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„Alle sind betroffen – Umdenken nötig“

„Kultur der Prävention“: Bei einer Tagung im Euskirchener City-Forum ging es darum, wie Arbeitnehmer/-innen, trotz zunehmendem Stress, Schnelllebigkeit und der Doppelbelastung durch die Pflege von Angehörigen gesund und glücklich im Alltag bestehen können – Bürgermeister Dr. Uwe Friedl begrüßte Vertreter/-innen von Kommunen, Kreisen, Ämtern, Gerichten, Polizei, Justizvollzugsanstalten, Landesbetrieben, Bundeswehr und anderen öffentlichen Einrichtungen aus dem ganzen Rheinland und Westfalen in Euskirchen

Euskirchen – Rund 80 Vertreter/-innen von Kommunen, Kreisen, Ämtern, Gerichten, Polizei, Justizvollzugsanstalten, Landesbetrieben, Bundeswehr und anderen öffentlichen Einrichtungen nahmen am 19. April im City-Forum Euskirchen an einem groß angelegten Hearing zum Thema Prävention im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements teil.

Organisiert worden war der 13. Erfahrungsaustausch der Unfallkasse NRW unter Beteiligung der Stadtverwaltung Euskirchen. Die Kreisstadt war damit nach 2007 bereits zum zweiten Mal Gastgeberin des landesweiten Behördentreffens in Sachen Betriebliches Gesundheitsmanagement in den NRW-Behörden. Damals hatten 28 Behördenvertreter/-innen zum Thema „Führung und Gesundheit“ teilgenommen, dieses Mal hatte sich die dreifache Anzahl angemeldet.

Rund 80 Vertreter von Kommunen, Kreisen, Ämtern, Gerichten, Polizei, Justizvollzugsanstalten, Landesbetrieben, Bundeswehr und anderen öffentlichen Einrichtungen nahmen im City-Forum Euskirchen an einem groß angelegten Hearing zum Thema Prävention im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements teil. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Bürgermeister Dr. Uwe Friedl begrüßte die Teilnehmer/-innen aus dem ganzen Rheinland und Westfalen, stellte ihnen die Stadt und das Umland und die umfangreichen Bemühungen der Kreisstadt Euskirchen in Sachen Gesundheitsprävention vor. So hat man im Rathaus an der Kölner Straße bereits vor Jahren beispielsweise eine Grundsatzerklärung „Gesunde Stadtverwaltung“, Anti-Mobbing-Richtlinien und Verhaltensregeln in Bedrohungssituationen im Innen- und Außendienst herausgegeben.

Sport, Gespräche, Gesundheitsangebote am Arbeitsplatz

Sportkurse, Selbsthilfegruppen, Gesundheitstrainings, Beratung in ergonomischer Arbeit und beispielsweise auch in den Pausen Massagen am Arbeitsplatz sind in Friedls Verwaltung gang und gäbe geworden. Wie wichtig das ist, zeigen zufriedene und motivierte Mitarbeiter/-innen.

Manfred Sterzl, der Leiter der Prävention bei der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen, sagte in seinem Grußwort, Prävention sei nicht nur ein Behörden- oder erweitert Arbeitgeberthema: „Das geht alle an! Ein Umdenken in der Gesellschaft ist deshalb notwendig.“

Der Ingenieur Stefan Klünter ist Personalleiter bei Procter & Gamble im Werk Euskirchen und verantwortet dort unter anderem das Betriebliche Gesundheitsmanagement. Er erläuterte, wie man Präventivmaßnahmen einsetzt und vorzeigbare Ergebnisse nach amerikanischem Vorbild erzielt. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Wie man Präventivmaßnahmen einsetzt und vorzeigbare Ergebnisse in der so genannten „freien Wirtschaft“ erreicht, und das nach amerikanischem Vorbild, erläuterte der Ingenieur Stefan Klünter im ersten Impulsreferat des Tages. Er ist Personalleiter bei Procter & Gamble im Werk Euskirchen und verantwortet dort unter anderem auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement.

Für die 95.000 weltweit Beschäftigten des 1837 von zwei Auswanderern in Cincinnati gegründeten Weltkonzerns – davon 1500 im Pampers-Werk Euskirchen – sind Sport, gesunde Ernährung, Anti-Raucher-Trainings und Hilfsangebote, z. B. beim Abnehmen, sozusagen Tagesgeschäft.

Hilfe in seelischer Not

„Unser Ziel sind aber nicht nur geringere Fehlzeiten und mehr Produktivität, sondern, dass sich unsere Leute wirklich wohlfühlen und gerne leben“, verriet Stefan Klünter, der bei einem Workshop zum Thema am Nachmittag von der Personalreferentin Astrid Zwingmann, der Leiterin des Gesundheitszentrums bei Procter & Gamble in Euskirchen, unterstützt wurde.

Der US-Konzern, der weltweit führende Marken wie Pampers, Ariel, Gillette, Lenor, Meister Proper und Blend-a-Dent herstellt und vertreibt, will mit seinem Konzept „Vibrant Living“ erreichen, dass seine Mitarbeiter/-innen „lebhaft, beschwingt, kräftig, emotional ausgeglichen und widerstandskräftig sind“, so Stefan Klünter. So gibt es bei „Pampers“ im Industrie- und Gewerbepark am Silberberg bei Großbüllesheim nicht nur kostenlos Mineralwasser am Automaten, Fußball-, Basketball- und Laufclubs, sondern auch Fitnesskurse, Beratung und, was vielleicht noch wichtiger ist, Hilfe in seelischer Not.

