Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinStadt Mechernich

Gemischtes Doppel am Altar

Lokaler Beitrag zum Reformationsjubiläum: Mechernich erlebt den ersten ökumenischen Sonntags-Gottesdienst

Mechernich – Zum 500. Reformationsjubiläum in diesem Jahr gibt es ein Programm, das – anders, als bei den Reformationsjubiläen vergangener Jahrhunderte – das Gemeinsame, nicht das Trennende in den Fokus stellt. Dabei nähern sich auch in Mechernich die beiden christlichen Kirchen so weit an wie noch nie zuvor: Zum ersten Mal feiern Katholiken und Protestanten zur „Primetime“, nämlich am Sonntag, 12. März, um 10 Uhr, einen ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist.

„Das hat es hier zur klassischen sonntäglichen Gottesdienstzeit noch nie gegeben“, sagt der evangelische Pfarrer Dr. Michael Stöhr. Üblicherweise finden ökumenische Gottesdienste nur anlässlich von Hochzeiten und Schulentlassgottesdiensten statt. Und noch eine Besonderheit wird dieser gemeinsame Gottesdienst haben: Neben Stöhr wird von katholischer Seite mit der Gemeindereferentin Maria Jentgen eine Frau als Zelebrantin im Gewand am Altar stehen.

Auch die Gestaltung der Feier wird, dem Anlass entsprechend, ungewöhnlich sein. „Wir werden die Predigt als Dialog gestalten“, kündigt Stöhr an. Ein weiteres gestaltendes Element werden Scherben sein als Symbol für die von Luther nicht beabsichtigte Kirchenspaltung. Ähnlich wie der ökumenische Buß- und Versöhnungsgottesdienst, den die Deutsche Bischofkonferenz und die Evangelische Kirche Deutschland unter dem Titel „healing of memories“ (Heilung von Erinnerungen) einen Tag zuvor in Hildesheim veranstalten, steht auch das Pendant in Mechernich im Zeichen der Versöhnung und Heilung. „Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten“, sagen Jentgen und Stöhr unisono.

Der evangelische Pfarrer Dr. Michael Stöhr und die katholische Gemeindereferentin Maria Jentgen zelebrieren am Sonntag, 12. März einen ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Der evangelische Pfarrer Dr. Michael Stöhr und die katholische Gemeindereferentin Maria Jentgen zelebrieren am Sonntag, 12. März einen ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Daher richtet sich ihrer beider Fingerzeig ausdrücklich nicht auf das Trennende. „Es gibt so vieles, was uns verbindet, was wir gemeinsam haben“, so Maria Jentgen. Und ihr evangelischer Kollege ergänzt: „Mit der Betonung der Gemeinsamkeiten wollen wir Hemmschwellen abbauen.“ Allerdings wird es nicht nur kuschelig zugehen. So sollen durchaus konfessionstypische Vorurteile im Gottesdienst zur Sprache kommen. „Bei den Katholiken ist alles Show, Protestanten sind ungläubig“, nennt Pfarrer Stöhr zwei gängige Klischees.

Musikalisch gestaltet wird der ökumenische Gottesdienst vom katholischen Kirchenchor unter der Leitung von Rainer Pütz. Im Laufe des Jahres sollen dann weitere gemeinsame Aktionen die Ökumene verfestigen. „Ich könnte mir sogar eine Abendmahlsgemeinschaft vorstellen“, lautet eine Überlegung von Pfarrer Stöhr. Von einem christlichen „Einheitsbrei“ nehmen aber sowohl er als auch Maria Jentgen ausdrücklich Abstand. „Die Gleichberechtigung von Mann und Frau entsteht ja auch nicht durch Androgynie“, zieht Stöhr einen Vergleich.

Der 31. Oktober, der Tag von Luthers Thesenanschlag, ist der Gedenktag der Reformation. Dieser Tag jährt sich in diesem Jahr zum 500. Mal. Mit Luthers Thesenanschlag war ein Stein ins Rollen gebracht, der schließlich, gegen den Willen Luthers, zu einer Trennung der Kirche in römisch-katholische und evangelische Kirchen führte.

Bemerkenswert ist, dass die evangelische und die katholische Kirche zum 500. Reformationsjubiläum die Versöhnung und den Dialog in den Mittelpunkt stellen. Stöhr und Jentgen sind gespannt darauf, wie der Mechernicher Beitrag bei den Gläubigen ankommt.

pp/Agentur ProfiPress