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„Es geht um die Pänz“

Willy Gemünd leitet seit 25 Jahren die Katholische Grundschule Kommern – Eigentlich sollte er nur ein Jahr bleiben – Erfinder des Kinder-Karnevalszuges – 2017 ist Schluss

Mechernich-Kommern – Zunächst dachte Willy Gemünd nur „Ich hab‘ was verbockt“, als er in den Sommerferien 1991 aufgefordert wurde, ins Schulamt zu kommen. Doch stattdessen wurde dem Konrektor der Grundschule Mechernich die Schulleiterstelle in Kommern angeboten. Dort hatten viele Lehrer und Schulleiter Michael Blum die Brocken hingeworfen, nur noch etwa ein halbes Dutzend Lehrer und Konrektor Willi Falkenstein waren übriggeblieben. Die Schule stand wochenlang in den Schlagzeilen, sodass der Stadtverwaltung daran gelegen war, wieder Ruhe in den Schulbetrieb zu bekommen. Die Anweisung von Mechernichs damaligem Bürgermeister Peter Schüller an Willy Gemünd lautete kurz und knapp: „Jung, do moss noh Kommere.“

Und das hat Gemünd dann auch gemacht. „Ich sollte nur ein Jahr bleiben, denn ich hatte mir die Konrektorenstelle in Mechernich reserviert und gedacht, dass ich dort irgendwann Rektor werden würde“, sagte Gemünd jetzt. Doch stattdessen blieb er in Kommern, legte 1992 die Schulleiterprüfung ab – und feierte am 1. September sein 25-jähriges Jubiläum als Schulleiter. Zur Feier des Tages hatten die Kollegen ihm und dem Lehrer Karl Frohn, der ebenfalls seit exakt 25 Jahren im Dienst ist, Kronen aus Pappe gebastelt.

Gekrönt für 25 Jahre an der KGS Kommern: Seit 1991 leitet Willy Gemünd die Schule. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Gekrönt für 25 Jahre an der KGS Kommern: Seit 1991 leitet Willy Gemünd die Schule. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Gemünd schwört auf Offenheit und Transparenz bei der Arbeit in der Katholischen Grundschule Kommern. „Meine Tür steht immer offen.“ Beinahe aufs Stichwort klopft es und zwei Schüler betreten das Rektorenzimmer, in der Hand einen Milchriegel. „Ich hatte doch Geburtstag und der ist für Sie“, sagte der nun neunjährige Schüler, als er dem Rektor und dessen Stellvertreterin Britta Welter jeweils diese kleine Aufmerksamkeit spendierte.

Die Offenheit und Transparenz pflegt Gemünd nicht nur im Umgang mit den Schülern, sondern auch mit den Kollegen und Eltern. Monatlich werden die Eltern über Neuigkeiten und Termine informiert. „Wir verstehen uns als Partner der Eltern in Sachen Erziehung und Betreuung“, sagte Gemünd.

Eine kleine Aufmerksamkeit von der Stadt: Willi Göbbel, Teamleiter Schulen, überreicht Willy Gemünd einen edlen Tropfen zum Schulleiterjubiläum. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Eine kleine Aufmerksamkeit von der Stadt: Willi Göbbel, Teamleiter Schulen, überreicht Willy Gemünd einen edlen Tropfen zum Schulleiterjubiläum. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Die Zeiten, dass Gemünd nicht immer einfach war und – wie er selbst sagt – auch mal „den Chef raushängen“ ließ, sind vorbei. „Immer kurz vor Weihnachten habe ich einen Koller bekommen und einen Adventsbrief im Lehrerzimmer aufgehängt mit allem, was mir nicht gepasst hat. Eine Stunde später tat mir das immer leid und ich hänge einen zweiten Adventsbrief auf, um mich zu entschuldigen“, erinnert sich Gemünd. Denn immer war ihm bewusst: „Es geht um die Pänz.“