Die Diplom-Sozialarbeiterin, Sozial- und Familientherapeutin, psychosoziale Beraterin und Mediatorin Elisabeth Meyer-Dietz vom Landesjustizministerium referierte über die zunehmend wichtige Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die Mitarbeiter/-innen – das sind allein in Euskirchen neben den 1500 fest beim Konzern angestellten Leuten noch 400 Kräfte anderer Firmen – sollen nicht „mit einem dicken Hals“, sondern gerne zur Arbeit kommen. Das Konzept „Vibrant Living“ fuße auf drei Säulen, „Healthy Body“ (gesunder Körper), „Happy Mind“ (seelisch glücklicher Zustand) und „Meaningfull Heart“ (mit dem Herz bei der Firma).

Das Konzept von Procter & Gamble gefiel den Behördenvertretern/-innen offenbar so gut, dass sich einer der zahlreichen Fragesteller/-innen zum Referat „Über den Zaun geschaut – Prävention bei Procter & Gamble“ zu der Scherzfrage veranlasst sah: „Wann kann ich bei Ihnen anfangen?“

Der bekannte Coach, Dozent und Kommunikations- und Persönlichkeitsberater Jörg Schönenberg überraschte mit der Eingangsthese „Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess“ und bezog seine 80 Zuhörer/-innen durch Übungen, aktives Mittun und Mitüberlegen in seinen Vortrag ein. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Dass es auch in Nordrhein-Westfalens Ämtern und Behörden so schlecht mit der Fürsorge für das Personal nicht aussieht, erläuterte die Diplom-Sozialarbeiterin, Sozial- und Familientherapeutin, psychosoziale Beraterin und Mediatorin Elisabeth Meyer-Dietz vom Landesjustizministerium. Die Koordinatorin für das behördliche Gesundheitsmanagement im Oberlandesgerichtsbezirk Köln widmete sich der zunehmend wichtigen Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege.

„Chefs haben Einfluss auf Gesundheit“

Dabei ging es auch um die Frage, was pflegende Angehörige bei ihrem oft aufopferungsvollen Tun selbst an seelischen und manchmal auch körperlichen Schäden davontragen: „Einen Angehörigen zu pflegen wird schnell zum Fulltimejob.“ Dass darunter Motivation und Leistung im Broterwerb leiden, liege auf der Hand. Was aber kaum jemand wisse: „68 Prozent der pflegenden Angehörigen erleiden selbst körperliche Beeinträchtigungen.“ Und die reichen von Rückenschäden über Burn-out und Depression bis zum völligen Zusammenbruch.

Der dritte und ebenfalls hervorragende Referent, den die Organisatoren des 13. Erfahrungsaustauschs (Hildegard Michels und Ingo Bings, Kreisstadt Euskirchen, Gabriele Büskens, Justizministerium, und Dr. Achim Deiwick, Unfallkasse NRW) „an Land gezogen“ hatten, war der bekannte Coach, Dozent und Kommunikations- und Persönlichkeitsberater Jörg Schönenberg. Der „kreative Schatzsucher“, wie er seine Tätigkeit selbst nennt, ist Fachmann für das Freilegen Menschen oft unerkannt innewohnender Begabungen und Energien.

Der dritte hervorragende Referent, den die Organisatoren des 13. Erfahrungsaustauschs (Hildegard Michels und Ingo Bings, Kreisstadt Euskirchen, Gabriele Büskens, Justizministerium, und Dr. Achim Deiwick, Unfallkasse NRW) „an Land gezogen“ hatten, war Jörg Schönenberg. Der „kreative Schatzsucher“, wie er seine Tätigkeit selbst nennt, ist Fachmann für das Freilegen Menschen oft unerkannt innewohnender Begabungen und Energien. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Schönenberg überraschte mit der Eingangsthese „Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess“. Und in welche Richtung sich dieser Prozess entwickele, darauf hätten auch Chefs einen nicht unerheblichen Einfluss, konstatierte der athletische Sport- und Psychowissenschaftler.

Schönenberg, von dem die „Bergmetapher“ stammt, nach der schon das imposante Bergmassiv selbst unermessliche Schönheit und Anmut ausstrahlt, aber unter seiner Oberfläche noch unendlich viel mehr Schätze in sich birgt, lieferte seinen 80 Zuhörern/-innen nicht nur griffige Vorstellungen, er bezog sie auch durch Übungen, aktives Mittun und Mitüberlegen in seinen Vortrag ein.

Zu den drei Referaten fanden am Nachmittag Workshops statt, deren Ergebnisse dann wieder im Gesamtauditorium vorgestellt wurden. Vorher gab es noch eine kabarettistische Einlage zum Thema Prävention mit unüberhörbar auch sprachlich rheinischer Akzentuierung von Manfred Lang, der die Veranstaltung im Auftrag der Stadtverwaltung Euskirchen und der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen moderierte. Dr. Achim Deiwick (Unfallkasse NRW) verabschiedete die Tagungsteilnehmer/-innen und zog ein überaus erfreuliches Fazit des Tages.

pp/Agentur ProfiPress