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Das Helfen steht im Vordergrund

Seit 40 Jahren existiert die Frauengemeinschaft Scheven-Wallenthal – Aus dem Dorfleben nicht mehr wegzudenken – Jüngere Mitgliederinnen sind willkommen

Kall-Scheven – Es waren andere Zeiten. Vor 40 Jahren galt in vielen Ehen noch der Grundsatz: Der Mann nimmt am geselligen und gesellschaftlichen Leben teil, die Frau kümmert sich derweil um Haus und Kinder. Diese Zeiten sind gottlob vorbei – doch damals war es für einige Frauen schwierig, außer bei Festen „unter Leute“ zu kommen.

Auch in Scheven bestand das Problem. „Hier lebten viele Hausfrauen und Witwen“, erinnert sich Elsbeth Hahn. Doch auf Initiative des neuen Pastors Robert Bruchhausen und Helene Schumacher, Frau des damaligen Ortsbürgermeisters, sollte sich das ändern. Schon beim ersten Treffen schlossen sich 49 Damen am 8. November 1978 zur Frauengemeinschaft Scheven-Wallenthal zusammen. Zur Vorsitzenden wurde Katharina Mies gewählt. „Wir wollten etwas für die Frauen tun“, erinnert sich Elsbeth Hahn, die Gründungsmitglied der Frauengemeinschaft ist und viele Jahre den Vorsitz innehatte.

Das Team der Frauengemeinschaft Scheven Wallenthal: (sitzend, v.l.) Gerda Remark, Annelore Jubelius und Elsbeth Hahn, (stehend, v.l.) Agnes Hoffmann, Maria Mattes, Renate Schaafstall und Petra Balduin. Foto: Privat/pp/Agentur Profipress

Und die Frauen taten etwas – aber nicht für sich, sondern ganz selbstlos für die Allgemeinheit und die, die Hilfe nötig hatten. Regelmäßig wurden Basare veranstaltet, bei denen Geld gesammelt wurde – beispielsweise für die Leprahilfe oder die Russlandhilfe. 70.000 Mark haben die Damen so gesammelt und gespendet.

Für die älteren Menschen im Dorf sollten Seniorentreffs und Altentage veranstaltet werden. Doch die Frauengemeinschaft hatte ein Problem: es gab keinerlei Porzellan, geschweige denn Interieur für die alte Schule. Dank der Unterstützung des Kirchenvorstandes und der Mitglieder, aber auch durch den glücklichen Umstand einer Restaurantauflösung, wurde beides angeschafft. Den Seniorennachmittagen, die heute alle zwei Wochen immer mittwochs stattfinden, stand nichts mehr im Wege.

Die Frauengemeinschaft richtet auch die Beerdigungscafés für Trauergemeinschaften aus und nimmt so eine Last von den Schultern der Angehörigen der verstorbenen Person. Bis zu sieben Stunden kann diese ehrenamtliche Hilfe dauern. Die Frauen teilen sich deshalb auf. Länger als ein bis zwei Stunden sollte niemand helfen, ein Einsatz kann aber auch schon mal drei oder vier Stunden dauern – ganz nach der Anzahl der eingesetzten Frauen. „Viele Hände schaffen ein schnelles Ende“, kommentiert das Maria Mattes, die in der Frauengemeinschaft für den Schriftverkehr zuständig ist. Damals trugen die Frauen sogar schwarz-weiße Servierschürzen.

Und weil Leben und Tod so nah beieinanderstehen, besuchen die Damen auch diejenigen, die gerade Nachwuchs bekommen haben. In der Fastenzeit sind die Frauen außerdem für die Ausrichtung des Morgengebetes mit anschließendem Frühstück zuständig, früher gab es das auch in der Adventszeit. Und natürlich sind sie auch bei den Dorffesten nicht mehr wegzudenken. „Die Frauengemeinschaft ist ein Segen fürs Dorf“, findet Ortsvorsteher Hans Reiff und spricht damit auch für die anderen Dorfvereine, für die die Frauengemeinschaft immer da ist, wenn Hilfe benötigt wird.

„Ein Segen fürs Dorf“

Kürzlich feierte die Frauengemeinschaft mit einer auf sie abgestimmten heiligen Messe ihr 40-jähriges Bestehen. Anschließend zog die Schar ins Restaurant „Zagreb“ in Roggendorf weiter, wo besonders eine Mappe mit alten Fotos im Interesse der Aufmerksamkeit stand. Als Dankeschön erhielt jedes Mitglied am Ende der Feier eine weiße Rose. Mitglieder, die nicht teilnehmen konnten, wurde diese Rose nach Hause gebracht.

Kürzlich kamen die Mitglieder der Frauengemeinschaft Scheven-Wallenthal zur 40-Jahre-Feier zusammen. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Über Mitgliedermangel kann sich die Frauengemeinschaft 40 Jahre nach ihrer Gründung nicht beklagen. 63 Frauen wirken in diesem Zusammenschluss, der kein Verein ist, mit. Die ehemalige Vorsitzende Katharina Mies ist mit ihren 96 Jahren die älteste, die jüngste Frau ist 39 Jahre alt. „Es wäre schön, wenn noch ein paar junge Frauen dazukommen, ganz einfach, um die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen“, sagte Maria Mattes.

Mitglied werden kann nämlich jede Frau. Einzige Bedingung ist die Lust, anderen Menschen zu helfen. Denn an die Hilfsaktionen erinnert sich Elsbeth Hahn am liebsten: wie 200 Pakete für die Russlandhilfe gepackt wurden. Lebensmittel und Kleidung wurden dann ins 3500 Kilometer entfernte Archangelsk in Nordrussland gebracht.

Einmal im Jahr begibt sich die Frauengemeinschaft auf Tour. Dann stehen ein Stadtbesuch, eine Weinprobe, eine Wanderung oder ähnliches auf dem Programm. Diese gemeinsame Fahrt soll das gemeinschaftliche Leben stärken und als Dankeschön dienen.

Wer Interesse an einer Mitgliedschaft in der Frauengemeinschaft hat oder sich generell für sie interessiert, sollte am Dienstag, 8. Januar, 19 Uhr, zur Jahreshauptversammlung ins Pfarrheim kommen.

pp/Agentur Profipress