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„Bürgerbus“ für Mechernich ungeeignet?

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick hatte den Heimbacher Bürgerbus-Vereinsvorsitzenden und Kommerner Museums-Landwirtschaftsmeister Gerd Linden zum Vortrag in den Mechernicher Stadtrat eingeladen – Erfolgsstory mit 44 ehrenamtlichen Fahrern, 1,8 Millionen Kilometern und 250 000 Fahrgästen

15 der 103 NRW-Bürgerbus-Vereine nahmen 2011 am Heimbacher Bürgerbus-Jubiläum teil. Einen Teil ihres Fuhrparks fuhren sie zum Erinnerungsfoto auf der Staumauer der Rurtalsperre zusammen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich – Ist das Heimbacher Bürgerbus-Modell auch auf die Stadt Mechernich übertragbar? Seit 1986 chauffieren in der wesentlich kleineren Nachbarstadt bis zu 44 ehrenamtliche Fahrer (zurzeit elf Frauen und 33 Männer) Kindergartenkinder, Schüler und erwachsene Fahrgäste wo immer sie hinwollen oder müssen im Stadtgebiet. Und zwar während bis zu vier Fahrtakten pro Tag.

Das Erfolgsmodell „Bürgerbus Heimbach“ ist ein fester ÖPNV-Bestandteil in der zum Kreis Düren gehörenden Nachbarkommune. Ein Anrufsammeltaxensystem wie in Mechernich gibt es nicht zusätzlich. Auch keine Konkurrenz zu „großen“ Bussen. Der Bürgerbus dient auch als Zubringer zu der das Stadtgebiet Heimbach durchkreuzenden Großbuslinie Düren-Schleiden. Außerdem bedienen Bürgerbus und ehrenamtliche Fahrer als Shuttelbus die Urfttalsperre im Nationalpark.

Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick hatte am Dienstag mit dem Heimbacher Ratsherrn, Düttlinger Ortsvorsteher und Kommerner Museumslandwirt Gerd Linden einen prominenten Vertreter des Heimbacher Bürgerbusvereins in den Mechernicher Stadtrat eingeladen. Linden berichtete sehr mitreißend von den Erfolgen seines Vereins, sagte aber auch, wo die Schwierigkeiten liegen.

Und das machte die Mechernicher Politiker erst einmal skeptisch, ob das Bürgerbusmodell auch rund um den Bleiberg funktionieren würde. Erstens sei die Stadt Mechernich bald dreimal so groß wie Heimbach. Linden: „Es gibt Kommunen dieser Größenordnung in NRW, in denen der Bürgerbus trotzdem funktioniert, allerdings muss man da zwei, drei Bürgerbusse einsetzen.“

Zweitens muss man einiges unternehmen, um ehrenamtliche Bürgerbusfahrer zu rekrutieren und bei der Stange zu halten. Darauf ist Gerd Linden für die Stadt Heimbach besonders stolz, dass viele Bürgerbusfahrer zum Stammpersonal stießen, als ihre eigenen „Pänz“  zum Kindergarten gefahren werden mussten. Viele hätten dann wieder aufgehört, so Linden, aber viele seien eben auch dabei geblieben. Zusammenhalt, Solidarität und ein gesellschaftlich eher großzügiges Vereinsleben gehören beim Heimbacher Bürgerbusverein dazu.

Was die Kosten angeht, so gelte es in Heimbach ein Defizit von mehreren Zehntausend Euro abzudecken, wobei Kreis Düren und die Verkehrsgesellschaft RVE (Regionalverkehr Euregio Maas-Rhein) behilflich seien. Da Mechernich alleine 350 000 Euro als jährliche ÖPNV-Kreisumlage zahle, so Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, mache ihm die Finanzierung eines Bürgerbussystems in Mechernich die wenigsten Sorgen.

Pro neuem  Bürgerbus schieße das Land NRW bis zu 32 000 Eurozu, berichtete Gerd Linden. Zehn- bis 15 000 Euro müsse man sich bei einer Neuanschaffung dann noch sponsern lassen.

Aus den Äußerungen der Politiker unterschiedlicher Couleur im Mechernicher Stadtrat war allerdings eindeutig herauszuhören, dass man der fast 28 000 Einwohner zählenden Bevölkerung einen solchen solidarischen Schulterschluss wie in Heimbach eher nicht zutraut. Doch auch in dem Punkt machte Gerd Linden den Mechernichern Mut: „Was Sie brauchen, das ist ein Anfang. Ein am besten völlig neutraler Mensch, der sich engagiert und zum Motor wird, und um ihn herum eine kleine Gruppe, die ihn auf Biegen und Brechen unterstützt. Das ist der Anfang, und das Erfolgsrezept!“

Gerd Linden und seine Mitstreiter hatten im vergangenen Jahr im Heimbacher Jugendstilkraftwerk das 25jährige Bestehen des Heimbacher Vereins mit Gästen aus ganz NRW gefeiert, darunter Vertreter von 15 der insgesamt 103 anderen nordrhein-westfälischen Bürgerbus-Vereine und Horst Becker, Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium.

Um den Betrieb des Bürgerbusses Heimbach zu gewährleiten, investieren die ehrenamtlichen Fahrer rund 1800 Stunden und 55 000 Fahrkilometer im Jahr. Linden: „Insgesamt wurden seit 1986 knapp 1,8 Millionen Kilometer gefahren, und an die 250.000 Fahrgäste befördert – das entspricht der 43-fachen Einwohnerzahl Heimbachs.“ Alleine im vorvergangenen Jahr wurden von den derzeit 44 Fahrern knapp 11.000 Personen transportiert.

Die Ratsherren Peter von Wilcken („Es hat mir sehr gut gefallen“) und Oliver Totter („Vielen Dank für diese tolle Info“) waren beeindruckt, die Vertreter der großen Parteien äußerten sich eher abwartend bis skeptisch, ob man Ähnliches in Mechernich überhaupt „andenken“ solle.

pp/Agentur ProfiPress