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Fachkräfte sollen gerne in der Eifel arbeiten

Von der Zukunftsinitiative Eifel 2011 bei der „Eifelkonferenz“ in St. Vith angestoßene Debatte, wie man Fachkräfte an die Eifel binden und neue anwerben kann, setzt sich fort: Unternehmerabend mit Professor Dr. Jutta Rump im Mechernicher Rathaus – Unternehmernetzwerk „Familie & Beruf“ will hervorragende Arbeits- und Lebensbedingungen in der Eifel schaffen, um Fachleute für die heimische Wirtschaft zu binden und neue anzuwerben – Eine Gemeinschaftsveranstaltung von VR-Bank Nordeifel eG und Stadt Mechernich

Bernd Altgen, der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Nordeifel und Motor des Netzwerks "Beruf & Familie" im Kreis Euskirchen, will Pflegelotsen in den Unternehmen einsetzen, die Arbeitnehmer beraten und ihnen konkret helfen, wenn Pflegefälle in der Familie auftreten oder Kinderbetreuung zu gewährleisten ist. Konkurrenz zu bestehenden Einrichtungen, wie bereits vorhandene Kindergärten, soll nicht aufgebaut werden. Stattdessen soll mit diesem Angebot dem wachsenden Bedarf an Kinderbetreuung begegnet werden, die durch einen einzelnen Betrieb nicht dargestellt werden kann. Auch Anpassungsprozesse mit Teilzeit- und Heimarbeit, Jobsharing und Lebensarbeitszeitkonten sind geeignet, die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern anzugleichen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich/Eifel – Das kommt eher selten vor, dass Menschen aus dem Sauerland solche aus der Eifel ernsthaft beeindrucken. Am Montagabend beim Unternehmerabend zur Zukunftsfrage „Fachkräfte halten und gewinnen“  im Mechernicher Rathaus, zu dem VR-Bank Nordeifel und Kommune gemeinsam eingeladen hatten, war es gleich mehrfach der Fall.

Knapp siebzig Unternehmer sowie Vertreter von Institutionen und Verwaltungen folgten der Einladung – und hörten beeindruckende Referate und Einschätzungen von Betriebswirtschafts-Professorin Dr. Jutta Rump, dem VR-Bank-Nordeifel-Vorstandsvorsitzenden Bernd Altgen und Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick. Damit setzt sich die 2011 bei der „Eifelkonferenz“ in St. Vith von der Zukunftsinitiative Eifel angestoßene Debatte, wie man Fachkräfte an die Eifel binden und neue anwerben kann, fort.

Die Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der Fachhochschule Ludwigshafen ist gebürtige Sauerländerin. Sie entpuppte sich in Mechernich als exzellente Gastrednerin mit übersprühender Energie und voller Ideen, was man volkswirtschaftlich, aber auch betriebswirtschaftlich unternehmen kann, um einer Unterversorgung des deutschen Arbeitsmarktes von geschätzten 6,5 Millionen Fachkräften im Jahre 2030 vorzubeugen. 

20 Unternehmen tun sich branchenübergreifend zusammen

Mindestens so beeindruckend wie die Professorin selbst war eine strategische Allianz von 20 Sauerländer Unternehmen, die sie den Eifelern in Mechernich vorstellte. Diese 20 Firmen haben sich branchenübergreifend zusammengeschlossen, um gemeinsam Arbeitskräfte in ihre Unternehmen zu holen. So etwas schwebt ja auch VR-Bank-Vorstandschef Bernd Altgen und seinen Mitstreitern im Netzwerk „Familie & Beruf Kreis Euskirchen“ vor, die den Kreis Euskirchen zu einem flächendeckend arbeitnehmerfreundlichen Arbeitgeberkreis machen wollen.

Altgen will Pflegelotsen in den Unternehmen einsetzen, die Arbeitnehmer beraten und ihnen konkret helfen, wenn Pflegefälle in der Familie auftreten oder Kinderbetreuung zu gewährleisten ist. Konkurrenz zu bestehenden Einrichtungen, wie bereits vorhandene Kindergärten, soll nicht aufgebaut werden. Stattdessen soll mit diesem Angebot dem wachsenden Bedarf an Kinderbetreuung begegnet werden, die durch einen einzelnen Betrieb nicht dargestellt werden kann. Auch Anpassungsprozesse mit Teilzeit- und Heimarbeit, Jobsharing und Lebensarbeitszeitkonten sind geeignet, die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern anzugleichen.

