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Ein Leben auf Hochtouren

Faszinierende Naturerlebnisse bei den Fledermausnächten in der Kakushöhle – „Eifelbatman“ Markus Thies beantwortet Fragen der kleinen Forscher

Mechernich-Dreimühlen – Draußen wird es dunkel, und eine aufgeregte Kinderschar macht sich auf den Weg hinunter in die Kakushöhle. Hier haben Markus Thies und sein Helfer Rainer Schulz an zwei Eingängen dünne, schwarze Netze aufgebaut. „Die Fledermäuse nehmen die Netze als Nebel wahr. Die Menschen in der Höhle irritieren sie, und in einem Moment der Unachtsamkeit fliegen sie in die Netze“, erklärt Thies, Fledermaus-Experte beim Nabu-Kreisverband Euskirchen.

38 Kinder und 29 Erwachsene kamen zur Fledermausnacht in der Kakushöhle und warteten gespannt auf die nächtlichen Jäger. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress
38 Kinder und 29 Erwachsene kamen zur Fledermausnacht in der Kakushöhle und warteten gespannt auf die nächtlichen Jäger. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress

Endlich wird das lange Warten belohnt: Nach 22 Uhr gehen fünf Exemplare der Zwergfledermaus ins Netz. Rainer Schulz befreit die Tiere und übergibt sie an Markus Thies, der sie vermisst, wiegt und mit einem Tupfer Nagellack markiert, um Wiederfänge zu erkennen. Die Daten trägt er akribisch in ein Notizbuch ein.

Vorsichtig dürfen die Kinder die Fledermäuse streicheln, bevor sie wieder in die Nacht entlassen werden. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress
Vorsichtig dürfen die Kinder die Fledermäuse streicheln, bevor sie wieder in die Nacht entlassen werden. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress

Die erste von zwei Fledermausnächten pro Jahr, die der Kreisverband Euskirchen im Naturschutzbund (NABU) Deutschland seit neun Jahren in der Kakushöhle in Mechernich-Dreimühlen veranstaltet, hat 38 Kinder und 29 Erwachsene angelockt. Die jeweils restlos ausgebuchten Events ermöglichen den Kindern und ihren Begleitern faszinierende Begegnungen mit den Nachtseglern. Dem „Eifelbatman“, wie sich Markus Thies nennt, dienen sie dazu, den Bestand zu kontrollieren und sich ein Bild vom Allgemeinzustand der nachtaktiven Insektenjäger zu machen.

Markus Thies untersucht den Zustand der gefangenen Fledermäuse. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress
Markus Thies untersucht den Zustand der gefangenen Fledermäuse. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress

Viele Tiere sind zu dünn, weil der Insektenbestand seit Jahren kontinuierlich zurückgeht. Als Ursache nennt Thies die in der Landwirtschaft eingesetzten Insektizide oder die Form der Waldbearbeitung mit stärkerer Auslichtung. „Vom Zustand der Fledermäuse lassen sich auch Aussagen über den Zustand der Umwelt ableiten“, erklärt der Fledermaus-Experte, „die Fledermäuse müssen jede Nacht ein Drittel ihres Körpergewichts an Nahrung zu sich nehmen. Sie führen ein Leben auf Hochtouren.“ Nicht immer fänden die Tiere genug Nahrung, um den Winterschlaf zu überstehen.

Die Größe der nächtlichen Jäger wird ebenfalls vermerkt. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress
Die Größe der nächtlichen Jäger wird ebenfalls vermerkt. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress

In den Höhlen und Gängen, die die Kakushöhle wie einen Schweizer Käse durchziehen, leben elf verschiedene Fledermaus-Arten von insgesamt 17 verschiedenen Arten im Kreis Euskirchen und 25 Arten deutschlandweit. Den „Kleinen Abendsegler“ erleben die großen und kleinen Naturfreunde jedoch nicht, denn der hat sich bereits auf den langen Flug ans Mittelmeer begeben, um dort zu überwintern. 1.000 bis 2.000 Kilometer legt die unter Naturschutz stehende Waldfledermaus dabei auf ihrer Reise zurück.

Mit einem Tupfen Nagellack markiert der Fledermaus-Experte die gefangenen Tiere, um sie zu erkennen, falls sie am Abend mehrfach ins Netz gehen. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress
Mit einem Tupfen Nagellack markiert der Fledermaus-Experte die gefangenen Tiere, um sie zu erkennen, falls sie am Abend mehrfach ins Netz gehen. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress

Die Beringungszentrale für Fledermäuse am Forschungsmuseum Koenig in Bonn verteilt seit 1960 Fledermausklammern an Forscher in Deutschland und einigen angrenzenden europäischen Ländern, dokumentiert die Wiederfunde. Auf diese Weise kann Markus Thies beispielsweise das Zugverhalten des kleinen Abendseglers aus der Kakushöhle verfolgen.

Nach der „Erkennungsdienstlichen Behandlung“ dürfen die Kinder die Flugkünstler wieder in die Freiheit entlassen. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress
Nach der „Erkennungsdienstlichen Behandlung“ dürfen die Kinder die Flugkünstler wieder in die Freiheit entlassen. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress

„Was kann man denn tun, wenn man eine verletzte oder entkräftete Fledermaus findet?“ möchte eine Besucherin wissen. „Hier in der Gegend kann man sich an die Tierarztpraxis Dr. Martin Böttcher in Schleiden wenden“, antwortet Markus Thies. Er arbeite seit vielen Jahren mit ihm zusammen und kenne sich mit den nächtlichen Jägern sehr gut aus. Weitere Informationen findet man im Internet unter: www.fledermausschutz.de, dort gibt es auch Erste-Hilfe-Tipps und Infos, was im Notfall zu tun ist.

Markus Thies zeigt den Besuchern zwei seiner Sorgenkinder, die er im Moment gesund pflegt: eine Bechstein-Fledermaus mit einer Hautverletzung, die sich in einem Fliegenfänger im Kuhstall verfangen hat und eine Zwergfledermaus mit gebrochenem Arm. Ganz vorsichtig dürfen die Tiere berührt werden. „Die ist ja ganz flauschig“, stellt ein kleiner Junge hingerissen fest. Doch der absolute Höhepunkt der Fledermausnacht ist zweifellos der Moment, in dem die Kinder die gefangenen Fledermäuse wieder freilassen dürfen.

Die verletzte Bechsteinfledermaus lässt sich beim Nachtmahl von den Besuchern der Höhle nicht stören. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress
Die verletzte Bechsteinfledermaus lässt sich beim Nachtmahl von den Besuchern der Höhle nicht stören. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress

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Der Abend beginnt mit einem Diavortrag, bei dem Markus Thies die verschiedenen Fledermausarten vorstellt. Die Besucher erhalten einen Einblick in das Leben und in die Gewohnheiten der nächtlichen Jäger. Bei den Kindern wächst spürbar die Spannung. „Zur ersten Fledermausnacht kamen 100 Kinder und ihre Eltern“, sagt Vorstandsmitglied Bruno Arndt. Das sei „definitiv zu viel gewesen“, seitdem ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Umweltbildung, Exkursionen und Kinderfreizeiten sind nur einige Punkte aus dem Programm des NABU-Kreisverbandes Euskirchen mit seinen zirka 1800 Mitgliedern. (pp)

pp/Agentur ProfiPress