Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinGemeinde KallSalvatorianerkloster Steinfeld

Eifeler Nächstenliebe auf den Philippinen

Medizinische Hilfsaktion für die Ureinwohner mit Unterstützung der Friedrich Joseph Haass Gesellschaft – Vereinigung im Andenken an den „Heiligen Doktor von Moskau“ aus Bad Münstereifel feierte ihr 25-jähriges Bestehen

Bad Münstereifel/Kall-Steinfeld – Man sieht es Pater Hermann Preußner (77), dem ehemaligen Superior der Salvatorianer im Kloster Steinfeld und Leiter von deren Hermann-Josef-Kolleg, nicht an, dass er diesmal nur auf Urlaub in der Eifel ist. Seit viereinhalb Jahren lebt er auf den Philippinen, um im Noviziat junge Salvatorianer auszubilden. Darüber hinaus engagiert er sich dort in einer medizinischen Hilfsaktion für die fernab der Zivilisation lebenden Ureinwohner. Finanzielle Unterstützung erhält das Projekt von der Friedrich Haass Gesellschaft aus Bad Münstereifel. So kommen zwei Eifeler Ansatzpunkte christlicher Nächstenliebe auf der anderen Seite des Erdballs wieder zusammen.

Pater Hermann Preußner, ehemaliger Prior der Ordensgemeinschaft der Salvatorianer in Steinfeld, engagiert sich mit Unterstützung der Friedrich Joseph Haass Gesellschaft auf den Philippinen in einer medizinischen Hilfsaktion. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Pater Hermann Preußner, ehemaliger Prior der Ordensgemeinschaft der Salvatorianer in Steinfeld, engagiert sich mit Unterstützung der Friedrich Joseph Haass Gesellschaft auf den Philippinen in einer medizinischen Hilfsaktion. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Die „Medical Care Mission“, die jedes Jahr von einer Gruppe aus Brüdern, Schwestern und Novizen organisiert wird, gibt den Ureinwohnern die Möglichkeit, sich ärztlich untersuchen und behandeln zu lassen. In diesem Jahr fand die Hilfsaktion in Udalo statt, einem Ort an der Nordküste von Ost-Mindoro, der nur von der See aus zugänglich ist. Rings um diesen Küstenort leben die Mangyan, eine Volksgruppe der Ureinwohner Mindoros, in den Bergen.

Sie nahmen stundenlange Fußmärsche auf sich, um sich von den Ärzten behandeln zu lassen. Mit der Medical Care Mission war ein Team aus rund 30 Ärzten nach Udalo gekommen: Neben Allgemeinmedizinern auch Fachärzte wie Chirurgen, Kinderärzte und Zahnärzte.

Die Friedrich Joseph Haass Gesellschaft besteht seit 25 Jahren. Armin Ahrendt und Helma Hachenberg erinnern sich noch an die ersten Hilfstransporte. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Die Friedrich Joseph Haass Gesellschaft besteht seit 25 Jahren. Armin Ahrendt und Helma Hachenberg erinnern sich noch an die ersten Hilfstransporte. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Im Vorfeld der Hilfsaktion hatten die Organisatoren zahlreiche Medikamente gegen häufig vorkommende Krankheiten gekauft. „Wegen der einseitigen Ernährung leiden viele Mangyan unter Mangelerkrankungen. Sie können auf den Bergen wenig anpflanzen und essen vor allem das, was sie sammeln“, erzählt Preußner.

Drei Klassenräume, alle ohne Strom oder fließendes Wasser, wurden zu Behandlungsräumen umfunktioniert. Groß war der Zulauf vor allem bei den Chirurgen, die die Beschneidungen der Jungen vornahmen. „Das ist hygienischer und weniger schmerzhaft für die Kinder, als wenn das der Schamane im Dorf macht“, so Preußner.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion reiste Helma Hachenberg (rechts) für die Friedrich Joseph Haass Gesellschaft nach Moskau, um dort Kleiderspenden zu verteilen. Repro: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion reiste Helma Hachenberg (rechts) für die Friedrich Joseph Haass Gesellschaft nach Moskau, um dort Kleiderspenden zu verteilen. Repro: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Die Kosten für die medizinische Hilfe müssen mit Spenden abgedeckt werden. Zweimal hat bereits die Friedrich Joseph Haass Gesellschaft mit Sitz in Bad Münstereifel die Aktion finanziell unterstützt. Preußner: „Als ich zu den Philippinen aufbrach, hat mir der Vorsitzende Armin Ahrendt sofort seine Hilfe angeboten.“

