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„Gesundheit nicht das Wichtigste“

Über tausend Wallfahrer kamen zum „Schmerzensfeitag 2018“ nach Kallmuth zum „Trost und Quell der Fröhlichkeit“, so das Motto des diesjährigen Pilgertages – Kirchenchor Kallmuth unter der Leitung von Stefan Weingartz und Uli Schneiders Ensemble „Kakus Vokale“ sorgten für großartige Musik – Eindrucksvolle Predigten, Kreuzweg, Anbetung und Bildmeditation – Pater Wieslaw Kaczor: „Die Leute sagen mir bei Geburtstagen immer, die Gesundheit ist das Wichtigste. Aber was ist mit denen, die krank sind?“ – Kallmuther Bewirtungsteam hatte im Bürgerhaus Alte Schule alle Hände voll zu tun  

Mechernich-Kallmuth – Die Kirchen werden leerer, ja, aber nicht am Schmerzensfreitag in Kallmuth. Alle drei Messen wurden vor geschlossenen Pilgerreihen in der Kirche gefeiert und auch die Kreuzwegandacht und die Bildmeditation waren gut besucht. Die Frauen vom Bewirtungsteam des Kirchenchores St. Cäcilia hatten den ganzen Tag über alle Hände voll zu tun, um die zu Hunderten hereinströmenden Wallfahrer zu beköstigen.

Der Chor „Kakus Vokale“ unter der Leitung von Uli Schneider (3.v.l.) gestaltete den Abschlussgottesdienst mit dem Steinfelder Salvatorianer-Pater, Pfarrer und GdG-Leiter Wieslaw Kaczor (2.v.l.) gemeinsam mit dem Organisten Thomas Müller musikalisch. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Der diesjährige Schmerzensfreitag in Kallmuth war mit dem alten Mariengebets-Text „Zuflucht in allem Leid – Trost und Quell der Fröhlichkeit“ („Salve Mater Misericordiae“) aus dem 14. Jahrhundert überschrieben worden. Die Festprediger – Pater Elias, der in Kallmuth geborene und aufgewachsene Karl-Heinz Stoffels, im Morgengottesdienst, Altabt Pater Albert Altenähr aus Kornelimünster im Festhochamt, Diakon Manfred Lang in der Pilgerandacht und der Steinfelder Salvatorianerpater und Pfarrer Wieslaw Kaczor in der Abendmesse näherten sich den Themen Trost und Leid behutsam.

Während der Lückerather Diakon anhand von 14 alten Gemälden den von ungeplanten Ereignissen und Schmerz durchfurchten Lebensweg des palästinensischen Mädchens Maria meditativ nachging, widmete sich Pater Wieslaw Kaczor in der Abschlussmesse ohne Berührungsängste dem Thema Krankheit.

Wehe, wer dem Schönheits- und Gesundheitsideal nicht entspricht

Ohne das ausdrücklich auszusprechen, deutete der Steinfelder Pfarrer und GdG-Leiter an, dass körperliche Gesundheit im Allgemeinen stark überbewertet werden und die diejenigen damit deklassiert werden, die dem allgemeinen Schönheits- und Gesundheitsideal nicht entsprechen.

Der Maria Laacher Benediktinerpater Elias im Gespräch mit einer Pilgerin. Er wuchs einst in Kallmuth auf, ehe er Theologie studierte, Pastor wurde und ins Kloster ging. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Die Idealbilder in unserer Gesellschaft, das sind die Jungen, die Schönen, die Erfolgreichen, die Gesunden, die Kraftvollen“, konstatierte der Salvatorianer und räumte ein, dass im Grunde jeder am liebsten gesund, jugendlich, gutaussehend und voller Energie sein wolle: „Aber, was ist, wenn die Gesundheit nicht mitspielt, wenn wir ernsthaft krank werden, wenn wir leiden müssen? Was ist dann das Wichtigste, wenn wir eben nicht gesund sind?“

Auch Karl-Heinz Stoffels lud die Gläubigen schon in der Frühmesse ein, sich dem Leben zu stellen, wie es ist: „Es läuft nicht alles glatt in unseren Biographien und manchmal verfährt das Leben ganz anders mit uns, als wir das erwartet oder geplant hatten.“ Maria sei ein gutes Beispiel dafür, dass alles anders kommen könne, als man selbst vielleicht geplant hatte. Und vor allem viel leidvoller, als man sich vorstellen kann, so Diakon Lang.

Zu den zahlreichen Fußpilgern gehörte einmal mehr die Kolpingfamilie Mechernich, unterstützt von Schwestern der Communio in Christo. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Ein junges Mädchen ohne Mann wird plötzlich schwanger, was werden die Leute gedacht – und gesagt haben? Ein alter guter Mann, Josef, nimmt sich seiner an“, so die Bildmeditation am Nachmittag. Diakon Lang: „Die Krippe – wir haben uns daran gewöhnt, sie zu romantisieren, dabei ist der Ort schon nicht viel besser als Golgotha. Welche Mutter wollte wohl ihr Kind in einem Viehstall zur Welt bringen, nachdem sie von jeder Haustür abgewiesen wurde?“

Niederkunft im Viehstall, Flucht vor Verfolgung

Um kurz darauf Besuch von weitgereisten weisen Männern zu bekommen, deren ganze Aufmerksamkeit und Geschenke nicht ihr, sondern nur dem Kind gehören, mit dem sie und ihr Mann das Land fluchtartig verlassen müssen, als die Verfolgung und das Morden einsetzen.

Die „Trösterin der Betrübten“, so Gerhard Mayr-Reineke, der die Kreuzwegandacht leitete, teile mit uns „keine Exzesse von Leid und Gewalt“, sondern weise über die Schmerzen und die Verzweiflung hinaus. Sie sei, so auch Pater Albert im Festhochamt, das Sinnbild neuer Hoffnung. Aus ihrem Leid keime auch für unsere Probleme und Schwierigkeiten eine Perspektive.

Pfarrer Karl-Heinz Stoffels lud die Gläubigen schon in der Frühmesse ein, sich dem Leben zu stellen, wie es ist: „Es läuft nicht alles glatt in unseren Biographien und manchmal verfährt das Leben ganz anders mit uns, als wir das erwartet oder geplant hatten.“ Maria sei ein gutes Beispiel dafür, dass alles anders kommen könne, als man selbst vielleicht geplant hatte. Und vor allem viel leidvoller, als man es sich vorstellen will, so Diakon Lang in der Bildbetrachtung am Nachmittag. Deshalb habe Jesus seine Mutter auch uns als Zuhörerin und Trösterin an die Seite gegeben. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die „neue Fröhlichkeit“, die die Hoffnung nach einem tiefen Tal der Tränen zu erschließen vermöge, sei keine leichtfertige Feiertagsstimmung, keine Vorlage für die moderne Spaßgesellschaft, so Pater Albert, sondern Wurzel einer tiefen inneren und bis in die Ewigkeit andauernden und bleibenden Freude.

Den ganzen Wallfahrtstag über kamen Pilgergruppen aus den umliegenden Gemeinden, aber auch von weiter her. Einige zu Fuß, die meisten mit dem Auto. Am Abend resümierten die Verantwortlichen um Kirchenvorstand Hubert Hufschmied, der die Pilger am Morgen begrüßt hatte, einen großartigen Wallfahrtstag – inhaltlich, aber auch von der Resonanz her.

pp/Agentur ProfiPress