen, mit Kickern aus der dritten Kreisklasse und mit Bundestrainer Helmut Schön: Langweilig war es nie!“

„Nur nicht verbiegen lassen“

Dass ein Journalist, der seinen Beruf ernst nehme und in Wort und Bild auch auf Missstände und ihre Ursachen hinweise, nicht immer nur geliebt werden kann, gehöre zu dem Beruf, meinte der Mechernicher: „Ich war kantig, wollte mich nicht verbiegen lassen und morgens in den Spiegel schauen können.“

Rudolph Greuel war zeitweise Sachkundiger Bürger in Stadtratsgremien der Stadt Mechernich und Funktionär des SSC Firmenich sowie vorher bereits des TV Kall und „Höötjong“ im „Maijelooch“ seines Eifeler Heimatortes.

Auch für den Heimatort Firmenich/Obergartzem seiner Frau Helene hat er Großes geleistet, als er durch seine Berichterstattung den Bau der Ortsumgehung Firmenich/Obergartzem der Bundesstraße 266 anstieß und beschleunigte. Dafür erhielt er 1981 den Christophorus-Preis der Deutschen Autoversicherer.

pp/Agentur ProfiPress