Damit sollen Fachkräfte gebunden und neue in ein arbeitnehmerfreundliches Lebensumfeld angeworben werden. Ein Unterfangen, das Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick gerade für die verkehrstechnisch mit zwei Bahn- und zwei Autobahnanschlüssen hervorragend an die Rheinschiene angedockte Stadt Mechernich für unerlässlich erklärte: „Bei uns lockt die nahe Großstadt noch ganz anders mit ihren Reizen als in abgelegenen Gegenden.“

„Ohne arbeitnehmer- und familienfreundliche Rahmenbedingungen wird es gar nicht mehr gehen in Zukunft“, bekräftigte auch der VR-Bank-Nordeifel-Vorstandsvorsitzende, dem die Betriebswirtschafts-Professorin zur Überraschung einiger Zuhörer uneingeschränkt recht gab: „In Zukunft stehen nicht mehr die Fachkräfte auf dem Prüfstand der Unternehmer, sondern umgekehrt.“

An ihrem Institut für Beschäftigung und Employability (Beschäftigungsfähigkeit) an der FH Ludwigshafen sei unlängst ein Arbeitsplatzbewerber zum Vorstellungsgespräch erschienen und habe ihr nachher eröffnet, ihr Institut sei in die engere Wahl gekommen. Und sie habe sich selbst zu ihrer eigenen Überraschung antworten gehört: „Dann hoffe ich, dass Sie sich für uns entscheiden . . .“

Genau dieses Szenario sei in Zukunft Alltag. Darauf müssten sich die Unternehmen einstellen, so Bernd Altgen. Während in Professor Jutta Rumps Sauerländer Unternehmer-Allianz-Beispiel eine gemeinsame GmbH gegründet wurde, die Arbeitskräfte anwirbt und betreut (Arbeitsplatz auch für den Partner, Schule für die Kinder, Wohnung und anderes), schwebt dem Familiennetzwerk-Knüpfer und Genossenschaftsbanker Bernd Altgen für den Kreis Euskirchen und die Eifel eine genossenschaftlich organisierte Lösung vor. 

„Warum soll ein Landarzt mit 75 nicht mehr praktizieren?“

Eine solche Familiengenossenschaft soll im Sinne der Unternehmen, Kommunen und Institutionen gemeinschaftlich Dienstleistungen für ein gutes Lebens- und Familienumfeld für deren Arbeitnehmer anbieten. Diese bleiben dann nicht nur gerne, man hofft auch auf Zuzugseffekte, sogar von der nahen Rheinschiene. Bernd Altgen nannte erste diesbezügliche Beispiele aus der von ihm geführten VR-Bank Nordeifel eG, in der bemerkenswerte 15 % der Mitarbeiter zwar in der Großstadt leben, aber auf dem Land arbeiten.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick brach am Montagabend eine Lanze für eine flexibilisierte Lebensarbeitszeit: „Warum soll ein Arzt nicht mit 75 Jahren noch praktizieren, wenn er willens und dazu in der Lage ist?“ Professor Rump gab Schick recht: „Das reduziert die Unterdeckung an Fachkräften bis 2030 um eine Million“. Weitere drei Millionen seien dadurch zu kompensieren, wenn teilzeitbeschäftigte Frauen statt durchschnittlich 18 zehn Stunden mehr, also 28 Wochenstunden arbeiten gehen würden.

„Warum richten Sie ihr Augenmerk bei der Rekrutierung neuer Leute eigentlich immer auf die jungen, die gerade mit der Ausbildung oder mit dem Studium fertig sind?“, fragte Jutta Rump die Eifeler Unternehmer im Mechernicher Ratssaal.

Die Sauerländer Allianz, die bereits in der Gegend von Leipzig, im Schwarzwald und anderswo kopiert worden sei, habe sich auf die 35jährigen mit mehr Berufserfahrung und in der Familiengründung konzentriert – und Erfolg damit gehabt, so die Professorin: „Man konnte den Leuten ein bezahlbares Haus bieten, um das man rumlaufen kann, gute Arbeitsmöglichkeiten, auch für die Frau, und Bildung und Freizeit für die Kinder“.

Momentan sehe sich die Sauerländer Unternehmer-Allianz in einer städtepartnerschaftlich verbundenen Region Spaniens nach neuen Fachkräften um, in der die Jugendarbeitslosigkeit besonders hoch ist. „Clever“, entfuhr es einem Unternehmer im Auditorium.

Nach einer abschließenden Diskussionsrunde, an der sich zahlreiche Unternehmer beteiligten, gab es noch Gelegenheit zum persönlichen Austausch bei Kölsch und Häppchen. Die erste Resonanz auf den Unternehmerabend war ganz hervorragend. Jetzt hoffen Bernd Altgen und das Familiennetzwerk im Kreis Euskirchen auch auf entsprechenden Zulauf, damit eine gemeinsame Unternehmens- und familienfreundliche Arbeitnehmerpolitik im Kreis Euskirchen Raum greifen kann.

pp/Agentur ProfiPress