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Bürgerversammlung zur Osttangente

200 Interessierte folgten der Einladung des Kreises Euskirchen in den Mechernicher Ratssaal – Gutachter stellen Umweltverträglichkeitsstudie vor – Anwohner konnten alle Fragen und Anmerkungen anbringen – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Eine Entscheidung zur Osttangente steht derzeit noch nicht im Raum. Alle Beteiligten haben sich darauf geeinigt, die Auswirkungen des Bahnhofdurchstichs abzuwarten“

Mechernich An die 200 interessierte Menschen, darunter auch Vertreter aller politischen Fraktionen sowie der Bürgerinitiative „Kontra Ostring“,  folgten der Einladung des Kreises Euskirchen zu einer Bürgerversammlung ins Mechernicher Rathaus. Dort stellten Gutachter – wie vor rund einem halben Jahr bereits im Mechernicher Stadtrat – den Bürgern die Umweltverträglichkeitsstudie zur Osttangente (K 20n) vor, einer möglichen Entlastungsstraße für den Kernort und Erschließungsstraße für die in den vergangenen Jahrzehnten ausgedehnten Neubaugebiete.

In der Studie hatten sich die Experten eingehend mit fünf Planvarianten beschäftigt. Eine davon sieht eine Trasse von der Abzweigung der Landesstraße 61 in die Feytalstraße vor, die zwischen Mechernich-Nord und Kommern hindurch bis zum Kreisverkehr an der Kölner Straße führt.

Die andere Trassenvariante unterscheidet sich im Kernort, wo sie im Falle ihrer Realisierung als Unterführung unter der Bahnlinie hindurch geführt und zwischen Tierheim und Kläranlage auf die L 61 stoßen würde. Die Varianten drei und vier entsprechen im Wesentlichen diesen ersten beiden, wobei aber der aktuell besonders belastete Mechernicher Weg jeweils komplett für den Verkehr gesperrt würde.

Das vom Kreis Euskirchen mit dem Umweltverträglichkeitsgutachten beauftragte Büro Hellmann und Kunze hatte in seiner Studie eingehend die zu erwartenden Auswirkungen der Trassen-Varianten auf Menschen, Tiere und Natur befasst und diese in Relation zu einer so genannten  „Nullvariante“ bzw. einer „Nullplusvariante“ gesetzt.

 

Abwägung: Naturbelastung

oder Belastung der Anwohner

Wobei „Nullvariante“ bedeutet, dass alles bleibt, wie es ist, also gar keine neue Straße gebaut wird. Als „Nullplusvariante“ bezeichnen die Planer den Verzicht auf eine waschechte Osttangente, aber Entlastungsschnitte wie den Durchstich Bahnhofsberg (B 477), den vierspurigen Ausbau der Bundestraße  266 sowie den Bau der Ortsumgehung für Roggendorf.

Um es vorweg zu nehmen: Die Umweltverträglichkeitsstudie kommt zu dem Schluss, dass die Nullplusvariante die Fauna und Flora im fraglichen Gebiet selbstverständlich am wenigsten belastet. Das allerdings, so die Gutachterin, liege zu einem gewissen Teil auch in der Natur der Sache: „Wenn etwas gemacht wird, hat das immer Auswirkungen.“ Oder, wie es Achim Blindert, Abteilungsleiter Umwelt beim Kreis Euskirchen, formulierte: „Die Nullplus-Lösung ist von der Umweltverträglichkeit her oft die beste – das ist doch klar. Aber in der Straßenplanung stellt sich ja meistens die Frage, was man tun sollte, um eine Verkehrssituation zu verbessen.“

Und das, was bei diesen verkehrstechnischen Überlegungen herauskommt, so habe die Vergangenheit gezeigt, könne auch schon mal entgegen der Empfehlungen des Umweltverträglichkeitsgutachtens sein. Es gelte immerhin auch das „Schutzgut Mensch“, im Falle Mechernich also die mögliche Entlastung für die Anwohner am laut Verkehrszählung von bis zu 12.000 Fahrzeugen täglich befahrenen Mechernicher Weg oder auch etwa von Schimmelsweg und Weierstraße abzuwägen gegen die Auswirkungen, die der Bau einer Osttangente auf Fauna und Flora eventuell haben würde.

Der Verkehrsgutachter wies im vorliegenden Gebiet jedenfalls nach, dass durch die Realisierung der Osttangente das Verkehrsaufkommen auf dem Mechernicher Weg in Kommern und in der Verlängerung auf dem Schimmelsweg und der Weierstraße in Mechernich zwischen 35 und 50 Prozent vermindert werden könnte.

80 Prozent Zielverkehr für die

Innenstadt Mechernich

 

Außerdem handelt es sich nach seinen Untersuchungen bei dem Verkehr zu weit über 80 Prozent um Zielverkehr für die Innenstadt Mechernich. Die Gefahr, dass durch einen Ostring zusätzlicher überregionaler Verkehr oder Lkw-Maut-Umgehungsverkehr von der Autobahn angezogen würde, sieht der Gutachter nicht.

Die Bürgerinitiative „Kontra Ostring“  merkte unter anderem  an, dass die prognostizierte Zunahme der Verkehrsbelastung bislang nicht eingetreten sei. Zudem sei der Mechernicher Weg nur zu 20 Prozent mit Verkehr aus Kommern belastet. Eine Verkehrsentlastung im Ortskern sei demnach nicht durch eine Osttangente, sondern nur vor Ort in Mechernich zu erreichen. Zudem stehe die zu erwartende Lärmbelastung durch eine Osttangente in keinem Verhältnis zu der (geringer ausfallenden) Abnahme der Belastung der Anwohner am Mechernicher Weg.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick machte deutlich, dass es nicht an ihm sei, der Politik und ihren Entscheidungen vorzugreifen. Zumal zum Thema Osttangente derzeit noch kein Handlungsbedarf bestehe: „Die Entscheidung steht derzeit noch nicht im Raum. Alle Beteiligten haben sich darauf geeinigt, die Auswirkungen des Bahnhofdurchstichs abzuwarten.“

Der aber liege in der Hand von Deutscher Bahn sowie des Landesbetriebs Straßen NRW, die sich noch auf keine Zeitangaben festlegen möchten. Schick: „Ich bewahre mir meinen Optimismus und hoffe, dass der Bahnhofsdurchschnitt in den kommenden zwei bis drei Jahren realisiert wird.“

pp/Agentur ProfiPress