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Hochwasser: Mais schuld?

MdB Carina Konrad, die stellvertretende Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Landwirtschaft und Ernährung, besucht Überschwemmungsorte der Starkregenereignisse 2017 und 2018 in den Kommunen Kall und Mechernich – Individuell Maisfelder in Hanglagen gegen Grünlandflächen in der Ebene tauschen? – „Durchwachsende Silphie“ als Futter- und Silagepflanze eine Alternative für die Bauern?

Kall-Wallenthal/Kommern – Selten zuvor wurde der Maisanbau in Hanglagen so deutlich als Grund für Bodenerosion und Hochwasserschäden in den Dörfern benannt wie bei einer Begehung mit der stellvertretenden Vorsitzenden des Bundeslandwirtschaftsausschusses am Donnerstag in Wallenthal, Scheven und Kommern.

„Das ist kein Wallenthaler Phänomen“, erklärte der Kreis- und Kommunalpolitiker Hans Reiff bei einem Treffen mit Hochwasseropfern in der Lückerather Straße: „Das ist ein regionales Problem!“ Reiff und der Gemünder Bundestagsabgeordnete Markus Herbrand hatten die Agrar- und Umweltexpertin Carina Konrad zu einer Rundfahrt zu markanten Punkten der schweren Überschwemmungen 2017 und 2018 in den Kommunen Kall und Mechernich eingeladen.

Gespräch zwischen Anwohnern und Politikern in der Lückerather Straße in Wallenthal, ganz rechts der zuständige Kaller Gemeinderat und Kreistagsabgeordnete Hans Reiff, der das Treffen mit MdB Carina Konrad, der stellvertretenden Vorsitzenden des Bundestagsausschusses frü Landwirtschaft und Ernährung, arrangiert hatte. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Dabei besuchte die liberale Delegation auch Wallenthal, wo es in den vergangenen Jahren aus einer Hanglage in Richtung Voißel herab immer wieder zu massiven Überflutungen mit Schlamm von den Feldern gekommen war. Als Ursache der umfänglichen Bodenerosion bei Starkregen waren Maisfelder ausgemacht worden, berichteten Anlieger.

Jahrelang Mais in Monokultur

Zum Teil werde dort viele Jahre hintereinander Futtermais angebaut, dessen Wurzeln kaum Erdreich binden. Eine Fruchtfolge, wie sie den Ackerbau in der Mittelgebirgsregion seit Jahrhunderten prägt, sei zunehmend ausgeschaltet, klagten die Anwohner.

Hans Reiff berichtete von Forschungsarbeiten im Raum Grevenbroich, die das untermauern: „Da wurden von Wintergetreideäckern etwa 2,4 Tonnen Erdreich pro Hektar abgeschwemmt, bei Mais waren es zwischen 16 und 16,8 Tonnen!“ „Eine Sünde und Schande“, meinte MdB Carina Konrad: „Das wollen auch die Bauern nicht. Der Boden ist das wichtigste Gut, mit dem sie wirtschaften.“

Die Schäden an Grundstücken und Gebäuden gingen bei jedem Starkregenereignis unterhalb der früher von 800 Obstbäumen bestandenen Wallenthaler Hanglage in die Tausende, so Anlieger. „Bei mir blieb eine sieben Zentimeter dicke Schlammlage im Innenhof zurück“, klagte der Bewohner eines alten Fachwerkgehöftes.

Gespräche mit Landeigentümern und Bauern hätten nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt, so Anlieger der Lückerather Straße: Theoretisch ständen zwar Grünflächen zum Tausch unterhalb des Dorfes zur Verfügung, aber das sei laut Landwirtschaftskammer wegen unterschiedlicher EU-Bezuschussungsrichtlinien nicht möglich.

Bauern Opfer der Bezuschussung

Würde der Mais statt im Hang oberhalb des Dorfes auf der Grünfläche unterhalb des Dorfes angebaut, wäre das Problem vermutlich weitgehend behoben. Carina Konrad (FDP), die stellvertretende Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Ernährung und Landwirtschaft, sagte dazu: „Da werden die Bauern selbst Opfer der EU-Förderrichtlinien.“

Aber man müsse nach individuellen Lösungsmöglichkeiten suchen, um sinnvoll Acker- gegen Weideflächen zu tauschen, so die Bundestagsabgeordneten Konrad und Herbrand und der für Wallenthal und Scheven zuständige Gemeinderat Hans Reiff. Man will sich darum kümmern.

Nach Scheven und Wallenthal fuhr die kleine Delegation um Carina Konrad noch nach Kommern, um in der Nähe des Gewerbegebietes Monzenbend Anbauflächen für die „Durchwachsende Silphie“ zu besichtigen, eine Nutzpflanze, die drei Meter hoch wird, eine Anbaualternative zu Mais darstellen soll und Hochwasser bremst. Die Untere Wasserschutzbehörde des Kreises Euskirchen stellte der Bundespolitikerin die Kommerner Versuchsflächen vor.

Kreis stellt Versuchsflächen vor

Im Internet-Lexikon Wikipedia heißt es zu der Pflanze: „Die »Durchwachsene Silphie« (Silphium perfoliatum) ist eine in Nordamerika beheimatete Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie ist eine ausdauernde und mehrjährige Pflanze, die aufgrund ihrer großen Biomasseproduktion als Energiepflanze angebaut werden kann.“

Die „Durchwachsene Silphie“ stammt aus der gemäßigten Klimazone Nordamerikas und ist in den östlichen Bundesstaaten der USA sowie Kanadas verbreitet. In Deutschland werde sie von einzelnen Betrieben als Futter- und Silagepflanze angebaut.

Bei Kleingärtnern sei sie durch ihren extensiven Anbau und die Langlebigkeit als Nutzpflanze beliebt. Ebenso bei Imkern, da Korbblütler für Bienen und andere Insekten interessant sind. Für Haustiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Schafe oder Ziegen eigne sich die „Durchwachsende Silphie“ hervorragend als Grünfutter.

pp/Agentur ProfiPress