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Absage für sofortige Elektrifizierung

Pendler und Reisende müssen sich noch etwas gedulden bis Schäden behoben und alle Abschnitte der Eifelstrecke wieder befahrbar sein werden – Ende April 2022 sollen wieder die Züge von Euskirchen nach Mechernich fahren – Wiederaufbauarbeiten am Bahnhof Satzvey könnten am 25. November beginnen

Mechernich/Kall/Eifel – Die Prioritäten sind eindeutig. „Uns geht es erst mal darum, die Bahnstrecken schnellstmöglich wieder in den Betrieb zu nehmen. Alles Weitere kommt danach“, sagte Dr. Norbert Reinkober in der Sondersitzung vor dem Planungsausschuss, der in der Aula des Gymnasiums Am Turmhof tagte. Der Geschäftsführer der Nahverkehr Rheinland GmbH (NVR) und Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH schloss damit aber auch eine sofortige Elektrifizierung der Eifelstrecke zwischen Köln und Trier aus.

Dr. Norbert Reinkober (NRV/VRS, Mitte) und Jens Schäfer (DB, links) berichteten in einer Sondersitzung in der Aula des Gymnasiums Am Turmhof über Schäden an den Bahnstrecken nach der Hochwasserkatastrophe und Zeitpläne zum Wiederaufbau. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Dafür werden die Arbeiten an dem stark vom Hochwasser beschädigten Satzveyer Bahnhof zeitnah und zwar bereits am 25. November beginnen. Der Haltepunkt werde provisorisch wiederaufgebaut, betonte Jens Schäfer von der Deutschen Bahn (DB): „Wir werden natürlich keine Unsummen investieren.“ Seit geraumer Zeit schon führt die Stadt Gespräche mit DB und NVR, um den Bahnhof an eine geeignete Stelle nahe der L11 und dem geplanten P&R-Parkplatz zu verlagern. Notwendige Grundstücke sind für das Vorhaben bereits gesichert worden.

„Versprochen“

Zweifel schob Reinkober schnell beiseite: „Versprochen! Er kommt“ Die Finanzierung sei gesichert. Die Gelder stünden bereit. „Planen Sie so schnell wie möglich rundherum auch die P&R-Anlage“, sagte er. Der bisherige Haltepunkt mit alter Stellwerkstechnik werde nur deshalb an bisheriger Stelle wieder ertüchtigt, um schnellstmöglich den Betrieb wieder aufzunehmen zu können und um zu vermeiden „zwei, drei, vier oder fünf Jahre“ ohne Bahnverkehr warten zu müssen.

Im Podium der Sondersitzung saßen Vertreter von Deutscher Bahn, Nahverkehr Rheinland/Verkehrsverbund Rhein-Sieg, Gemeinde Kall, Stadt Mechernich. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Dennoch, so wird bei den Ausführungen Schäfers schnell klar, ist die Wiederherstellung des Bahnhofs Satzvey mit großem Aufwand und großen Herausforderungen verbunden. „Die alte Stellwerkstechnik bekommt man gar nicht mehr so ohne weiteres und muss nachgebaut werden“, erklärte er. Erst in einem späteren Schritt soll dann auf eine elektronisch gesteuerte Stellwerkstechnik umgestellt werden. Materialien wie Schotter, Schienen, Schwellen zu bestellen, sei enorm schwierig, „weil jeder gerade bestellen will“. Außerdem sei „der Markt der Planer leergefegt“, so Schäfer.

Der Betrieb im Streckenabschnitt Kalscheuren – Euskirchen konnte bereits am 6. September wieder aufgenommen werden. Bis nach Mechernich sollen die Züge spätestens Ende April 2022 fahren. Zunächst war die Bahn davon ausgegangen, dass bereits Ende 2021 die Schienenfahrzeuge wieder bis in die ehemalige Bleibergstadt rollen können. Richtung Kall soll es Juni 2022 soweit sein, bis zur Landesgrenze wird es wohl sogar Ende 2023 werden – trotz, dass verkürzte Planungsschritte erlaubt sind und Wiederaufbau-Gelder parat stehen.

Ausschussmitglieder wie hier Sozialdemokrat Hans Schmitz nutzten die Chance um Fragen zu stellen. Foto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Norbert Reinkober will eine „schnellere Elektrifizierung“ der Eifelstrecke nicht gänzlich ausschließen. Geplant war sie ursprünglich für etwa 2030. Man müsse Schritt für Schritt vorgehen. Für den Betrieb müssten beispielsweise neue E-Fahrzeuge beschafft werden. Reinkober: „Es wäre doch fatal, wenn wir eine Elektrifizierung umgesetzt hätten und noch mit Dieselfahrzeugen fahren.“ Auf einen konkreten Zeitplan festlegen lassen wollte er sich indes nicht. Er will noch weitere Georadar-Ergebnisse abwarten, die Aufschluss über tieferliegende Schäden geben können.

Kaller zu Gast

In der Sondersitzung des Mechernicher Planungsausschusses waren auch Mitglieder des Kaller Entwicklungsausschusses zu Gast. Deren Vorsitzender, Bert Spilles, bedankte sich für das „Asyl“ und sagte: „Wir rücken bei diesem Thema zusammen. Das sollten wir öfters so machen.“ Auf geringe Resonanz war das Thema anscheinend bei Bürgerinnen und Bürgern gestoßen, nur wenige waren zur öffentlichen Sitzung gekommen.

Vor der Hochwasserkatastrophe verkehrten zwischen Köln und Trier sogar die schnellsten Dieselzüge bundesweit und auch die „umweltgerechtesten“, betonte Reinkober. In der Nacht zum 15. Juli wurden davon einige mit Schlammwasser überflutet – innen wie außen- „Andere Züge können diesen anspruchsvollen Fahrplan, den wir normalerweise hier fahren, aber letztlich überhaupt nicht leisten“, sagte Reinkober weiter, der bekennt, dass in der hiesigen Region der Einsatz von Ersatzzügen daher unter Umständen schwierig zu disponieren sein könnte: „Aber ich wäre schon froh, wenn überhaupt wieder Züge auf der Strecke fahren.“ 

pp/Agentur ProfiPress