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Heute Bäcker, morgen Polizist

Kinderstadt „Mecki“ im Mechernicher Schulzentrum – Ferienprojekt der K.O.T. „Jo4you“ in Kooperation mit Stadt Mechernich und kirchlicher Jugendarbeit in der Region Eifel – Eigene Fähigkeiten in verschiedenen Berufen austesten

Mechernich – „Ich möchte die Bürger glücklich machen.“ Während sich Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick im Sommerurlaub befindet, „vereidigt“ der städtische Erste Beigeordnete Thomas Hambach Mechernichs erste „Bürgermeisterin“. Pauline Joopen ist elf Jahre alt und wurde bei einer Wahlbeteiligung von 65 Prozent zur Bürgermeisterin der Kinderstadt „Mecki“ gewählt.

Mechernichs Erster Beigeordneter Thomas Hambach (rechts) „vereidigt“ die gewählte Bürgermeisterin der Kinderstadt „Mecki“, die elfjährige Pauline Joopen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Mechernichs Erster Beigeordneter Thomas Hambach (rechts) „vereidigt“ die gewählte Bürgermeisterin der Kinderstadt „Mecki“, die elfjährige Pauline Joopen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

75 Kinder nehmen am Ferienprojekt auf dem Gelände des Mechernicher Schulzentrums teil. Die Kinderstadt ist ein Projekt der Jugendeinrichtung K.O.T. (Kleine offene Tür) „Jo4you“ Mechernich in Kooperation mit der kirchlichen Jugendarbeit in der Region Eifel und der Stadt Mechernich.

75 Kinder kommen jeden Tag in die Kinderstadt um dort zu arbeiten, Geld in der Mecki-Währung zu verdienen und es für Freizeitbeschäftigungen und Naschzeug wieder auszugeben. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
75 Kinder kommen jeden Tag in die Kinderstadt um dort zu arbeiten, Geld in der Mecki-Währung zu verdienen und es für Freizeitbeschäftigungen und Naschzeug wieder auszugeben. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Fünf Tage lang leben und arbeiten die Kinder zwischen acht und vierzehn Jahren in ihrer kleinen Stadt – sie verdienen Geld, kaufen im Supermarkt ein, gehen ins Kino… „Durch das Projekt sollen die Kinder die Erwachsenenwelt besser verstehen können“, erklärt Gunnar Simon, Leiter der Kinderstadt und der K.O.T. in Mechernich.

Eifeldekan Erik Pühringer genießt für zwei Meckis eine fünfminütige Kopfmassage. Sein Fazit: „Sehr entspannend.“ Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Eifeldekan Erik Pühringer genießt für zwei Meckis eine fünfminütige Kopfmassage. Sein Fazit: „Sehr entspannend.“ Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Dazu gehört auch der Umgang mit Geld, denn weil heute vieles mit EC-Karte bezahlt wird, ist der Geldfluss für Kinder nur schwierig begreifbar. In der Kinderstadt gibt es deshalb eine eigene Währung: die Meckis.

Jamal, Jonathan und Joel (von links) sind in der Kinderstadt als Polizisten auf Streife unterwegs. Für Beleidigungen, Raufereien und Schwarzarbeit verhängen sie Bußgelder. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Jamal, Jonathan und Joel (von links) sind in der Kinderstadt als Polizisten auf Streife unterwegs. Für Beleidigungen, Raufereien und Schwarzarbeit verhängen sie Bußgelder. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Jeden Morgen melden sich „Meckis“ Bürger beim Einwohnermeldeamt, um ihren Ausweis zu erhalten. Den müssen sie ständig bei sich führen, ansonsten droht ein von der Polizei verhängtes Bußgeld. Beim Arbeitsamt stehen verschiedene Berufe zur Auswahl: Hier kann man zum Beispiel Bäcker, Gärtner, Polizist oder Holzkünstler werden.

An zwei Tagen konnten die Kinder beim Trommelworkshop von Schlagzeuger Tom Kommer mitmachen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
An zwei Tagen konnten die Kinder beim Trommelworkshop von Schlagzeuger Tom Kommer mitmachen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Im Halbstundentakt wird die Arbeit im gewählten Beruf entlohnt. Von fünf Meckis muss allerdings ein Mecki ans Finanzamt versteuert werden. Davon werden dann zum Beispiel die Müllarbeiter bezahlt und auch Getränke und Obstbecher gibt es in der Kinderstadt umsonst.