Die Gesellschaft mit derzeit etwa 70 Mitgliedern unterstützt medizinische Hilfsprojekte im Andenken an Dr. Friedrich Joseph Haass, der sich Anfang des 19. Jahrhunderts einen Namen als „Heiliger Doktor von Moskau“ machte und später völlig verarmt starb, weil er all sein Hab und Gut für die Bedürftigen eingesetzt hatte. Im Jahr der Barmherzigkeit wurde er vom päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung in die Gruppe der „Saints of Mercy“ aufgenommen. Das Seligsprechungsverfahren ist eröffnet.

Armin Ahrendt ist Vorsitzender der Friedrich Joseph Haass Gesellschaft, die medizinische Hilfsprojekte unterstützt. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Armin Ahrendt ist Vorsitzender der Friedrich Joseph Haass Gesellschaft, die medizinische Hilfsprojekte unterstützt. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Die Friedrich Joseph Haass Gesellschaft feierte im vergangenen Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion engagierte sich die Vereinigung vornehmlich darin, Hilfsgüter in Länder Osteuropas zu bringen und dort soziale Projekte zu unterstützen.

Helma Hachenberg aus Nöthen war beim ersten Transport im März 1991 nach Moskau dabei. „Das war schon sehr abenteuerlich“, erinnert sie sich. Nach einem öffentlichen Aufruf habe man so viel Zuspruch erhalten, dass die Freiwilligen wochenlang Kleider sortierten, die sie dann nach Russland mitnehmen konnten. Der Fahrer von Armin Ahrend, damals noch Stadtdirektor in Bad Münstereifel, opferte für den Transport einen Teil seines Urlaubs. In Russland musste die Truppe die Nächte durchfahren: „Wir durften nachts nicht anhalten, denn es war zu dieser Zeit nicht selten, dass Transportwagen in der Dunkelheit überfallen wurden.“

Helma Hachenberg aus Nöthen erinnert sich an den ersten Hilfstransport im März 1991 nach Moskau: „Das war schon sehr abenteuerlich.“ Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Helma Hachenberg aus Nöthen erinnert sich an den ersten Hilfstransport im März 1991 nach Moskau: „Das war schon sehr abenteuerlich.“ Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Einen Schwerpunkt im Engagement der Gesellschaft bildet das Janucz Korczak Reha-Institut im ukrainischen Odessa, eine Tageseinrichtung für geistig und mehrfach behinderte junge Menschen. Armin Ahrendt erinnert sich noch an die Anfänge, in denen die Einrichtung mit Hilfe der Friedrich Joseph Haass Gesellschaft fachlich aufgebaut wurde: „In dem Haus, in dem etwa 500 Kinder und Jugendliche untergebracht sind, gibt es heute einen medizinischen Bereich, eine große Werkstatt mit einer Wäscherei, einer Schreinerei und einer Näherei, eine Küche, eine Schule und einen Kindergarten.“ Immer wieder, so Ahrendt, versuche man das Reha-Institut auch mit in Deutschland ausgedienten Fahrzeugen und vor allem mit gebrauchten Rollstühlen zu versorgen.

„Wir helfen gerne, wenn sich eine solche Gelegenheit bietet“, sagt Armin Ahrendt und Helma Hachenberg fügt hinzu: „Das ist ähnlich wie bei der Hilfe für Flüchtlinge: Wenn man die Not sieht, dann muss man einfach etwas machen.“ So handeln die Mitglieder der Friedrich Joseph Haass Gesellschaft nach der Devise des „Heiligen Doktors von Moskau“: „Beeilt euch, Gutes zu tun“.

Armin Ahrendt und Helma Hachenberg vor der Büste von Friedrich Joseph Haass im Innenhof des Bad Münstereifeler Rathauses. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Armin Ahrendt und Helma Hachenberg vor der Büste von Friedrich Joseph Haass im Innenhof des Bad Münstereifeler Rathauses. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

pp/Agentur ProfiPress