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Bruder auf der Jagd erschossen

Fast vergessen und im Unterholz verschwunden: „Das Kreuz im Hombusch“ bei Mechernich erinnert an einen tragischen Unfall 1678, bei dem der Herr von Bech, Gerhard, den jüngeren Bruder Dietrich Kessel von Nürburg niederstreckte – Es gibt eher nüchterne, aber auch sehr prosaische Schilderungen der tragischen Ereignisse

Mechernich – Alle 30 Jahre kommt das Sühnekreuz im Hombusch zwischen Feyermühle und Burgfey in den Medien vor. Zum Beispiel 1928 nach einem großen Waldbrand, als der Mechernicher Heimatforscher Hubert Roggendorf den Fortbestand der Gedenkstätte rettete.

1951 wurde im Heimatkalender des Kreises Schleiden an jenen „Jagdunfall“ erinnert, dem am Hubertustag des Jahres 1678 Dietrich Kessel von Nürburg an dieser Stelle zum Opfer gefallen sein soll. Im gleichen Jahr veröffentlichte Peter Esser im Eifelkalender des Eifelvereins eine sehr romanhafte Schilderung der tragischen Ereignisse.

Sabine Roggendorf (v.r.), Margret Thome und ihre Mann Achim, Forstwirtschaftsmeister der von Nesselrodeschen Forstverwaltung, führten den Mechernicher „Bürgerbrief“ zu dem ohne Ortskenntnis nur noch schwer auffindbaren Sühnekreuz, das der Herr von Bech (Becherhof, Kommern) nach einem Jagdunfall am Hubertustage 1678 im Hombusch bei Mechernich errichten ließ. Von Bech soll der Sage nach an dieser Stelle seinen Bruder Dietrich erschossen haben. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

1990 war es dann der Mechernicher Regionalhistoriker Erich Stoffels, der mit dem im „Kölner Stadt-Anzeiger“ an das Kreuz erinnerte und berichtete, dass der Ritter der Nürburg vermutlich bei seinem Bruder, dem Herrn Gerhard von Bech (Becherhof) in Kommern zur Jagd eingeladen war, als der tödliche Schuss fiel.

Der Herr von Bech selbst soll der mutmaßliche Todesschütze gewesen sein. Ob es tatsächlich ein „Jagdunfall“ gewesen sei, als der er in die Geschichte einging, müsse offenbleiben. Das Kreuz ist inzwischen in die Mechernicher Denkmalliste eingetragen worden und wird auch vom Eifelverein in seinen Wanderrouten und von der Nesselrodeschen Forstverwaltung im Internet ausdrücklich aufgeführt.

Die GPS-Daten

Seine GPS-Koordinaten lauten N 50° 35,400′, O 6° 40,890′. Zurzeit ist das historische Buntstandsteinkreuz kaum vom Weg aus zu sehen und ringsum von Kiefernwald zugewachsen. Forstwirtschaftsmeister Achim und seine Frau Margret Thomé waren dem Mechernicher „Bürgerbrief“ beim Auffinden behilflich.

Der linke Arm des Sandsteinkreuzes ist „abgeschlagen, der Schaft in einen breiten Fuß auslaufend, konkave, zurückversetzte Armstützen am unteren Querbalken, im Kreuzungsfeld eine erhabene Darstellung (Wappenschild?), im Kopf, Arm-Enden und Schaft mit weiteren Einrillungen, Rückseite glatt“, heißt es in einer Denkmalbeschreibung im Internet.

Laienhaft ausgedrückt ist so gut wie nichts mehr auf dem alten Steinkreuz zu erkennen, das der Todesschütze selbst, Herr von Bech, aus Reue und zur Sühne soll errichtet haben. Der Eifelverein weiß unter Berufung auf Dietrich Graf von Nesselrode aus der „Sage“ das folgende zu berichten:

Fete auf dem Becherhof

„Am Hubertustag des Jahres 1678 kam bei einem tragischen Jagdunfall Dietrich Kessel von Nürburg zu Tode. Sein Bruder Gerhard Kessel von Nürburg, Herr zu Bech (= Becherhof bei Kommern), welcher den tödlichen Schuss abgegeben hatte, ließ an der Stelle, wo Dietrich starb, ein steinernes Kreuz errichten.“