Besonders beliebt: In der Kreativwerkstatt können Spiegel gestaltet werden, um sie später im Supermarkt zu verkaufen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Besonders beliebt: In der Kreativwerkstatt können Spiegel gestaltet werden, um sie später im Supermarkt zu verkaufen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Rund um die Uhr können die Berufe gewechselt werden. „Die Kinder haben hier die Möglichkeit zu entdecken, welche Begabungen in ihnen stecken und wie sie diese im Miteinander verbessern können“, erklärt Eifeldekan Erik Pühringer. „In der Kinderstadt definiert man sich über die eigenen Stärken, mit denen man sich gegenseitig hilft. Damit haben die Kinder unserer Gesellschaft einen Schritt voraus“, so der Mechernicher Pfarrer.

Pauline Joopen hat als eine von zwölf Bewerbern für das Bürgermeisteramt in der Kinderstadt kandidiert, um ihre Fähigkeiten auszutesten. „Ich wollte ausprobieren, ob ich auch eine Führungskraft sein kann“, erzählt die Elfjährige. Sie versprach den Bürgern, die Steuern zu senken und mehr Bänke in den ständig vollbesetzten Nagel- und Frisiersalon zu bringen. Dafür bekam sie ein Viertel aller Stimmen. „Ich werde versuchen, eure Wünsche zu erfüllen – aber ich möchte euch nicht zu viel versprechen“, sagt Pauline Joopen in ihrer Antrittsrede vor den versammelten Mecki-Bürgern.

Simon (links) und Sebastian sind fleißig: Aus Schokolade stellen sie Pralinen her, die später im Supermarkt verkauft werden. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Simon (links) und Sebastian sind fleißig: Aus Schokolade stellen sie Pralinen her, die später im Supermarkt verkauft werden. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Kurz darauf gehen alle wieder ihrer Arbeit nach. In der Pralinenwerkstatt werden süße Naschereien hergestellt, die später im Supermarkt verkauft werden. Ein paar andere Kinder schnippeln frische Früchte für die kostenlosen Obstbecher. Draußen werden mit Hammer und Nagel Stühle gezimmert und bunt angestrichen. In anderen Kreativwerkstätten werden ausgefallene Spiegel und Schmuck hergestellt, die im Supermarkt verkauft werden.

Jamal, Jonathan und Joel sind indessen mit Polizeimütze und Kelle auf Streife unterwegs. Für Raufereien, Diebstahl und Beleidigungen verhängen sie ein Bußgeld von zehn Meckis, Schwarzmarkthandel wird sogar mit 15 Meckis geahndet. Bisher hatten die Drei aber zum Glück noch nicht allzu viel zu tun.

Der zehnjährige Simon aus Kommern hat unter anderem in der Holzkunst und als Mühlespielbauer gearbeitet. Bei einer Partie Mühle mit dem siebenjährigen Sebastian präsentiert er stolz das selbstgemachte Spielfeld aus Filz. Simon ist ein besonders sparsamer Bürger der Kinderstadt. „Ich habe fast alles gespart, jetzt habe ich schon 111 Meckis zusammen“, erzählt er. Nicht ganz so viel hat die elfjährige Laurie aus Lorbach auf der hohen Kante. „Ich spare auf einen Spiegel, der kostet zwölf Meckis.“

Ihre Ersparnisse können die Bürger der Kinderstadt bei der Bank auf einem Sparbuch anlegen. Jeden Tag legen die Mitarbeiter der „Mecki“-Bank einen neuen Zinssatz fest. Aktuell liegt er bei täglich einem pro 20 angesparten Meckis.

Die Kinderstadt fand 2014 zum ersten Mal in Mechernich statt. Das erlebnispädagogische Ferienprojekt ist einmalig im Kreis Euskirchen. Geleitet wird die fünftägige Aktion von den Leitern der K.O.T. in Mechernich, Gunnar Simon und Anja Lehmann. Unterstützt werden sie dabei von insgesamt 60 Teamern, die vor allem ehrenamtlich im Einsatz sind. Offizieller Beginn der Kinderstadt ist jeden Tag um 10 Uhr. Für berufstätige Eltern gibt es aber auch eine Frühschicht: Rund ein Drittel der Kinder werden schon ab 8 Uhr in der Kinderstadt betreut.

pp/Agentur ProfiPress