„Franziskus macht Ernst“
Bestsellerautor und Vatikankorrespondent Andreas Englisch las zum Auftakt der „Lit.Eifel 2017“ im Franziskanergymnasium Vossenack und hinterließ ein begeistertes mit 350 Zuhörern vollständig ausverkauftes Auditorum – Anekdoten am laufenden Band und hochspannende Details über Intrigen, den Dauerclinch des Papstes mit der Kurie und seine eigene Bekehrung zum gläubigen Christen
Hürtgenwald-Vossenack – Er wohnt im Gästehaus der Heiligen Martha auf 20 Quadratmetern und nicht wie die Päpste seit Jahrhunderten im Apostolischen Palast. Franziskus verzichtet auf Sekretäre und Kammerdiener, hat den 300er Mercedes („Gehört der mir?“) verkaufen lassen und einen brasilianischen Slum-Priester zum Kardinal und Kontrolleur der Vatikanfinanzen erhoben.
Er nimmt eine Wäschereimitarbeiterin, einen Liftboy aus dem Gästehaus und andere sogenannte „einfache Menschen“ mit auf Auslandsreisen, um sie Staatspräsidenten und Königinnen vorzustellen. Er liegt mit der Kurie mehr oder weniger im Dauerclinch und fährt im Papa-Mobil vom Petersplatz auf die Via della Conciliazione und damit gegen das Protokoll und gegen den Protest der Polizei unangemeldet aus dem Vatikanstaat auf italienisches Staatsgebiet, um dort Millionen von Pilgern zu segnen.
Und als es durch die Menschenmassen, die dort nach der Heiligsprechung der Päpste Johannes XXIII und Johannes-Paul II ausharren, keinen Rückweg in den Vatikan gibt, lässt Papst Franziskus auf die Autobahn abbiegen, um schließlich an einem Supermarkt zu stoppen und mit einkaufenden Frauen zusammen auf dem Parkplatz ein Vaterunser zu beten . . .
„Wenn Sie mir vor zehn, 20 oder 30 Jahren als Vatikankorrespondent gesagt hätten, dass ich so etwas einmal mit einem Papst erlebe, ich hätte Sie für verrückt erklärt“, konstatierte Bestsellerautor Andreas Englisch am Mittwochabend vor 350 begeisterten Zuhörern in der prall gefüllten Aula des von Franziskanern geführten Gymnasiums Vossenack.
„Glücklich, in der Franziskanerstraße
im Franziskanergymnasium zu sein“
Einen passenderen Ort hätte es für die Auftaktlesung des Internationalen Nordeifel Literaturfestivals „Lit.Eifel 2017“ nicht geben können. Der nach eigenen Angaben durch Johannes Paul II. zum gläubigen Christen bekehrte frühere UPI-, Bild- und Fernsehkorrespondent freute sich trotz körperlicher Beeinträchtigung nach einem im Skiurlaub zugezogenen Kreuzbandriss („Typische Vatikankorrespondenten-Verletzung“): „Wenn ich an die Anfänge als Journalist 1987 im steifen Protokoll des Vatikans denke, dann kann ich nur sagen: »Es hat sich gewaltiges getan« und ich bin dank Papst Franziskus froh, hier und heute in der Franziskanerstraße in einem Franziskanergymnasium unter Franziskaner-Patres zu sein.“
Nicht ganz so schnell wie Pater Johannes Leppich, der sich in den 60er Jahren als Missionsprediger in deutschen Großstädten den Titel „Maschinegewehr Gottes“ erwarb, aber fast so schnell sprach der durch viele Bücher und Fernsehauftritte bekannte Andreas Englisch in Vossenack. Dort begrüßten und verabschiedeten ihn als Lit-Eifel-Repräsentanten die Lit.Eifel-Vorsitzende, Monschaus Bürgermeisterin Margareta Ritter, und ihr Hürtgenwalder Bürgermeisterkollege Axel Buch.
Beide waren mit der überragenden Resonanz auf die Auftaktlesung der „Lit.Eifel 2017“, die dieses Jahr rund 30 Literaturveranstaltungen in der nordrhein-westfälischen Eifel und im deutschsprachigen „Bundesland Ostbelgien“ präsentiert, hochzufrieden. Bruno Linzenich vom mitveranstaltenden Kulturverein „HöhenArt“: „Wir hätten die Lit.Eifel-Lesung auch zweimal ausverkaufen können . . .“
An die rund 90minütige Autorenlesung, die eher ein gesten- und pointenreicher Standup-Vortrag war, schloss sich eine von Margareta Ritter moderierte Fragerunde an, in der viele der 350 Zuhörer sich zu Wort meldeten. Sie fragten Andreas Englischs Insiderwissen ab, ob denn im Lutherjahr 2017 mit einer Freigabe des gemeinsamen Abendmahls zu rechnen sei, wie es um die Gesundheit von Franziskus steht und auch, ob Papst Johannes Paul I. eines natürlichen Todes gestorben sei.
Der Abend war kurzweilig und überwiegend heiter. Die ernste Tatsache, dass an der Spitze der katholischen Kirche zurzeit ein Mann steht, der es mit der Nachfolge Jesu Christi fundamental ernst meint, kleidete Englisch durchweg in ein Feuerwerk aus Anekdoten und respektlos direkter Rhetorik.
„Keine Ahnung von der Kirche,
aber ich war mal Messdiener“
Das galt nicht nur für seine von großer Sympathie getragenen Schilderungen des aktuellen Papstes und seiner Vorgänger, sondern auch für sich selbst. „Vatikanexperte“ zunächst für die Nachrichtenagentur UPI sei er geworden, obwohl er – bis dahin Fußballberichterstatter – im Bewerbungsgespräch zu Protokoll gegeben habe, dass er weder gläubig sei, noch „einen blassen Schimmer vom Innenleben der katholischen Kirche“ besitze: „Ich bekam den Job trotzdem, weil ich wenigstens die Frage positiv beantworten konnte, ob ich als Junge Messdiener gewesen bin.“
Vor und nach der eindrucksvollen Vorstellung in der Aula des Franziskusgymnasiums Vossenack, das dieses Jahr 50jähriges Bestehen feiert, signierte Andreas Englisch im Foyer Bücher, vor allem sein neuestes Buch „Kämpfer im Vatikan“ und den Bildband „Franziskus“.
Andreas Englisch ist der bekannteste deutsche Vatikan-Korrespondent. Er wurde am 6. Juni 1963 in Werl in Westfalen geboren. Nach dem Abschluss des Studiums der Journalistik, Germanistik und Sprachwissenschaften an der Universität Hamburg arbeitete er als Redakteur für die Bergedorfer Zeitung und das Hamburger Abendblatt. Im Jahr 1987 wechselte er in das Büro des Springer-Auslandsdienstes nach Rom, dessen Leiter er 1992 wurde.
Neben seiner Arbeit als Italien- und Vatikankorrespondent schrieb er Romane und Sachbücher wie den Bestseller „Johannes Paul II. Das Geheimnis des Karol Wojtyla“ oder den Longseller „Franziskus – Zeichen der Hoffnung“. Seine Bücher wurden in neun Sprachen übersetzt. Andreas Englisch lebt mit seiner Frau und seinem Sohn im römischen Stadtviertel Monteverde hinter dem Vatikan.
Weitere Informationen zu Veranstaltungen unter www.lit-eifel.de.
pp/Agentur ProfiPress