Kein Prinz in Polen
Rat und Verwaltung der Stadt Mechernich begrüßten Prinzen, ganze und Zweidrittel-Dreigestirne beim Tollitätenempfang in der Barbaraschule – Delegation aus Skarszewy feierte in der Eifel Vorkarnevals-Premiere – Gedenkminute für Partnerschaftsbegründer Wolfgang Müller
Mechernich – Bei der offiziellen Vorstellung der närrischen Tollitäten der neuen Session aus dem Stadtgebiet Mechernich war die Runde der Gäste so international wie selten zuvor. Eine Delegation aus der polnischen Partnerstadt Skarszewy erlebte einen Vorgeschmack des Karnevals nach Eifeler Art.
„Dat es ne joode Lade he!“ spielte und sang die Bing Band der Prinzengarde – doch wie das ins Polnische übersetzen? Jozef Ebertowski, der Altbürgermeister aus dem pommerschen Kleinstädtchen, nahm es schmunzelnd und un-übersetzt zur Kenntnis. Es hörte sich ja fröhlich an – und auch die bunt kostümieren Jecken drumherum waren gut gelaunt.
Pommern, Bleiberg, Niederrhein
Ebertowski war Teil einer 14-köpfigen Delegation aus der Partnerstadt, die beim Tollitätenempfang von Rat und Verwaltung der Stadt Mechernich mit von der Partie war. Die Polen waren eigentlich auf der Durchreise von Skarszewy über Mechernich ins niederländische Steyl, wo die auch in Skarszewy stark vertretene Communio in Christo am ersten Adventssamstag Gründungsgedenktag feierte.
In Mechernich erlebten Alt-Bürgermeister Ebertowski und seine Gefährten am Freitagabend geballte rheinische Tollitäten-Vielfalt in der Barbara Schule, wo ein Prinzenpaar, ein Ein-, ein Zweidrittel und ein echtes Dreigestirn aufgeboten wurden.
„Wenn einer eine Reise tut“, kann er bekanntlich was erleben. „Op de Erd unn en alle Ecke – överall nur Kommerner Jecke“ lautete folglich das Sessionsmotto der Greesberger. Prinz Guido I. (Heske) und Prinzessin Sabine II. (Heske) von der Kommerner KG 1947 e.V. stellten sich mit dem Spruch den versammelten Narren vor.
Ein weibliches und ausgesprochen charmantes Dreigestirn hat der KV 1977 Vussem mit Prinzessin Nadine I. (Bertram), Jungfrau Anna (Kreuser) und Bauer Sabrina (Feyen) aufgeboten.
Unter dem Sessionsmotto „Mit Schwert und Lanze auf zum Tanze“ war eine Abordnung der „JVA“ („Jecke Vereinigung Antweiler 2013 e.V.“) angereist. Die Flachland-Tiroler aus dem nördlichen Mechernicher Stadtgebiet haben erstmals in der Geschichte des Antweiler Karnevals überhaupt ein Dreigestirn aufgestellt, das nach Mechernich aber leider nicht vollzählig anreisen konnte. Prinz „Männ“, Matthias I. (Esser) und seine Deftigkeit Heinz (Latz) waren da, aber ihre Lieblichkeit Jungfrau Josefine (Günter Josef Korf) fehlte krankheitsbedingt.
Angesichts des zum Gruppenbild auf der Bühne versammelten Tollitäten-Glanzes bekamen auch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und sein emeritierter polnischer Amtskollege Jozef Ebertowski feuchte Augen. „Wir verkleiden uns auch und feiern Party“, berichtete der Pole: „Aber einen Prinzen haben wir nicht.“
Prinzenblutspende am 17. Januar
Bevor die Big Band der Prinzengarde und Larissa Hutflies, Solomariechen der „Weyerer Blömche“, dann den karnevalistischen Teil der Veranstaltung eröffneten, bat Moderator Björn Wassong zur Schweigeminute für Wolfgang Müller, den 94jährige verstorbenen Begründer der Städtepartnerschaft Mechernichs mit dem französischen Nyons.
Im vergangenen Sommer feierten Mechernich und Nyons das 50-jährige Bestehen ihrer Freundschaft. Und Moderator Wassong hatte sich mit Baskenmütze, Ringelpulli, Baguette, Rotweinfasche und Trikolore dem Anlass dem Anlass entsprechend zum Tollitätenempfang gekleidet.
Das Kommerner Prinzenpaar will die Tradition der „Prinzenblutspende“ fürs Rote Kreuz fortführen, deren Termin immer beim Tollitätenempfang bekannt gegeben wurde: Am 17. Januar wollen Guido I. und Sabine II. der KG Greesberger zwischen 16 und 20 Uhr in der Bürgerhalle in Kommern auch selbst zur Ader gelassen werden. Und möglichst viele sollen es ihnen nachtun.
Stefan Lieser/Hermann-Josef Schlimper/pp/Agentur Profi-Press