Laienhaft ausgedrückt ist so gut wie nichts mehr auf dem alten Steinkreuz zu erkennen. Der Denkmalschutz schreibt, der linke Arm des Sandsteinkreuzes sei „abgeschlagen, der Schaft in einen breiten Fuß auslaufend, konkave, zurückversetzte Armstützen am unteren Querbalken, im Kreuzungsfeld eine erhabene Darstellung (Wappenschild?), im Kopf, Arm-Enden und Schaft mit weiteren Einrillungen, Rückseite glatt“. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Peter Esser hinterließ in einem Eifelkalender Anfang der 50er Jahre eine sehr prosaische Schilderung der Ereignisse, auf die Kreisarchivarin Heike Pütz den Mechernicher „Bürgerbrief“ aufmerksam machte. Der Autor schildert darin die ausgelassenen Erntedank-Feierlichkeiten des Jahres 1678 auf dem Becherhof, zu denen die Untertanen aus der Umgebung eingeladen waren.

Das Fest ging am Hubertustag in eine großangelegte Treibjagd über, bei der die Dörfler von Kommern, Breitenbenden, Burgfey, Katzvey, Schaven und Mechernich als Treiber fungierten, zu der aber auch 17 „Edle“ aus der ganzen Eifel eingeladen waren – unter anderem die Herren von Blankenheim und Schleiden sowie Nideggen und Neuerburg, die Bergbaubetreiber von Mechernich und Wilhelm von Vianden.

Gerhard, der Herr von Bech, führte die Hatz, assistiert von Rainer Gloß, einem Freund und frühen Tapetenfabrikanten aus Bonn, der unter anderem auch Haus Rath, Bech, das Schloss der Arenberger in Schleiden und Patrizierhäuser in Eupen/Malmedy mit dem neuartigen Wandschmuck ausgestattet haben soll.

Geist eines Toten

Peter Esser ergeht sich im Eifelkalender in detailverliebten Schilderungen: „Ein schöner Herbsttag war aufgezogen. Nur etwas Westwind pfiff durch den morgendlichen Wald, der an der Ost- und Südseite bis dicht an den Hof herankam.“

„Zitternde Lichtkringel tanzten über einzelne verstreut liegende Waldweiher, am Ufer des Feybaches wucherten Farn und Schilf und in der Diefenbach bestrafte der Geist eines Toten, den man ungerecht an der Königsstraße zu Lorbach aufgeknüpft hatte, alles Ungerechte“, heißt es.

„Lebhaft zerrten die Hunde an den ledernen Strängen, das Zeichen zum Aufbruch konnte ihre Ungeduld nur noch steigern“, schreibt Esser, als sei er einer der Treiber gewesen, die „vorbei an der »Tausendjährigen« und dem Burgfeyer Hof, der auch zu Bech gehörte, zur Westseite des Hombuschs“ strebten.

Diese Aufnahme von „B. Esser“ ist 1951 im Eifeljahrbuch des Eifelvereins abgebildet. Da lag das Kreuz im Hombusch, umgeben von 13 Kiefern, die den Waldbrand 1928 überlebt hatten, quasi noch auf freiem Feld, man beachte die Schafherde. Im Januar 2021 steht das Kreuz zwar noch immer wenige Meter abseits eines Weges zwischen Weiler am Berge und Haus Hombusch, aber es ist ringsum von Wald umgeben. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Und bald vermischte sich das Gekläff der Meute mit den im Todeskampf sich windenden Waldtieren und echote wieder an den Hängen des Katzensteins, von dem der Volksmund sagt: »Wer sich auf den Katzenstein flüchtet, dem ergehts wie Noah in der Arche«. Noes Arche soll dort gelandet sein, wie der Volksmund wissen will“.

Mit verletztem Keiler verwechselt?

Die Bewegungs-Drückjagd war längst vorbei, man traf sich am Sammelpunkt oberhalb der Feyermühle, es dämmerte schon, da gewahrte Gerhard, der Herr von Bech, im Halbdunkel plötzlich Bewegung an der alten Landstraße von Mechernich nach Flamersheim, die er laut Peter Esser für einen schwer verletzten angeschossenen Keiler hielt.

Gerhard schoss – und traf seinen jüngeren und „geliebten“ Bruder Dietrich „mitten ins Herz“. An der Stelle, „wo das Blut des toten Bruders das Gras nässte“, ließ er ein Sühnekreuz errichten, wurde aber seines Lebens nicht mehr froh. Er soll den Becherhof und die Eifel verlassen und als klösterlicher Domherr nach Hildesheim gegangen sein.  

pp/Agentur ProfiPress