Diesen Ansatz pflegte er auch im Umgang mit den Behörden, stellvertretend Willi Göbbel, Teamleiter Schulen bei der Stadt Mechernich, oder Schulrätin Bärbel König beim Kreis Euskirchen. „Wir arbeiten gemeinsam zum Wohle der Kinder. Wir sind zwar nicht immer einer Meinung, werden uns aber immer einig. Die Stadt hat mich nie im Riss gelassen.“

Konrektorin Britta Welter krönt „König“ Willy Gemünd zum 25-jährigen Jubiläum als Leiter der Katholischen Grundschule Kommern. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Konrektorin Britta Welter krönt „König“ Willy Gemünd zum 25-jährigen Jubiläum als Leiter der Katholischen Grundschule Kommern. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Die Anforderungen an den Beruf des Lehrers und Pädagogen seien in den vergangenen 25 Jahren größer geworden, erzählt Karl Frohn, der aktuell eine erste Klasse unterrichtet. „Es ist nicht immer einfach mit den Kindern und Eltern“, ergänzt er, vor allen Dingen, weil viele Eltern im Gegensatz zu früher Verantwortung auf die Lehrer abwälzen. Und auch der Unterrichtsansatz habe sich gewandelt. „Eine Aufgabe meiner Prüfung war, einen Lehrer in den Unterricht zu begleiten“, erzählte Gemünd. Besagter Lehrer war Karl Frohn, der damals einen ganz neuen Ansatz wählte, weg vom durchstrukturierten hin zum offenen Unterricht. „So etwas hatte selbst die Schulrätin nicht gesehen – heute ist das Standard“, erinnert sich der Schulleiter. Die Kinder dürfen heute sogar den Unterricht mitbestimmen. „Das ist eben ein anderes Demokratieverständnis als früher“, sagte Gemünd.

Nicht nur Schulleiter Willy Gemünd (r.) ist seit dem 1. September 1991 an der KGS Kommern, sondern auch der Lehrer Karl Frohn, der jüngst erst wieder eine erste Klasse übernommen hat. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Nicht nur Schulleiter Willy Gemünd (r.) ist seit dem 1. September 1991 an der KGS Kommern, sondern auch der Lehrer Karl Frohn, der jüngst erst wieder eine erste Klasse übernommen hat. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Im nächsten Jahr dürfte erneut eine Feier in der Kommerner Grundschule anstehen – dann aber der Abschied von Willy Gemünd. „Ich war dann 26 Jahre in Kommern und vier Jahre in Mechernich in einer Leitungsfunktion – 30 Jahre, das reicht“, sagt Gemünd. Hinzu kommen bei ihm ja noch weitere Funktionen: Er ist seit sieben Jahren Vorsitzender des Personalrats der Lehrer im Kreis Euskirchen und war 23 Jahre im Personalrat der Bezirksregierung Köln, auch im Landesverband für Bildung und Erziehung ist er tätig.

Und dann ist da ja noch Gemünds Leidenschaft für den Karneval. Eher zufällig ist er, der in der Session 1992/93 Prinz im Dreigestirn von Wüschheim/Büllesheim war, zum Leiter der Karnevalssitzungen der KG Greesberger in Kommern geworden. Für Gemünd öffneten sich so neue Türen zu den Vereinen im Ort, weshalb die Grundschule eng mit dem Gartenbau- und Verschönerungsverein, dem Tambourcorps, der Feuerwehr, den Greesbergern und der Kirche zusammenarbeitet. „Das funktioniert wunderbar“, sagte Gemünd. 2002 hatte der Karnevalist schließlich nach Hürther Vorbild die Idee für einen Kinderkarnevalszug. Der ist mittlerweile einer der größten Karnevalsumzüge im Kreis Euskirchen und geht 2017 in sein 16. Jahr. Eine echte Erfolgsgeschichte.

pp/Agentur ProfiPress