Heintjes Pony kam aus Harzheim
1968: Der einstige Kinderstar aus Holland liebte seinen „Buby“ von Ernst Zervos so sehr, dass er sogar eine Einladung von Elvis Presley ausschlug und einen Plattenvertrag für die USA sausen ließ – Ein Bericht von Manfred Lang aus der Jubiläumsausgabe „50 Jahre Schleidener WochenSpiegel“
Mechernich-Harzheim – Mit „Mama“ sang sich Hein Simons, besser bekannt als „Heintje“, 1969 in die Herzen der Nation, vor allem der Mütter. Der Kinderstar war jahrelang erfolgreich. Mit 40 Millionen verkauften Tonträgern wird der einstige Kinderstar angeblich nur von den Beatles geschlagen.
Es folgte Hit auf Hit: „Ich bau Dir ein Schloss“, „Schneeglöckchen im Februar“, „Ich sing ein Lied für Dich“ und auch „Mein Pony“. Was damals in der Eifel für Schlagzeilen sorgte: Sein persönliches Pferdchen „Buby“ bekam Heintje am 21. August 1968 in Harzheim, heute Stadt Mechernich. Darüber berichtet jetzt der Schleidener WochenSpiegel in seiner Jubiläumsausgabe zum 50jährigen Bestehen der Wochenzeitung.
„Buby“, den Heintje laut der Illustrierten „Die Bunte“ später „Addy“ nannte, stammte von der Stute „Alia“ und der Zucht von Ernst Zervos, der zeitlebens Tiere hielt und liebte und zeitweise Welshponys, Connemaras und Reitpferde aus arabischen Blutlinien mit ungarischer Abstammung züchtete. Ernst Zervos war als Chef im „Grünen Warenhaus“ der Firma Speuser am Mechernicher Bahnhof in der Stadt am Bleiberg so bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“.
Ein Geschenk des Fanclubs
Wie das Management von Kinderstar Heintje auf die Idee gekommen war, ausgerechnet in Harzheim ein Fohlen für den jungen holländischen Sänger zu suchen und zu finden, daran kann sich Heinz-Josef Zervos, der 1962 geborene Sohn von Züchter Ernst Zervos nicht mehr erinnern: „Aber ich weiß noch, dass ich krank war und auf dem Sofa lag, als es eines Tages bei uns klingelte. Ich öffnete die Haustür – und draußen stand ein Kleiderschrank von Mann und sagte, er gehöre zum Team von Heintje und wolle bei uns ein Hengstfohlen kaufen.“
Die eigentliche Übergabe von „Buby“ alias „Addy“ fand einige Tage später statt – die Presse muss Wind von der Sache bekommen und berichtet haben. Denn als Hein Simons mit Management zum Pferdekauf erschien und dabei auch die Kutsche von Ernst Zervos in Harzheim ausprobierte und Mutterstute „Alia“ proberitt, da spielten sich tumultartige Szenen in „Harzem“ und ein Riesenandrang von Fans vor dem Hause Zervos in der Straße „Im Goarstal“ ab.
Heinz-Josef Zervos glaubt sich daran zu erinnern, dass ein Fanclub das Fohlen für Heintje gekauft hatte und ihm nach seiner Debüt-Langspielplatte schenkte. „Die Bunte“ berichtete groß über die Aktion, die noch musikalische Folgen haben sollte. Denn Heintje sang später den erwähnten Song „Mein Pony“ auf den kleinen Harzheimer Hengst.
Darin heißt es: „Und eines Tages weckte mich/ der frühe Sonnenschein/ verschlafen ging zum Fenster ich/ und rief: das kann nicht sein!/ Ein Pony stand im Garten dort/ wies schöner nicht sein kann/ ich lief hinaus, da kams sofort, und sah mich fröhlich an.“
Pferdestall statt Las Vegas
Nachdem Hein Simons im Jahre 2005 sein 40-Jähriges Bühnen-Jubiläum gefeiert hatte, interviewte Stephanie Schmitz-Rathsfeld den mittlerweile 52-Jährigen für „BUNTE Online“. Dabei kam auch „Buby“ alias „Addy“ aus der Eifel noch einmal zur Sprache. Denn das Pferdchen verhinderte offenbar noch größeren musikalischen Ruhm des Kinderstars aus Holland.
Der Internetredaktion „In Touch“ verriet Heintje die Geschichte: Schon als Kind sei er neben Deutschland auch in den USA, Südafrika und Indonesien aufgetreten. „InTouch“: „Seine Karriere hätte nicht besser laufen können und der damals Zwölfjährige genoss es in vollen Zügen, in der ganzen Welt unterwegs zu sein. Wenn da nicht die Sehnsucht nach seinem geliebten Haustier »Addy« gewesen wäre.“
Kein geringerer als Elvis Presley habe Heintje damals nach Las Vegas eingeladen, aber der Kinderstar wollte sofort von der Gastspielreise durch die Vereinigten Staaten nach Hause zu seinem Pony.
„Auch bot mir eine US-Plattenfirma einen Siebenjahresvertrag an. Doch wie gesagt: mein Pony“, so Hein Simons im Interview. „InTouch“ resümiert: „Unvorstellbar, aber wahr: Sein Pony, das er für sein erstes Debütalbum geschenkt bekam, war einfach sein Ein und Alles und hatte damals sogar Vorrang vor seiner Gesangskarriere. Heute ärgert er sich ein bisschen darüber: »Rückblickend bedauere ich schon, das Angebot ausgeschlagen zu haben!«“
pp/Agentur ProfiPress