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„Vogelslam“ ein voller Erfolg

Poetry-Slam zum ersten Mal im „Lit.Eifel“-Programm – Neue Zuschauer hinzugewonnen – Acht Teilnehmer im ehemaligen Truppen-Kino auf Vogelsang – Geschichten über das Kleinsein, Torben, trockene Alkoholiker und die Mutter als App

Am besten gefiel dem Publikum im Finale Oscar Malinowski aus Wermelskirchen. Er gewann den „Vogelslam“. Foto: Johannes Mager/pp/Agentur ProfiPress

Vogelsang – Zum vierten Mal bereits haben die Organisatoren des „Vogelslams“ den literarischen Abend auf die Beine gestellt. Die Macher des „Lit.Eifel“-Festivals waren von den bisherigen Veranstaltungen so angetan, dass sie den Poetry-Slam auf das Programm des neu gegründeten Literatur-Festivals setzten.

Profitieren konnten beide Seiten. „Etwa die Hälfte der Leute waren neu“, so Lukas Lüder, der den „Vogelslam“ 2009 im Rahmen seines Freiwilligen Sozialen Jahres initiiert und in diesem Jahr zum dritten Mal moderiert hatte. Zahlreiche der rund 120 Besucher gehörten nicht der studentischen Altersgruppe an, die üblicherweise Poetry-Slams besuchen. Auch der „Lit.Eifel“-Verein konnte sich über die Veranstaltung freuen, denn im Programm fand sich ein hochkarätiges Angebot für junge Literatur-Fans. In seiner Einführung ging Lukas Lüder auf die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang als Veranstaltungsort des Poetry-Slams ein: „Wir haben uns Gedanken gemacht, warum wir gerade an diesem Ort einen Poetry-Slam veranstalten.“ In der Zeit der Nationalsozialisten habe die Ausbildung junger Männer zu Führungskadern zur Folge gehabt, Andersdenken und Vielfalt zu unterbinden. „Was die Slammer heute machen, hat mit Vielfalt und Andersdenken zu tun. Dafür gibt es einen Begriff: Redefreiheit“, erklärte er.

Acht Teilnehmer versuchten das Publikum mit ihren Vorträgen im ehemaligen Truppen-Kino für sich zu gewinnen. Der „Slam“ ging über drei Runden, jeweils die Hälfte der Teilnehmer kam eine Runde weiter. Torben, ein „Evolutions-Ignorant erster Güte“, stand im Mittelpunkt der Story von Daniel Kessel aus Gevelsberg: „Torben war eine Mischung aus Macho und Weichei – ein Matsch-Ei.“ Zuletzt habe er einen Elefanten namens „Bielefeld“ besessen. Doch den habe kein Mensch je gesehen. Deshalb würden viele Leute behaupten, Bielefeld gebe es nicht. Michael Heide aus Köln, ging der Frage nach: „Wer bin ich“? Er redete sich etwa ein, als trockener Alkoholiker ein Bier trinken zu können: „Du hast es einmal geschafft aufzuhören, also schaffst du es auch wieder.“ Und weiter: „Wer ich bin? Ich bin deine Dummheit, ich bin du. Und jetzt rüber und trink ein Bier. Der Laden hier muss schließlich auch von irgendetwas leben.“

Als lediglich „vertikal benachteiligt“, nicht jedoch „klein“ bezeichnete sich Elina Raddy aus Wermelskirchen erklärte. Das habe auch Vorteile: „Ich werde mich später nicht verschulden.“ Schließlich könne sie in ihrem Puppenhaus wohnen und mit dem Spielzeug-Truck ihres Bruders zur Schule fahren. Sascha „Sushi“ Matesic aus Düsseldorf verlangte hingegen ein Gedicht für Männer. „Ich will ein Gedicht, das sich morgens die Packung Aspirin mit einer Flasche Whiskey runter spült.“

Der spätere Gewinner des „Vogelslams“, Oscar Malinowski aus Wermelskirchen, erklärte, warum er kein Smartphone besitze. Einen Touchscreen brauche er nicht, denn er habe eine Freundin. Heute würden Eltern, deren Kinder kein Handy besitzen,  ja als verantwortungslos gelten. Bevor er sich ein Smartphone zulege, müssten noch einige Apps erfunden werden: „Ich will eine App, die kocht, putzt und wäscht. Kurz: Ich will meine Mutter als App.“

Der Bochumer Jens Kröger gab Einblicke in seine Arbeit als Betreuer in einem Hort. Felix Struck aus Gevelsberg widmete sich mit seinem engagierten Slam-Beitrag in Reimform den politischen und sozialen Zuständen in Deutschland. Lisa Schøyten aus Münster erklärte, warum sie in der dritten Klasse den Berufswunsch „Geisterfahrerin“ angegeben habe. „Wir waren sehr zufrieden mit dem Vogelslam“, resümierte Lukas Lüder am Ende des Abends.

pp/Agentur ProfiPress