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„Das erste Mal“ für de Velasco

Stefanie de Velasco las im Rahmen der Lit.Eifel in Monschau aus ihrem preisgekrönten Debütroman „Tigermilch“ – Offene Antworten auf Fragen aus dem Publikum

„Ich wollte schon als Kind schreiben“, berichtete die Autorin Stefanie de Velasco, die in Monschau aus ihrem Debütroman „Tigermilch“ las. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Monschau – „Ich empfinde es als gutes Omen, dass ich bei der Premiere des Literaturfestivals „Lit.Eifel“ meinen ersten Roman vorstellen darf“, sagte die Berliner Autorin Stefanie de Velasco kurz vor ihrer Lesung im Monschauer Aukloster. Die 1987 in Oberhausen geborene und in Bonn aufgewachsene de Velasco las im historischen Gemäuer Passagen aus ihrem preisgekrönten Debütroman „Tigermilch“ – allerdings nicht die entscheidenden, denn: „Das wäre ja gemein, wenn ich Ihnen jetzt verrate, wie die Geschichte ausgeht.“  Die literarischen Kostproben genügten aber durchaus, um nachzuvollziehen, warum de Velasco überall beste Kritiken insbesondere auch für ihre Sprache einheimst.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Lit.Eifel-Mitglied Corinna Griesbach. Die Herausgeberin des Monschauer Literaturmagazins „Haller“ ermutigte das Publikum im Anschluss an die Lesung auch, der Autorin Fragen zu stellen. „Wie schaffen Sie es, die Jugendsprache so authentisch abzubilden?“, wollte denn auch ein Zuhörer wissen. Sie wisse es nicht, gab de Velasco unumwunden zu, lachte ein bisschen und ergänzte: „Ich liebe es, in Berlin mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Da schnappt man natürlich schon einiges auf…!“

Diese „aufgeschnappte“ Sprache hat sie ihren beiden jugendlichen Hauptfiguren Nini und Jameelah auf den Leib geschrieben. Zwei Mädchen, die das Leben jetzt und ganz leben und kennenlernen wollen – und sich dazu eine ganz eigene Welt mit eigenen Gesetzen schaffen. Leichtfüßig und schonungslos, wuchtig und zart erzählt Stefanie de Velasco davon, wie sie das Leben mit beiden Händen ergreifen und lernen müssen, das eigene Dasein auszuhalten. Nini und Jameelah leben in derselben Siedlung, sie sind unzertrennlich und mit ihren vierzehn Jahren eigentlich erwachsen, finden sie. Deswegen kaufen sie sich Ringelstrümpfe, die sie bis zu den Oberschenkeln hochziehen, und ziehen ganz „pomade“ los, um für das „Projekt Entjungferung“ zu üben.

Die Romanhandlung spielt in Berlin. Hier in der Eifel, so die Autorin, würde die Geschichte auch nicht funktionieren: „Das, was den beiden Mädchen im Roman passiert, ist nur in einer sehr großen Stadt wie Berlin möglich, wo die soziale Kontrolle fehlt.“ Denn, verriet de Velasco, so komisch die schnodderigen Art der beiden Mädchen auf der Suche nach dem Leben und der Entjungferung auch oft ist – die Geschichte nimmt schließlich eine dramatische Wendung.

Vom Publikum gefragt, erklärte die Jungschriftstellerin auch, wie sie auf ihr Thema kam. Die tatsächliche Handlung, sagt sie wiederum offen,  habe sich erst beim Schreiben selbst ergeben. Aber: „Das Motiv des »Ersten Mals« hat mich fasziniert. Das erste Mal Sex ist so etwas wie ein modernes Übergangsritual geworden.“ Daraus sei die Idee entstanden, erklärte die Autorin, zwei Mädchen zu erfinden, die mit dem Druck und der Überforderung, die das „Erste Mal“ auch bedeutet „ganz unerhört“ umgehen. Die alles ausprobieren, um „zu lernen“ – und um sich unverwundbar zu machen.

Ihr Debütroman „Tigermilch“ brachte Stefanie de Velasco nicht nur Preise und Stipendien ein: „Ich habe auch gerade ins Ausland verkauft“, berichtete sie und nannte einige europäische Länder. Damit dürfte dann ihr großer Traum endgültig in Erfüllung gegangen sein: „Ich wollte immer schon schreiben“, erzählte sie dem Lit.Eifel-Publikum, „ich möchte die Menschen mit meiner Geschichte in ein Reich entführen und so faszinieren, dass sie da nicht mehr weg wollen.“ Genau das passiere ihr nämlich immer beim Lesen. De Valescos dunkle Augen funkelten, als sie ergänzte: „Das kann nur Literatur, dass man einfach verschwindet. Wie in einer Zeitmaschine – das ist einfach verrückt, das ist irre.“

Eben diese Faszination möchte auch das junge Literaturfestival Lit.Eifel wecken und fördern. Mit Veranstaltungen in der gesamten NRW-Nordeifel sowie Ostbelgien locken die Veranstalter das Publikum nicht nur in immer neue Geschichten und Aktionen, sondern auch an außergewöhnliche Veranstaltungsorte. So geht es etwa am kommenden Samstag, 19. Oktober weiter mit einem „Poetry Slam“ in Schleiden-Vogelsang. Am Sonntag, 27. Oktober liest Oliver Lück in einem Gelenkbus, der in Heimbach startet, aus seinem Buch „Neues vom Nachbarn“. Alle Termine und Infos zur Lit.Eifel gibt es im Internet unter: www.lit-eifel.de.

pp/Agentur ProfiPress