Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinCommunio in ChristoStadt Mechernich

Evangelium der Taten

Dompropst Rolf-Peter Cremer und der Publizist und Theologe Joachim Frank gaben dem 35. Gründungstag der Communio in Christo die Würze – Abkehr von Hochmut, Egoismus und Ausbeutung – Die „neue“ Kirche soll sich Glaubwürdigkeit, Realitätssinn und Bescheidenheit zu eigen machen – Communio hat Beispielcharakter

Mechernich – „Ob die Communio in Christo die Kirche retten kann, weiß ich nicht, aber ohne sie und andere am Evangelium ausgerichtete engagierte Gruppen kann die Kirche gewiss nicht gerettet werden“, sagte der katholische Publizist Joachim Frank am Samstag beim 35. Gründungsgedenktag der am 8. Dezember 1984 in Mechernich von der Charismatikerin Mutter Marie Therese gegründeten Communio.

20 Priester und Diakone umringten den Altar während des Festgottesdienstes „35 Jahre Communio in Christo“ in der Aula des Mechernicher Schulzentrums. Hauptzelebrant war Dompropst Rolf-Peter Cremer (m.), auch Generalsuperior Karl- Heinz-Haus (4.v.r.) konzelebrierte, links von ihm Superior Paul Cyrys von Kloster Steinfeld. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Der Aachener Dompropst Rolf Peter Cremer, gebürtig aus Kall-Sistig, lange Jugendseelsorger (1993 bis 2002 Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, BDKJ) und stellvertretender Generalvikar des Bistums, hieb während seiner Predigt in der Aula des Mechernicher Schulzentrums in die gleiche Kerbe: Der im vergangenen Jahr von der Kirche anerkannte Ordo Communionis in Christo sei eine „Abkehr vom Falschen, vom Egoismus, von der Ausbeutung und der rückwärtsgewandten Sichtweise des Evangeliums“.

„Ihr Blick geht über die Religion hinaus“, lobte der Vertreter von Bischof Dr. Helmut Dieser die Communio im Beisein von Generalsuperior Karl-Heinz Haus, dessen Stellvertreter Jaison Thazhathil, Geschäftsführer Norbert Arnold sowie die Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (Mechernich) und Jacek Pauli (Skarszewy): Auch Status und Weltanschauung der Menschen spielten in den Pflegeeinrichtungen der  Communio keine Rolle.

„Die Liebe zum Nächsten ist Leben in Gott“

„Sie schaffen für Menschen ein neues Zuhause, geben ihnen Halt, schaffen Lebensstätten für schwerstkranke Menschen und Menschen in der letzten Lebensphase“, so Rolf Peter Cremer: „Es geht um die Bejahung von Gemeinschaft, um den Einsatz für die Botschaft des II. Vatikanischen Konzils. Und dabei wird dann zutiefst spürbar, was Mutter Marie Therese ausgesprochen hat: »Caritas est vivere in Deo – Die Liebe zum Nächsten ist Leben in Gott«.“

Applaudierendes Auditorium für Joachim Frank unter anderem mit den Bürgermeistern Dr. Hans-Peter Schick und Jacek Pauli, Domkapitular Rolf-Peter Cremer, Pflegedienstleiterin Sonja Plönnes, Senator Ryszard Majer aus Tschenstochau, Anna Kaptacz, die Leiterin des dortigen Hospizes, Teresa Swieca, die Vorsitzende der Communio in Christo in Skarszewy und die beiden Vorsitzenden der Freundeskreise Skarszewy-Mechernich und Mechernich-Skarszewy, Zygmunt Oerlich und Günther Schulz. Auch Miriam Arnold vom Förderverein Hospiz Stella Maris, Generalsuperior Karl-Heinz Haus und Stadtdezernent Ralf Claßen sind zu sehen. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress

Joachim Frank, der bevor er beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein Redaktionsvolontariat absolvierte und Journalist wurde, Priester war, bejahte Rolf Peter Cremers Worte im Festvortrag „Wie kurieren wir die Kirche?: Katholisch sein im 21. Jahrhundert“ voll und ganz. Der Ex-Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau“ und heute Chefkorrespondent der DuMont-Mediengruppe benannte Mutter Marie Thereses Kernargument, die Kirche sei gemäß Zweitem Vatikanischen Konzil nur durch Abkehr von klerikalem Hochmut, tätige Nächstenliebe und Realitätssinn aus ihrem Dilemma zu befreien.

Und er zitierte Franz von Assisi, der seinen Mitbrüdern einst geraten hatte: „Verkündigt das Evangelium, und wenn es nötig sein sollte, dann auch mit Worten!“ Bei einer Umfrage zur Positionierung von 137 als wichtig für das Gemeinwohl geltenden bundesdeutschen Organisationen sei die Katholische Kirche knapp vor DFB und YouTube auf Rang 102 gelandet – weit abgeschlagen hinter kirchlichen Sozialwerken wie der Caritas (Platz 14) und der Diakonie (10).

„Gemeinden im Kern gespalten“

Der Missbrauchsskandal habe der Kirche „den Boden unter den Füßen weggezogen!“ Aber zur „Kernschmelze“ („Die Gemeinden sind in ihrem Kern gespalten“) hätten auch Auszehrung, Vertrauensverlust, klerikaler Hochmut und Weltferne der Kirchenfürsten beigetragen, so Frank. Er setzte in seinem Buch „Wie kurieren wir die Kirche?“  und in seinem Mechernicher Vortrag drei Forderungen dagegen – Glaubwürdigkeit, Realitätssinn und Bescheidenheit.

Die Kirche müsse in der Welt von heute ankommen und in ihr das Evangelium zeitgemäß und lebenspraktisch verkündigen – wie das die Communio exemplarisch in ihrem Sozialwerk tue. Frank: „Die Zeiten sind vorbei, in denen die Kirche einfach über alle Lebensbereiche der Menschen bestimmen wollte.“

20 Priester und Diakone, Messdienerinnen und Messdiener stellten sich am Rande des 35. Gründungsgedenktages der Communio in Christo zum Gruppenbild im Schulzentrum auf, in der Mitte Generalsuperior Karl-Heinz Haus, Dompropst Rolf-Peter Cremer, Zeremoniar Diakon Hans Gerd Grevelding und der evangelische Pfarrer Dr. Michael Stöhr. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Er warnte vor einer Rückkehr zum Traditionalismus Pius XII., dem medienwirksamen Zentralismus eines Johannes-Paul II und einer „Entweltlichung der Kirche“ von Papst Benedikt XVI., die tatsächlich zu einer „Entchristlichung der „Welt“ geführt habe.

Aber letztendlich erkennt Joachim Frank auch im Pontifikat von Papst Franziskus Schwächen. Er habe zwar verkrustete Strukturen aufgebrochen und „ganz neue Diskussionen angezettelt“, aber er habe faktisch keine Entscheidungen herbeigeführt, die die Dinge wirklich ändern: „Wozu er durchaus die Macht hätte.“

Den Gründungsgedenktag eröffnet hatte Father Jaison Thazhathil, der stellvertretende Generalsuperior, auch im Namen des Communio-Oberen Pfarrer Karl-Heinz Haus. Geschäftsführer Norbert Arnold stellte den Festredner vor und begründete, warum die Communio zu ihrem 35. Gründungstag ausgerechnet den kirchenkritischen, aber es mit der Kirche auch gut meinenden Publizisten Joachim Frank eingeladen hatte, der auch Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands ist.

Drei neue Mitglieder aufgenommen

Unter den rund 20 Priestern aus acht Nationen am Altar befanden sich auch drei Patres aus dem benachbarten Kloster Steinfeld um Superior Paul Cyrys. Die im Communio-Mutterhaus in Mechernich zurzeit wirkenden Fathers Thomson Pazhayachirapeedikayil Jose und Dr. Robert Mutegeki fungierten als Konzelebranten, der Mechernicher Diakon und Communio-Mitglied Manfred Lang assistierte Dompropst Rolf Peter Cremer und moderierte später die Diskussion mit Joachim Frank.

„Ob die Communio in Christo die Kirche retten kann, weiß ich nicht, aber ohne sie und andere am Evangelium ausgerichtete engagierte Gruppen kann die Kirche gewiss nicht gerettet werden“, sagte der katholische Publizist Joachim Frank am Samstag beim 35. Gründungsgedenktag der am 8. Dezember 1984 in Mechernich von der Charismatikerin Mutter Marie Therese gegründeten Communio, rechts Franks ehemaliger Stadt-Anzeiger-Kollege Manfred Lang, der moderierte. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress

Den 35. Gründungsgedenktag beschloss Generalsuperior Karl-Heinz Haus in der Hauskapelle der Communio mit der Abnahme dreier Gelübde und der Aufnahme von drei neuen Mitgliedern in der Vesper. Dabei handelte es sich um Father Albert Msafiri Lubuva aus Tansania, Father Mbikoyezu John Gbemboyo Joseph aus dem Südsudan und Simone Rees aus Neuss. Sie gehört seit Jahren zum Freundeskreis der Communio in Christo, ist auch Mitglied des Communio in Christo e.V.

pp/Agentur ProfiPress